"Wir erinnern, was uns bewegt, schockiert oder begeistert"
Stuttgart, Oktober 2007 - Der IT-Trainings-Anbieter Know How! AG hat sich viele Gedanken gemacht, wie sich Qualifikationsmaßnahmen lebendiger und kurzweiliger gestalten lassen. Das Fazit: Der Einsatz von zwei Trainern in einer sogenannten Doppelmoderation zahlt sich aus. Carmen Diebolder, freie Trainerin der Know How! AG stand diesbezüglich der freien Redakteurin Bettina Meister Rede und Antwort.
Um Mitarbeiter in Unternehmen zu qualifizieren, führten Sie für Kunden aus diversen Branchen bereits mehrmals erfolgreich das Roadshowkonzept durch. Worin besteht dieses Konzept?
Carmen Diebolder: Den Hauptkern dieses Konzeptes bildet eine Informationsveranstaltung, die je nach Kundenbedürfnissen unterschiedliche Komponenten enthält. Ergänzt wird die Veranstaltung z.B. mit Unterlagen, die den Teilnehmern als Nachschlagewerk dienen, mit Web Based Trainings (WBTs), kleineren Seminaren und VIP-Betreuung.
Bis zu welchen Gruppengrößen führten Sie die Roadshows durch?
Carmen Diebolder: In den letzten Jahren habe ich in unterschiedlichsten Unternehmen Mitarbeiter mit dem Roadshowkonzept qualifiziert. In den Informationsveranstaltungen wurden zeitgleich bis zu 400 Mitarbeiter über neue Themen informiert. Bei einem solch großen Auditorium ist es jedoch von Vorteil, die Veranstaltung mit zwei Referenten durchzuführen.
Welche Gründe sprechen für zwei Referenten?
Carmen Diebolder: Zum einem gestalten zwei Trainer eine solche Veranstaltung unterhaltsamer und lebendiger als ein Trainer. Der Stimmwechsel und die unterschiedlichen Trainerpersönlichkeiten machen das Ganze zu einem größeren Erlebnis für die Mitarbeiter. Die beiden Moderatoren werfen sich auf der Bühne verbal die Bälle zu. Die Veranstaltung wird zu einem lebhaften, spannenden und vor allem wirkungsvollen Event.
Der Eventcharakter ist ein wesentlicher Faktor wenn es darum geht Wissen langfristig bei den Mitarbeitern in der Praxis zu verankern. Dieses möchte ich Ihnen an einem kurzen Beispiel vorführen. Dazu eine kleine Frage an Sie: Was haben Sie genau vor 14 Tagen zu Abend gegessen?
Genau vor 14 Tagen? Daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Tut mir leid.
Carmen Diebolder: Dann gleich die nächste Frage, die Sie mir bitte nur mit ja oder nein beantworten: Können Sie sich an ein sehr schönes Ereignis in Ihrem Leben erinnern?
Ja, selbstverständlich.
Carmen Diebolder: Und erinnern Sie sich dabei noch sehr gut an die Details? Sehen Sie das Ereignis noch in Bildern vor sich, hören Sie noch die Geräusche, oder spüren Sie Ihre Emotionen wieder, die sie dabei erlebten?
Ja, sehr gut sogar.
Carmen Diebolder: Prima, dass Sie sich daran erinnern. Und genau dieses Prinzip verwenden wir bei einer Doppelmoderation. Wir Menschen können uns immer dann sehr gut erinnern, wenn uns etwas bewegt, schockiert oder begeistert. Alles, was wir mit Emotionen verbinden, bleibt nachhaltig und langfristig in unserem Gedächtnis. Und genau diesen Effekt erreichen wir bei den Teilnehmern durch eine bewegte Informationsveranstaltung mit zwei Trainern.
Okay, dass zwei Trainer abwechslungsreicher moderieren können als einer, leuchtet ein. Kann ein einzelner Referent nicht auch ein toller Entertainer sein, und das vermutlich zu einem günstigeren Preis als ein Doppelteam?
