EU-Projekt zu PLE

Individuell und optimal lernen mit ROLE

Saarbrücken, September 2010 - Die nächste Generation von Lernlösungen wird sich noch viel stärker an den Nutzern, deren Wissensstand und Wissensbedarf sowie an ihrem individuellen Lernverhalten orientieren. Was konkret darunter zu verstehen ist, wie die persönliche, elektronische Lernumgebung der Zukunft aussehen kann und welche Rolle dabei das EU-Forschungsprojekt ROLE spielt, erklärt Dr. Volker Zimmermann, Vorstand der IMC AG.




Ein häufig genanntes Schlagwort, das in Zusammenhang mit Lernlösungen genannt wird, lautet "Personalisierung". Herr Dr. Zimmermann, was heißt das genau?


Dr. Volker Zimmermann:
Heute gibt es kaum noch ein großes Unternehmen, das nicht Lern- und Bildungstechnologien einsetzt. Auch die mittelständischen Organisationen setzen die Technologie ein. Meist, um Blended Learning Maßnahmen umzusetzen. Doch was dabei falsch gemacht wird, ist, dass man nicht genügend auf die individuellen Bedürfnisse eingeht - man will Skaleneffekte erreichen, indem man die Inhalte standardisiert und jedem Nutzer das gleiche anbietet. Moderne Lerntechnologien werden in Zukunft dieses Problem durch integrierte Intelligenz lösen.


Heute schon personalisiert man Lernpfade, stimmt individuelle Entwicklungs- und Karrierepfade in Talent und Learning Management Lösung ab. In Zukunft werden die Lernmanagementsysteme noch genauer wissen, was ihre Nutzer am Arbeitsplatz aktuell benötigen und werden ihnen exakt das anbieten, was sie brauchen. Dazu werden viele Profildaten über die Nutzer gesammelt. Zudem muss die Software vom Nutzer auch hinsichtlich Funktionalität, Medien und Lerndiensten anpassbar sein. Mit einem Wort: Die Software personalisiert das Lernen, man spricht auch von Personal Learning Environment.


Im Forschungsprojekt ROLE, an dem die IMC AG als Partner beteiligt ist, wird sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Können Sie uns kurz erläutern, was in ROLE erforscht wird?


Dr. Volker Zimmermann:
ROLE steht für Responsive Open Learning Environments und ist zur Zeit ein strategisches, wenn nicht sogar das wichtigste EU Forschungsprojekt im Bereich Lerntechnologien für Unternehmen. In ROLE wird von mehr als zehn exzellenten Forschungspartnern, zu denen aus Deutschland die RWTH Aachen, das Fraunhofer FIT, das Festo Lernzentrum und die IMC AG gehören, eine personalisierte, intelligente Bildungsumgebung entwickelt. Den Lernenden wird es ermöglicht, ihre eigene Lernumgebung so zusammenzustellen, wie sie es für sie am komfortabelsten und sinnvollsten ist. Dabei werden ihnen Lerndienste, Inhalte und Funktionalitäten empfohlen, die auf ihre Bedürfnisse am besten passen.


Die Dienste sind in Learning Management Systeme (LMS) und Soziale Netzwerke wie Facebook integrierbar, so dass sich diese Technologien auch optimal verbinden lassen. So wie Schüler und Studierende sich zu Hause ihre private Lernumgebung schaffen, in der sie sich wohl fühlen - wie die berühmte kuschelige Lernecke - so können sie sich künftig ihre persönliche, elektronische Lernumgebung schaffen, in der sie optimal lernen können. Unternehmen können ihre Angebote mit den persönlich ausgesuchten Lerndiensten kombinieren.


Wo sehen Sie den wichtigsten Fortschritt zu heutigen Learning Management Systemen?


Dr. Volker Zimmermann:
ROLE zielt auf einen Paradigmen-Wechsel von dem herkömmlichen Prinzip "Eine Lernumgebung für Alle" hin zu einem Angebot von Lerndiensten, die in einer "personalisierten Lernumgebung gebündelt werden", ganz nach Bedarf, Person, Wissenstand, Interesse des Unternehmen etc. Die Nutzer bekommen Standardangebote vom Unternehmen, die sie individuell für einen besseren Lernerfolg erweitern können. Dazu erhalten sie vom System Empfehlungen, sogenannte Recommendations, was ihnen in ihrem Lernprozess über das "Standardangebot" hinaus persönlich weiter hilft.


Wann werden die Ergebnisse im Markt ankommen und genutzt werden können?


Dr. Volker Zimmermann:
Das geht sehr schnell. Wir können heute Forschung nicht mehr sequentiell betreiben, sondern Forschung wird immer enger mit Produktentwicklung verzahnt. Wir sind derzeit bei IMC dabei, über Standards wie OpenSocial das CLIX System für die Welt der sozialen Lerntechnologien wie Twitter, Youtube, Facebook, uvm zu öffnen. Diese Dienste können dann in Lernszenarien und -pfade eingebettet werden. Weiterhin realisieren wir eine Art "Appstore" für Lerndienste, so dass Nutzer ihre vom Unternehmen oder Bildungsanbieter bereitgestellten CLIX Funktionen um eigene Wunschdienste individuell erweitern können.


Damit schaffen wir die Voraussetzungen für die Nutzung von Forschungsergebnissen aus Projekten wie ROLE, aber auch anderen F&E Aktivitäten innerhalb der IMC. Da die ersten Prototypen derzeit im Projekt evaluiert und in produktiven Umgebungen bei ausgewählten Unternehmen und Hochschulen erprobt werden, gehe ich davon aus, dass die ersten Ergebnisse aus den Forschungsaktivitäten noch Ende 2010, spätestens Anfang 2011 in Produkte der IMC AG einfließen werden. Das Lernen mit Technologie wird damit noch effizienter, sozialer und mehr Spaß machen als heute.