Asynchrones Lernen

Ausbildung von Resilienzberater:innen im Blended Learning

Prof. Dr. Jutta HellerNürnberg, Februar 2024 - Der rasante Wandel mit immer neuen Herausforderungen und Trends fordert die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen. Auch der Weiterbildungsmarkt für Coaches, Personal- und Organisationsentwickler:innen boomt – unter anderen wächst die Nachfrage nach Expert:innen, die Unternehmen sowohl bei der Resilienzstärkung von Mitarbeitenden und Teams als auch bei der Entwicklung einer resilienten Organisation unterstützen können. Doch wie lässt sich die Qualität der verschiedenen Weiterbildungsangebote beurteilen? Eine der etabliertesten Qualifikationen im deutschsprachigen Raum ist die Zertifikatsausbildung zum/zur Resilienzberater:in in der Akademie Prof. Heller. Prof. Jutta Heller gibt Einblicke in ihr didaktisches Konzept.

Prof. Heller, Sie bieten die Ausbildung für Resilienzberater:innen bereits seit 2015 an. Hat sich in diesen acht Jahren Ihr Konzept verändert?

Prof. Dr. Jutta Heller: Die Coronakrise hat den Berater- und Ausbildungsmarkt generell verändert. Die Nachfrage nach Online-Angeboten ist auf einem hohen Niveau geblieben, denn sie bietet zahlreiche Vorteile, beispielsweise die Reduzierung der Reisekosten und einen besseren ökologischen Fußabdruck der Weiterbildungsmaßnahmen. Viele der Teilnehmenden können Online-Angebote außerdem einfacher in ihren Arbeitsalltag integrieren. Ich hatte im Zuge der Coronakrise mein Ausbildungskonzept in ein Blended Learning-Konzept umstrukturiert und die Resonanz war so positiv, dass ich dieses Konzept beibehalten habe.

Dann sind Online-Weiterbildungen aus Ihrer Sicht gleichwertig mit Präsenz-Weiterbildungen?

Prof. Dr. Jutta Heller: Sofern sie didaktisch gut gemacht sind: Ja! Ich bringe aus meiner Zeit als Hochschulprofessorin viel Erfahrung mit Didaktik in der Erwachsenenbildung mit und habe einen Mix erarbeitet, der die Stärken und Schwächen der verschiedenen Formate berücksichtigt. Meine Maxime: Ein Formatwechsel darf nie zu Lasten der Qualität gehen. Wo Online an seine Grenzen kommt, setze ich deshalb nach wie vor auf Präsenz.

Aus welchen Elementen besteht Ihr Blended Learning-Konzept?

Prof. Dr. Jutta Heller: Die drei großen Themenblöcke "Persönliche Resilienz", "Team-Resilienz" und "Organisationale Resilienz" vermittle ich in Live-Online-Trainings, ergänzt durch die interaktive Lernplattform blink.it und die Arbeit in Peer-Gruppen. Die Ausbildungsinhalte zur Rolle als Resilienzberater:in erarbeite ich mit den Teilnehmenden in einem Präsenzmodul. Für die Zertifizierung erstellen die Prüflinge eine schriftliche Abschlussarbeit und absolvieren eine praktische Prüfung, ebenfalls in Präsenz.

Wie laufen die Online-Trainings ab?

Prof. Dr. Jutta Heller: Bei Online-Trainings ist es eine größere Herausforderung, die Konzentration hochzuhalten. Deshalb setze ich ein breites Spektrum verschiedener Methoden ein und lege großen Wert auf Wissensvermittlung in Verbindung mit "Tun". Beispielsweise arbeiten die Teilnehmenden zwischendurch zu zweit oder in Kleingruppen in digitalen "Breakout-Rooms" an speziellen Fragestellungen und biografischen Reflexionen, deren Ergebnisse wir in Kreisgesprächen gemeinsam teilen. In einem Chat können die Teilnehmenden gegenseitig an ihre Themen anknüpfen.

Welche Rolle spielt die digitale Lernplattform im Gesamtkonzept?

Prof. Dr. Jutta Heller: Eine wichtige didaktische Entscheidung war es, die jeweils dreitägigen Trainingsmodule in "2+1" zu splitten, das heißt auf zwei aufeinanderfolgende Trainingstage folgt eine mindestens zweiwöchige Pause bis zum dritten Trainingstag. In der Zwischenzeit rekapitulieren die Teilnehmenden den Stoff mit Hilfe der Lernplattform eigenverantwortlich bzw. in Peer-Gruppen. Unter anderem stelle ich Vertiefungsmaterial und viele Übungen zur Verfügung. Auch unterschiedliche Vorkenntnisse der Teilnehmenden lassen sich durch diese Form des asynchronen Lernens gut abfedern.

Warum findet das Modul "Rolle & Haltung" in Präsenz statt?

Prof. Dr. Jutta Heller: Hier geht es weniger um eine kognitive, sondern vielmehr um eine emotionale Ebene. Ausstrahlung und Souveränität beispielsweise kann ich nicht online trainieren. Außerdem setze ich bei der Visionsarbeit zur Klärung der künftigen Positionierung gerne persönliche Einzelgespräche ein oder unterstütze durch ein individuelles Einzelcoaching.

Für eine erfolgreiche Zertifizierung ist eine praktische Prüfungsarbeit Pflicht – was ist das genau?

Prof. Dr. Jutta Heller: Im Rahmen ihrer schriftlichen Prüfung konzipieren die Teilnehmenden eine rund 30-minütige Trainings- oder Coachingsequenz. Diese wird am Prüfungstag dann in der Gruppe absolviert und bewertet, unter anderem nach den Kriterien der persönlichen Wirkungsmittel, der Struktur, der Mediennutzung und dem Umgang mit den Teilnehmenden.

Wie sichern Sie die Qualität Ihrer Ausbildung?

Prof. Dr. Jutta Heller: Ich bilde mich auch selbst intensiv weiter, bin offen für neue Formate und neue psychologische Erkenntnisse aus der Erwachsenenbildung. Außerdem ist mir Selbstreflektion wichtig, beispielsweise auf Basis des Feedbacks der Teilnehmenden meiner Ausbildungskurse.

https://youtu.be/gPEK3y6n2Ms
Quellennachweis