Ganzheitliche Bildungskonzepte für die chinesische Lehre
Flensburg, Mai 2009 - Vor gut einem Jahr starteten die Fachhochschule Lübeck und die Universität Flensburg ein gemeinsam getragenes Forschungsprojekt zur Entwicklung eines hochschuldidaktischen Workshops für chinesische Professorinnen und Professoren. Das Projekt ist interkulturell angelegt, Methodik und Didaktik der Hochschulen in beiden Ländern sollen verglichen und optimiert werden. Der vorgelegte Zwischenbericht unterstreicht mit seiner Evaluation den ersten Erfolg des Projektes.
Prof. Dr. Joachim Litz von der Fachhochschule Lübeck nahm den Zwischenbericht der Entwicklungs- und Begleitforschung zu diesem Projekt von Dr. Steffen Kirchhof entgegen. Für den Leiter des Zentrums für Wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) an der Universität Flensburg ist klar, dass China und Deutschland das gleiche Anliegen haben: Ein ganzheitliches Bildungskonzept in der Hochschullehre, bei dem die Entfaltung des Persönlichkeit und die Förderung von Kompetenzen im Vordergrund steht.
Während es in Deutschland zu diesem Themenfeld schon viele elaborierte Konzepte gibt und eher Umsetzungsfragen im Detail diskutiert werden, steht in China die Suche nach kulturell geeigneten Konzepten in Vordergrund.
Didaktik und Methodik in der Hochschule unterscheiden sich in beiden Ländern grundlegend. Studierende aus China müssen sich umstellen, wenn Sie in Deutschland eine Hochschule besuchen. Weniger Vorlesung sondern mehr selbsttätiges Lernen ist gefragt. China wolle daher in der Bildungspolitik Anschluß an den Westen finden, erläutert Kirchhof.
Innerhalb des Projekts wurde ein Curriculum für eine Weiterbildungsmaßnahme entwickelt, welche chinesische Professorinnen und Professoren mit der in Deutschland praktizierten Methodik und Didaktik der Lehre vertraut macht.
Im vergangenen Herbst besuchten fünf Professoren der East China University of Science and Technology (ECUST) für zwei Wochen die Nordsee-Akademie in Leck und diskutierten mit Dr. Steffen Kirchhof sowie wissenschaftlichen und studentischen Mitarbeiterinnen der Universität Flensburg Aspekte und Problemfelder modernen Lehrens und Lernens in der Hochschullehre. Später wurde eine Woche gemeinsam in Shanghai an Themen der Umsetzung gearbeitet. Hierzu wurden die chinesischen Professoren in ihren Vorlesung besucht. Im kommenden Herbst werden zwölf weitere Professorinnen und Professoren aus China in Flensburg erwartet.
Der vorgelegte Zwischenbericht unterstreicht mit seiner Evaluation den ersten Erfolg des Projektes. So ist es gelungen, mit den chinesischen Professoren ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das eine ehrliche Diskussion über Problemfelder der Hochschullehre in China ermöglicht hat. Dem deutschen Team wurde ein breiter Aktionsradius mit großer Offenheit an der East China University ermöglicht. Die Erkenntnis der Workshops haben auf chinesischer Seite dazu beigetragen, das Thema in der Hochschule weiter zu diskutieren. Und auch für die deutsche Seite wurde der interkulturelle Austausch bedeutsam für die Einschätzung der eigenen Möglichkeiten und Grenzen moderner Hochschuldidaktik. Nicht zuletzt erwiesen sich Probleme der chinesischen Seite als Spiegel für die deutschen Fragen.
Seit drei Jahren werden an der Fachhochschule in Lübeck jährlich etwa 80 chinesische Studierende aufgenommen, um den zweiten Teil ihres Studiums in Lübeck in englischer Sprache zu absolvieren. Die in Lübeck gemachten Erfahrungen waren Auslöser für das von Prof. Dr. Joachim Litz beim Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) beantragten und bewilligten Projekt mit einer Laufzeit bis 2010.
Neben der FH-Lübeck, der ECUST-Universität und dem ZWW an der Universität Flensburg kooperiert als viertes wichtiges Projektmitglied die oncampus GmbH. Sie ist eine Ausgründung der Fachhochschule Lübeck und sorgt für umfassende eLearning-Services. Das eLearning nach der oncampus-Methode ermöglicht berufsbegleitendes und lebenslanges Lernen über große Entfernungen hinweg.