Carmen Diebolder: Jetzt kommt es auf die Gruppengröße und das Ziel der Veranstaltung an. Das Ziel der Kunden bei einem solchen Event ist es Wissen nachhaltig zu vermitteln, damit dieses in der Praxis langfristig zur Anwendung kommt. Und genau dieses erreichen wir mit zwei Referenten, welches in Bezug auf den Gesamtnutzen, kostengünstiger für den Kunden ist.
Hierzu sollte ich kurz erklären, wie Menschen Informationen aufnehmen - und somit auch lernen. Wir sprechen von drei unterschiedlichen Lerntypen: dem visuell, dem auditiv und dem kinästhetisch Lernenden. Visuell lernende Menschen nehmen Informationen hauptsächlich über das Sehen auf. Für diese Menschen ist es sehr wichtig, Informationen in Form von Bildern zu erhalten, sie brauchen eine Orientierung und vor allem auch den Blickkontakt zum Referenten.
Bei einer kleinen Gruppe ist dies relativ einfach zu gewährleisten. Bei einer größeren Gruppe von Seminarteilnehmern ist dies für einen Trainer sehr schwierig. Zwei Trainer erreichen die Aufmerksamkeit der Zuhörer bzw. "Zuseher" wesentlich einfacher, denn auch der Trainer, der gerade nicht moderiert, kann zu den Teilnehmern Blickkontakt halten.
Gut, damit haben Sie mit zwei Trainern die visuell wahrnehmenden Menschen in Ihren Bann gezogen. Wie sieht es mit den auditiv Lernenden aus, also mit den Mitarbeitern, die bevorzugt Informationen über das Hören aufnehmen? Ist es hierfür wichtig, dass der Referent mit einer guten Sprechmodulation und einer guten Stimme spricht?
Carmen Diebolder: Absolut richtig. Es gibt aus meiner Sicht nichts Ermüdenderes, als einem Referenten zuzuhören, der sehr monoton spricht. Bei einer Doppelmoderation gewähren allein schon die unterschiedlichen Stimmen der beiden Referenten eine höhere Aufmerksamkeit.
Der zweite Aspekt im Lernverhalten eines sehr stark ausgeprägten auditiven Menschen ist, ihm während des Lernens die Möglichkeit zum Sprechen zu geben. Bei einer kleinen Gruppe kann ein Referent sehr gut, z.B. durch Fragestellungen, mit den Teilnehmern kommunizieren. Er bemerkt schnell, wenn jemand etwas sagen möchte.
Bei einer größeren Gruppe wird das durch die Anzahl der Teilnehmer wesentlich schwieriger. Hier können zwei Dozenten die auditiv Lernenden sehr gut aktivieren, denn einer der Dozenten kann stets beobachten, welcher der vielen Teilnehmer sich mitteilen oder eine Frage stellen möchte, und kann diesen ins Boot holen.
Für den einen oder anderen Teilnehmer ist es doch sicherlich erstaunlich, dass innerhalb eines großen Auditoriums Menschen Fragen stellen oder beantworten?
Carmen Diebolder: Ja, da haben Sie recht. Auch wir stellen ab und an bei so manchem Teilnehmer erstaunte und neugierige Blicke fest, sobald andere Zuhörer sich zu Wort melden. Wie gesagt, es gibt Menschen die Informationen durch Sprechen aufnehmen und dies auch gerne kund tun. Zum anderen ist es aber auch eine Frage der Persönlichkeit, ob Menschen sich aus einer Gruppe hervorheben möchten oder nicht.
Der dritte Lerntyp, der kinästhetische, steht jetzt noch aus.
Carmen Diebolder: Ja, der kinästhetisch Lernende. Für ihn ist es vor allem wichtig, dass Informationen mit Emotionen verankert werden. Er probiert bevorzugt Dinge aus und ist gerne in Bewegung.
Was genau verstehen Sie unter "ist gerne in Bewegung"?
