Mangel an Strategie?
Hamburg, Oktober 2004 - WebCT, in den USA beheimateter internationaler Player unter den (Hochschul-) Lernplattform-Anbietern, zählt bereits mehr Kunden in osteuropäischen Ländern als in Deutschland. Mit Heinz-Lorenz Reiff-Schoenfeld, Geschäftsführer der Lerneffekt GmbH, die WebCT hierzulande vertritt, sprach CHECKpoint eLearning über die Vorzüge der Plattform und die Schwierigkeiten in der deutschen Hochschullandschaft.
Was prädestiniert die WebCT-Plattform für den Einsatz an Universitäten und Instituten?
Reiff-Schoenfeld: WebCT ist 100% für die akademische Lehre entwickelt und wird sich auch in der Zukunft hierauf konzentrieren. Durch die weltweit große Anzahl langjähriger Kunden und die intensive Kontaktpflege sowie die Einbeziehung der Kunden in die Produktentwicklung z.B. durch das Produkt Advisory Board mit ca. 15 Vertretern namhafter Universitäten aus aller Welt .
WebCT legt sehr großen Wert auf einfache und intuitive Bedienbarkeit bei gleichzeitiger Flexibilität für die Benutzung durch Lehrkräfte mit unterschiedlichen Computer-Skills. Das Lizenzmodell und die Produktlinien Campus Edition und Vista, das 1. Academic Enterprise System, bieten preiswerte Einstiegslizenzen für kleinere Institutionen als auch die Möglichkeit, große Konsortien auf einer zentralen Serverinstallation mit lokaler Kontrolle zu verwalten.
Das herausragende Beispiel ist hier das Universitysystem in Georgia, USA mit 47 akademischen Institutionen, die gemeinsam einen WebCT Vista Server betreiben. In unserer Region sind hier der Swiss Virtual Campus, ELCH eLearning Consortium Hamburg oder die Universität Wien hervorzuheben. Beispielhaft ist auch der hervorragende WebCT Support für Admins, Lehrkräfte und Studenten.
Welche Rolle spielt das Angebot standardisierter Schnittstellen?
Reiff-Schoenfeld: WebCT Software ist offen und kompatibel zu den Standards wie IMS und Scorm, LDAP, Java usw. Diese Offenheit und Erweiterbarkeit über offene Schnittstellen wird zunehmend wichtig in dem Maße wie das eLearning aus dem Experimentierstadium, in welchem es bei uns vielfach noch verharrt, herauskommt und Bestandteil des Regelbetriebs der akademischen Lehre als Blended Learning oder Distance Education wird.
Die Integration einer Lernplattform in das Uniportal, das Campus Management, die Bibliothek usw. stellt dabei eine Notwendigkeit für eine Abwicklung neuer Verwaltungsprozesse in einer sich rasch verändernden Hochschulwelt dar. Ebenso wird es extrem wichtig sein, dass Inhalte und Learning Objects auf verschiedenen Plattformen eingesetzt werden können, um die Investitionen in die Contententwicklung nachhaltig zu sichern.
Open Source Software ist hier alles andere als offen. Die Standards werden hier meist nicht wirksam unterstützt. WebCT arbeitet aktiv in den Standardisierungsgremien wie IMS Organisation und ADL Scorm mit und ist von diesen zertifiziert. WebCT garantiert seinen Kunden die Implementierung offiziell verabschiedeter Standards innerhalb von drei Monaten.
Stößt das Lizenzmodell, das auch einzelnen Lehrkräften den Einsatz anbietet, hierzulande auf Interesse?
Reiff-Schoenfeld: Partiell und vorwiegend für Lehrkräfte kleiner Institutionen und im beruflichen Weiterbildungsbereich. Unser diesbezügliches Angebot ist nicht unser Hauptgeschäft. Wir eröffnen hier denjenigen, deren Institutionen keine Notwendigkeit sehen eLearning Infrastruktur bereitzustellen, die Möglichkeit sehr preisgünstig Weltklasse-Software zu nutzen, ohne dass wir hiermit Geld verdienen wollen.
WebCT ist international sehr erfolgreich, in Deutschland ist die Zahl der Installationen allerdings überschaubar. Mit welchen Bedenken und Besonderheiten haben Sie es am deutschen Hochschulmarkt zu tun?
Reiff-Schoenfeld: Es gibt in Deutschland nur wenige Hochschule, die sich für die Implementierung eines Standard-LMS für die campusweite Nutzung durch Lehrkräfte und Studenten entschieden haben. Es gibt Hochschulen, an denen mehr als zehn Lernplattformen im Einsatz sind. Die teilweise nicht vorhandene eLearning-Strategie für die gesamte Institution führt auch dazu, dass viele Lehrkräfte, Gruppen oder Institute mit diversen Open Source Systemen oder Tools herumprobieren. Aber wenn es um eine hochschulweite Implementierung geht, werden Sie fast immer WebCt oder Blackboard finden, so z.B. bei dem Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz, der ETH Zürich, Hochschule Madgeburg, FU Berlin usw.