Lotaro will People Skills verbessern
München, September 2023 - (von Helen Duran) Lotaro ist eine Online-Trainingsplattform, die sich auf die persönliche Weiterentwicklung von MitarbeiterInnen spezialisiert hat. Das Startup will MitarbeiterInnen in Firmen interaktive Livetrainings anbieten und damit das gesamte Unternehmen auf ein höheres Leistungsniveau heben. Was macht das Startup anders als andere? Ein Interview mit der Gründerin Julia Kupke.
Was macht euer Startup? Welches Problem löst Lotaro?
Julia Kupke: Jedes Unternehmen strebt nach leistungsstarken Mitarbeitern. Über 90 Prozent des Arbeitsalltags beschäftigt man sich mit Soft-Skills wie Kommunikation, Verkauf, Führung, Motivation und Zeitmanagement. Daher ist es für Unternehmen von großer Bedeutung, diese Fähigkeiten zu stärken. Aktuelle Lösungen wie firmeninterne oder externe Schulungen sind zeitaufwendig und teuer. Und eLearning-Anbieter bieten keine zufriedenstellende Lösung, da das Format nicht den gewünschten Erfolg bringt. Wie kann man "People Skills" verbessern, wenn man sie nicht praktisch mit anderen Menschen übt, sondern lediglich Videos in doppelter Geschwindigkeit ansieht und nebenbei eMails beantwortet?
Aus diesem Grund haben wir eine Lösung entwickelt, die einerseits ein Format bietet, das einen enormen Lerneffekt in kürzester Zeit ermöglicht, und andererseits so einfach in den Arbeitsalltag integriert werden kann.
Kurz gesagt: Lotaro ist eine Livetrainingsplattform für People Skills, die unternehmensweit eingesetzt wird. Jeder Mitarbeiter hat Zugang zu interaktiven Livetrainings, die täglich in kleinen gemischten Gruppen mit ca. zehn Personen mit einer/m TrainerIn maximal zwei Stunden dauern. Typische Kurse behandeln Themen wie "Strukturierung von 1:1-Performance-Reviews", "Coaching-Fähigkeiten für Führungskräfte", "Verhandlungstaktiken erlernen" und "Storytelling im Verkauf" sowie viele andere.
Aber das gibt es doch schon längst!
Julia Kupke: Am Markt gibt es bereits viel Content, vor allem im Bereich eLearning, unzählige Videos mit beeindruckenden Effekten. Hier wird viel mehr Wert auf Masse statt Klasse gelegt: noch mehr Videos, größere Gruppen, bekanntere Moderatoren aus namhaften Unternehmen. Aber der Lerneffekt für den Einzelnen bleibt auf der Strecke.
Was ist eure Gründungsstory?
Julia Kupke: Mir war es wichtig, dass das Team an erster Stelle steht. Ideen ändern sich, der Markt verändert sich, aber die Zusammenarbeit als Team in den ersten Jahren und die sinnvolle Ergänzung der Fähigkeiten sind entscheidend für den Erfolg. Deshalb haben wir zuerst als Team zusammengefunden und sind dann gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen, bis wir mit unserer Trainingsplattform durchstarten konnten.
Was waren bisher eure größten Herausforderungen?
Julia Kupke: Wieder aufzustehen. Vor der Entwicklung unserer Trainingsplattform hatten wir einige Ideen im Kopf und sogar schon vielversprechende Umsätze generiert. Doch bei all diesen Ideen fehlte das Gefühl (und die Kennzahlen), dass wir ein Problem besser lösen als andere oder dass überhaupt ein signifikantes Problem besteht. Möglicherweise hätten wir damit auch Geld verdienen können, aber wir haben hohe Ansprüche an uns selbst und den möglichen Impact, den wir erzielen möchten und können.
Wo möchtet ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?
Julia Kupke: Unsere Idee entstand vor sechs Monaten. Heute haben wir ein technisch einwandfreies Produkt, eine wirklich tolle Auswahl an TrainerInnen und Kursen, die eine Kundenzufriedenheit (NPS Score) von über 60 aufweisen, und Kunden, die uns bereits vollständig finanzieren können. In dieser aktuellen Phase läuft es sehr gut. Dennoch ist es natürlich eine Herausforderung, in der aktuellen wirtschaftlichen Situation, in der Unternehmen Talente entlassen müssen, zunächst zusätzliche Kosten zu verkaufen.
In fünf Jahren möchte ich erreicht haben, dass ein Kandidat im Bewerbungsgespräch proaktiv nachfragt, ob die Firma denn Lotaro-Memberships anbietet, um sich bestmöglich weiterzubilden – es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, diese Möglichkeit als Arbeitgeber zu bieten.
Wie habt ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?
Julia Kupke: Ich lebe bereits seit über zehn Jahren in München. Daher habe ich natürlich auch mein Netzwerk hier, das fast ausschließlich aus Gründern besteht. Es ist immer wieder beeindruckend, wie hilfsbereit alle sind. Sei es beim Gewinnen von Pilotkunden, dem Knüpfen von Kontakten zu potenziellen Kunden, dem Austausch von Ideen oder einfach nur als Zuhörer, wenn es mal nicht so gut läuft. Ich bin sehr dankbar für diese Unterstützung.
Leider bietet München nicht wirklich sinnvolle finanzielle Unterstützung in Bezug auf Büroflächen. Auch wenn man heutzutage selten fünf Tage die Woche im Büro ist, ist es dennoch wichtig, gerade in der Anfangsphase so oft wie möglich zusammenzukommen. Die vermeintlichen "Startup-Büros" sind jedoch meist mit Logos großer Unternehmen beschriftet und stehen meist leer oder werden als "Innovations-Space" genutzt.
Schneller Exit oder langer Atem?
Julia Kupke: Uns geht es vor allem darum, etwas zu schaffen, das Mitarbeitern wirklich dabei hilft, sich sowohl in ihrer aktuellen Rolle als auch persönlich weiterzuentwickeln. Wir kommunizieren, verkaufen, motivieren und führen ein Leben lang. Daher ist unser Impact enorm. Diese Möglichkeit möchten wir jedem Talent bieten. Das steht an erster Stelle. Ob ein Exit uns dabei helfen kann, diese Vision umzusetzen, ist noch nicht absehbar.