Podcast

"Learncasts" in der Pole Position

Siegfried LautenbacherMünchen, April 2006 - "Learncasts" nennt Beck et al. Services seine elektronischen Lerneinheiten via Podcasting. Erstmals vorgestellt hat der Münchner IT-Dienstleister sie auf dem 1. Deutschen Podcast-Kongress, den der eco Verband Anfang April in München veranstaltet hat. Ein Interview mit Geschäftsführer Siegfried Lautenbacher zu Konzept, Technik und Medienökonomie.



Beck et al. Services ist ein IT-Dienstleister. Warum befassen Sie sich mit Podcasting?


Lautenbacher:
Wir sind ein IT-Dienstleister und helfen unseren Kunden wann immer es Probleme in der IT gibt. IT-Support und Training sind für uns zwei Seiten einer Medaille. Wir haben dafür mal die Devise von der Einheit aus Helfen und Lehren geprägt. Wir kümmern uns um Support und hochwertige Lernlösungen. Neben Präsenztrainings und eLearning ist das informelle Lernen, zu dem das Podcasting gehört, ein wichtiger und schlüssiger Kanal für uns.

Das Spannende an Podcasts ist, dass der Anwender entscheidet wann er auf Informationen zugreift. Ferner kann man von mobilen Endgeräten auf Audio-Lerneinheiten zugreifen. Podcasting als Medienkanal kennt der Anwender im Business oftmals schon aus dem privaten Bereich. Das bringt Synergie. Es erleichtert die Akzeptanz für das neue Medium.

Sicherlich eignen sich nicht alle Lerninhalte für Podcasts, aber viele. Wir nutzen sie intern und mit Kunden vor allem im IT-Projektmanagement - immer stärker auch im Bereich der internen Kommunikation zur Informationsvermittlung. Podcasts sind ein ergänzender Kanal zu vielen anderen und er eignet sich für unsere Zwecke sehr gut. Unsere Kunden beraten wir auch dahingehend, wie man Podcasts sinnvoll in bestehende Lern- und Weiterbildungslösungen einbauen kann. Ferner implementieren wir diese Lösungen, unterstützen sie und halten sie lebensfähig.

Um sie leichter implementieren zu können, erweitern Sie Ihre Wissensvermittlungsplattform explicanto um bestimmte Podcast-Funktionen. Welche sind das?

Lautenbacher: Für elektronische Lerneinheiten via Podcasting haben wir den Begriff "Learncast" geprägt. Damit Unternehmen schnell von den Vorteilen der Learncasts profitieren, werden wir explicanto um Funktionen für die geordnete Erstellung und für das kontrollierte Verteilen von Lern-Podcasts erweitern. Die neue explicanto Version befindet sich derzeit in der Private-Beta, wird aber schon bald öffentlich zugänglich.

Um Unternehmen den Einstieg in die Nutzung von Learncasts zu erleichtern, wird die Plattform On-demand zur Verfügung stehen. Somit ist der Aufbau einer eigenen Infrastruktur nicht notwendig. Wer auf der Learncast-Seite seine eMail-Adresse eingibt, wird umgehend informiert, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, und kann dann das Angebot unverbindlich testen.

Was macht für Sie einen guten Podcast aus?


Lautenbacher:
Der Nutzen steht ganz vorn. Ich will als Anwender Business-Nutzen. Den bekomme ich durch verwertbare Informationen, die für den beruflichen Alltag wichtig sind. Podcasts müssen auch authentisch sein. Jedes aufgesetzte Getue ist sehr leicht zu spüren im Audioformat. Das ist - so wissen die Medienprofis - wie beim TV.

Wichtig ist auch, dass man professionell agiert. Dafür sind oft geschulte Sprecher notwendig, vielleicht nicht immer im Projektmanagement; Aber: Im hochwertigen Weiterbildungs-Content oder für das Marketing kommt man ohne trainierte Sprecher nicht sehr weit. Außerdem: Gute Technik und deren professioneller Einsatz sind selbstverständlich.

Der Mensch soll Newsletter lesen, Trainings besuchen, Printmedien lesen, Business-TV sehen und jetzt auch noch Podcasts hören und vielleicht auch noch selber erstellen. Was heißt für Sie Medienökologie? Gibt es ein Zuviel an Senden und Empfangen oder wie soll der einzelne mit den neuen Angeboten umgehen?


Lautenbacher:
Das ist ein wichtiger Punkt. Wir versuchen nicht nur im Businessleben immer stärker, Leerzeiten auszumerzen oder sogar Multitasking zu verlangen. Manchen Ehemännern wird ja zum Beispiel nachgesagt, gleichzeitig Radio zu hören, die Zeitung zu lesen, Abend zu essen und sich mit Frau und Kind zu unterhalten. Professor Geissler, einer der bekanntesten Zeitforscher Deutschlands hat dafür den Begriff des Simultanten, des Gleichzeitigkeitsmenschen, geprägt.

Unser Geschwindigkeitswahn führt hier zu absurden Blüten. Wo der Rhythmus verloren geht, ist auch kein nachhaltiges Lernen mehr möglich. Zeiten ohne direkte Beschäftigung sind eine notwendige Voraussetzung für Höchstleistungen. Wer alles gleichzeitig machen möchte, arbeitet nicht effektiv, er verzettelt sich. Gleichzeitigkeit führt uns nicht zu schnellerem Denken, sondern zu größerer Hektik. Deswegen ist das Vergessen und das gezielte Auswählen medienökologisch wertvoll. Ich muss also auch filtern und Wichtiges von Unwichtigem trennen.

Informelles Lernen und Podcasting speziell, finde ich in diesem Zusammenhang sehr medienökologisch. Denn: Man bestimmt selber wann man was wo lernt beziehungsweise hört. Man wird vom Programmdiktat, vom Curriculum befreit. Gerade Podcasting ist hier eine selbstbestimmte Form des Lernens, bei welcher der Lerner entscheidet, was er wann lernen möchte. Insofern fördert das Zulassen von informellem Lernen das, was wir von unseren Mitarbeitern immer fordern: unternehmerisches Denken und Handeln.