Deutsche Initiative

Start für neue ISO-Qualitätsnorm

Berlin, April 2007 (von Anja Janus) - Der Grundstein für einen neuen ISO-Standard speziell für Bildungsanbieter ist gelegt. Am 27. März haben sich erstmals Vertreter des Technischen Komitees (TC 232) der Internationalen Normungsorganisation ISO in Berlin getroffen. Mit dem Normungsvorhaben "Bildungsdienstleistung für Weiterbildung und Training" soll die Qualität der Organisation von Bildungsanbietern und ihrer Maßnahmen transparenter und international vergleichbar gemacht werden. Das neue Komitee wurde von deutscher Seite initiiert und wird von Thomas Rau von der RKW Berlin GmbH geleitet.



Grundlage für das internationale Normungsvorhaben ist das deutsche Referenzmodell für Qualitätsmanagement für Bildungsunternehmen, die PAS 1037. Diese 2004 vom DIN Deutsches Institut für Normung e.V. veröffentlichte Spezifikation (publicly available specification = PAS) beschreibt unter anderem das Management der Bildungsorganisationen, die Qualifikation der Mitarbeiter, und Lehrenden, die Lerninfrastruktur, Konzept, Durchführung und Evaluation der Bildungsangebote, Messinstrumente für den Bildungserfolg sowie räumliche Rahmenbedingungen.

Die RKW Berlin GmbH hat 2004 nach der PAS 1037 das Qualitätsmanagementsystem QM STUFEN-MODELL entwickelt, nach dem sich Bildungsträger schrittweise zertifizieren lassen können. Das Zertifikat wird von der Bundesagentur für Arbeit neben dem internationalen Standard ISO 9001:2000 für Qualitätsmanagement anerkannt. Erst 2006 erhielt die PAS noch einen Anhang für die Fernlehre.

Große Resonanz für ISO-Vorhaben

Dass die PAS 1037 nun ein internationales Normungsvorhaben anstößt, trage der wachsenden Liberalisierung der Bildungsmärkte Rechnung. Im Zeitalter der Globalisierung sei Qualitätssicherung in der Weiterbildung ein zentrales Thema für alle Länder, so der Vorsitzende des ISO-Komitees Rau. "Moderne Wissensökonomie braucht international vergleichbare Standards."


Die große Resonanz auf das Vorhaben bestätige den Bedarf, glaubt auch Holger Mühlbauer, Geschäftsführer des Normungsausschusses Gebrauchstauglichkeit und Dienstleistungen des DIN und Sekretär des neuen ISO-Komitees. 25 Länder aus fünf Kontinenten würden sich am Komitee beteiligen. Neben den großen Bildungsexporteuren USA, Großbritannien und Australien, sitzen unter anderem auch Japan und Südkorea mit am Tisch, die Türkei und Ghana haben großes Interesse bekundet.

ISO für Qualität im eLearning greift nicht weit genug

Einen internationalen Standard für das Qualitätsmanagement von Aus- und Weiterbildungsprozessen unter besonderer Berücksichtigung des eLearning gibt es bereits: die ISO 19796-1, die auf der PAS 1032 beruht. Der erste Teil der Norm wurde Ende 2005 veröffentlicht, drei weitere sollen folgen, als letztes ein international gültiges Qualitätsmanagementsystem, das bestehende nationale harmonisiert.


Christian Stracke von der Universität Duisburg-Essen, der die dafür zuständige ISO-Arbeitsgruppe leitet, glaubt, dass die ISO 19796 für alle Bildungsunternehmen anwendbar ist, nicht nur für reine eLearning-Anbieter. Doch die Bildungsanbieter der neuen ISO-Initiative sehen das anders.


Walter Brückner, Geschäftstellenleiter der RKW Berlin GmbH, die Bildungsträger nach dem QM STUFEN-MODELL zertifiziert, geht es vor allem um wirkungsvolle Messverfahren für den Bildungserfolg und die Kundenzufriedenheit, die Vergleichbarkeit von Prüfungen oder die Lernerdiagnose. -žModerne Lernformen fließen zwar in das neue Normungsvorhaben mit ein, aber die neue ISO-Initiative greift viel weiter, da es sich um die gesamte Weiterbildung dreht-œ, argumentiert auch Mühlbauer.

Es gehe eben um die Qualität der Unternehmensprozesse, nicht des einzelnen Kurses. Ob die neue ISO-Norm die ISO 9001 ersetzt, nach der sich viele Bildungsanbieter auch von eLearning zertifizieren lassen, wird sich zeigen. "Es wird immer mehrere Angebote geben", so Mühlbauer. Das Bildungsunternehmen muss letztlich entscheiden, welche Norm und welches Zertifizierungsverfahren vorteilhafter ist.

Zielmarke: 2010

Das neu gegründete ISO-Komitee will als erstes Basisstandards entwickeln. Dazu ist am 27. März bereits eine Arbeitsgruppe, ebenfalls unter deutscher Leitung, gebildet worden. In einem zweiten Schritt geht es um Branchen spezifische Standards. Welche Branchen Bedarf anmelden, wird sich zeigen, auf jeden Fall soll es eine Norm für Sprachschulen geben. Auch eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe hat sich gleich beim ersten Treffen gebildet. Sie soll bis Ende 2007 bereits bestehende Standards für Bildungseinrichtungen analysieren und ermitteln, welcher Normungsbedarf besteht. Die Vertreter des Normungs-Komitees haben sich zudem ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: 2010 soll die ISO-Norm fertig sein.