Anpassungsfähig

Handys - Vom Telefon zum Instrument für mobiles Lernen

München, November 2007 - (von Dr. Annegret Stegmann) In Deutschland werden in diesem Jahr 36,5 Millionen neue Handys verkauft, errechnete der Industrieverband BITKOM. Der mobile Markt bleibt auch in Zukunft dynamisch, prognostiziert das Fraunhofer ESK. Entwicklungen wie das Ultra Mobile Broadband, die mit noch vielfältiger einsetzbaren mobilen Pocket PCs einhergehen, schaffen neuen Spielraum für Mobile Learning. CHECK.point eLearning sprach mit Lars Müller vom Fraunhofer ESK.




In welche Richtung entwickelt sich das mobile Lernen mit dem Handy?

Lars Müller: Mobile Learning ist in erster Linie ein Schritt in Richtung eines personalisierten Lernens. Abhängig von der Umgebung können zielgerichtet Lektionen angeboten werden, z. B. bietet der Sprachkurs dem Lernenden beim Bäcker die richtigen Vokabeln für diese Situation.


Zum anderen ist das Mobiltelefon primär ein Kommunikationsgerät; auch wenn Fotos und Videos gemacht werden, dienen sie in der Regel der Kommunikation. Das Mobile Lernen wird daher interaktiver und kommunikativer werden. Insofern sind mobiles Wissenstests und Serious Gaming denkbar, aber auch die Ideen des Web 2.0 sind viel versprechend.

Welche Einsatzszenarien sind besonders zukunftsträchtig?

Lars Müller: Quantitatives Wissen lässt sich weiterhin nur schwer über die kleinen Displays vermitteln, aber sinkende Kosten und steigende Datenraten ermöglichen zukünftig multimediale Präsentationsformen wie Video Streaming. Ein mögliches Zukunftsszenario ist also der multimedial repräsentierte Lehrer, der mich persönlich kennt und mir im richtigen Moment zur Seite steht.

Das Fraunhofer-Institut ESK probiert mit dem eCoach ein solches Motivationstraining ja bereits aus. Wieso eignet sich das Handy besonders dafür?

Lars Müller: Morgens wird zuerst die Armbanduhr angelegt und dann das Mobiltelefon eingesteckt. Das Handy ist also ein allgegenwärtiger Begleiter. Dies ist für ein Motivations- und Verhaltenstraining entscheidend, da es auch in Situationen in denen die Motivation sinkt, verfügbar ist.


Im Gegensatz dazu muss bei klassischen webbasierten Lösungen der Lernende ein Webportal aufrufen oder zumindest die eMails auf seinem Rechner lesen, um in solchen Phasen überhaupt angesprochen zu werden. Die Kommunikation über das Handy ist also direkter und zeitlich näher am Geschehen. Gerade diese unmittelbare Interaktion mit dem Lernenden bietet den entscheidenden Ansatzpunkt für eine erfolgreiche Steigerung der Motivation.

Worauf ist bei der Gestaltung mobiler Inhalte vordringlich zu achten?

Lars Müller: Bei mobilen Inhalten sollte man darauf achten, dass Standardformate genutzt werden, die auch von den gängigen mobilen Endgeräten unterstützt werden. Vor allem bei visuellen Inhalten muss man auf die sehr kleinen Bildschirme Rücksicht nehmen. Möglichst viele Inhalte sollten akustisch vorhanden sein. Optimalerweise passt sich die Darstellung an die Umgebung an.


Durch ortssensitive Informationen wie z. B. bei Stadt- und Museumstouren können Inhalte gezielt mit Orten verknüpft werden. Vom Benutzer sollte möglichst wenig Eingabe, vor allem textuelle Eingabe verlangt werden. Falls Eingaben notwendig sind, sollten diese in Form von Multiple-Choice-Antworten stattfinden. Der mobile Benutzer und seine Umgebung bestimmen den Lernprozess. Lektionen sollten daher sehr kurz und jederzeit abzubrechen sein.