Carmen Diebolder: Eine einfache Möglichkeit der Aktivierung von Teilnehmern ist es, z.B. eine Abfrage über ein Handzeichen vorzunehmen. Alleine das Bewegen des Armes reicht für den Zuschauer schon aus, sich aus einer bestehenden Sitzhaltung zu lösen. Des Weiteren können vor allem zwei Trainer durch Positionswechsel im Raum Bewegung und Aufmerksamkeit in die Teilnehmergruppe bringen. Was wiederum durch einen ständigen Bild- und Ansichtswechsel auch dem visuell Wahrnehmenden dazu dient Informationen leichter aufzunehmen.
Und wie sieht es mit Emotionen aus?
Carmen Diebolder: Emotionen kann man auf unterschiedliche Art und Weise mit jeder Information verbinden. Sei es durch eine persönliche Erfahrung oder z.B. durch folgende Formulierung: "Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor..." Durch diesen Satz erreichen wir, dass sich die Zuhörer in den Praxisfall hineinversetzen und ihn nachvollziehen können. Auch der Spannungsaufbau ist für einen kinästhetisch Lernenden sehr wichtig. Einer großen Gruppe Fragen zu stellen und das Warten auf die Antwort schafft Neugierde und Spannung bei den Teilnehmern. Der Dialog von zwei Trainern, ich nennen diese mal "Entertrainer", macht aus einem Vortrag ein Event.
Ihr Fazit also: Die Kommunikation und das Zusammenspiel von Referenten und Teilnehmern spielt eine sehr große Rolle dabei, ob eine solche Veranstaltung zu einem Event und somit zu einem Erfolg wird.
Carmen Diebolder: Ganz genau. Und durch das Erleben des Events wird eine große Nachhaltigkeit und Verankerung des Gelernten in der Praxis erzielt.
Ab welcher Gruppengröße empfehlen Sie mit zwei Referenten zu arbeiten, um einen guten Wissenstransfer in der Praxis zu erreichen?
Carmen Diebolder: Für das Unternehmen zahlt sich eine Doppelmoderation bereits ab einer Gruppengröße von ca. 30 bis 40 Personen aus. Der verstärkte Lerneffekt gegenüber einer Einzelmoderation zeigt sich hier schon deutlich.
Welche Erfahrung haben Sie in Bezug auf Kollegen gemacht, was die Kompetenz für eine solche Doppelmoderation verlangt?
Carmen Diebolder: Sagen wir mal so - generell ist es für jeden Trainer eine große Herausforderung vor einem großen Auditorium zu sprechen. Die Praxis zeigt jedoch, dass ein Trainer im Umgang mit kleinen Seminargruppen von bis zu 20 Teilnehmern durchaus sehr erfolgreich sein kann, es ihm aber trotzdem nicht liegt, Vorträge vor großen Gruppen zu halten. Es ist eine andere Art und Weise der Kommunikation.
Selbst einige Trainer, die erfolgreich Vorträge vor über 500 Zuhörern halten, sehen ihre Stärke nicht in der Doppelmoderation. Gerade in der Doppelmoderation muss ein Trainer noch mehr Sensibilität zeigen. Sein Augenmerk und die volle Aufmerksamkeit dürfen nicht mehr nur bei den Teilnehmern und deren Reaktionen liegen, sondern müssen auch auf seinen Kollegen gerichtet sein.
Also benötigt die Doppelmoderation und diese Art der Mitarbeiterqualifizierung eine besondere Kompetenz und Persönlichkeit der Trainer?
Carmen Diebolder: Auf alle Fälle ja. Besonders, wenn ein Trainerteam richtig gut eingestellt ist, kann ein sehr dynamischer, spannender und charmanter Dialog entstehen, der für das Publikum eine große Bereicherung ist und die Veranstaltung wirklich zu einem unvergesslichen Event macht.
Roadshow-Info-Tage der Know How! AG:
am 05.11.2007 in Stuttgart
am 19.11.2007 in Düsseldorf
am 26.11.2007 in Frankfurt