8. Learning World

Shaping the Future of Learning

Saarbrücken, Januar 2007 - Der frühere Learning Management Congress der IMC AG hat einen neuen Namen bekommen: am 14. und 15. Juni findet die 8. Learning World im dbb-Forum in Berlin statt. Titel des diesjährigen Kongresses: "Shaping the Future of Learning: Was bringt die Web 2.0 Innovationswelle?". CHECK.point eLearning sprach mit den drei Vorständen der IMC AG, Dr. Wolfgang Kraemer, Frank Milius und Dr. Volker Zimmermann über Inhalte und Auswirkungen der Innovationswelle.




Herr Dr. Kraemer, der mittlerweile achte Kongress der IMC AG hat sich das Motto "Shaping the Future of Learning: Was bringt die Web 2.0 und Podcast Innovationswelle?" gegeben. Ja, was bringt sie denn nun, diese Innovationswelle?


Wolfgang Kraemer:
Zunächst einmal bringt sie neue Impulse. In den letzten Jahren haben wir uns sehr intensiv damit beschäftigt, die technische Integration und die eher betriebswirtschaftlichen Funktionen von Lernplattformen zu verbessern. In diesen Bereichen lagen die für die Kunden wichtigsten Innovationspotentiale, die nun auch mehr und mehr Eingang in die betriebliche Praxis finden.


Parallel dazu hat sich - zunächst vollkommen unabhängig vom Thema eLearning - eine Art Grassroot-Bewegung im Internet gebildet, bei der aus reinen Nutzern "Prosumer" werden, also User, die sowohl Produzenten als auch Konsumenten von Informationen. Für eLearning bedeutet das, dass diesmal die Lernenden im Mittelpunkt der Innovation stehen.


Allerdings stellt sich die Frage - und ihr wollen wir auch auf unserem Kongress nachgehen - in welche Richtung sich die Innovationen bewegen werden. In der Eröffnungskeynote werden wir jedenfalls genau diese Frage als Impuls für die Diskussion in den Kongress jeweils aus Unternehmens- und aus Hochschulsicht einbringen.


Sie haben ihren Kongress umbenannt: aus "Learning Management Congress" wird "Learning World". Warum?


Volker Zimmermann:
eLearning und Learning Management haben sich aus einem Nischenmarkt heraus entwickelt und sind integraler Bestandteil von Lern- und Arbeitsprozessen geworden. Zudem kommen durch Web 2.0 viele neue Aspekte hinzu, die weniger mit "Management", aber sehr viel mit sozialen, informellen Lernprozessen zu tun haben. Insofern ist es nur konsequent, das Thema auch durch Umbenennung des Kongresses breiter aufzustellen.


Herr Milius, Sie haben auf dem Kongress im letzten Jahr erklärt, was Web 2.0 bedeutet. Was glauben Sie, welche Aspekte für eLearning besonders wichtig sein werden?


Frank Milius:
Gegenwärtig würde ich die wichtigsten Trends in der Produktion und in der Kooperation sehen. Wir erleben gerade, wie einfach es für jedermann wird, hochwertige, multimediale Inhalte selbst zu produzieren. Dabei gibt es durchaus Einflüsse, die gar nicht unbedingt aus dem Internet kommen: wenn Sie an den ungeheuren Erfolg der Hörbücher in den letzten Jahren denken, dann kann es kaum überraschen, dass auch im Internet Audioinhalte eine immer größere Bedeutung erhalten.


Mit den im Internet gegebenen Möglichkeiten des Abonnements, der Vernetzung sowie den immer größere Verbreitung findenden mobilen Playern sind Podcasts und auch Videocasts ganz sicher "the next big thing". Sie kommen unseren bisherigen medialen Nutzungsgewohnheiten sehr weit entgegen und haben deshalb auch keine Mühe, sich durchzusetzen.


Gleichzeitig möchte ich behaupten, dass wir auch so etwas wie eine Renaissance des Textes erleben: die mittlerweile Millionen zählenden Weblogs sowohl privater Autoren als auch Organisationen sind ein starkes Indiz dafür, dass das ganz normale geschriebene Wort ein wichtiger und bisher vielleicht unterschätztes Instrument im eLearning gewesen ist.


Ob Podcasts, Videocasts oder Weblogs: das Web 2.0 ermöglicht kooperative Lernszenarien in neuer Qualität auf Basis solcher Inhalte. Allerdings sei mir hierzu eine kritische Anmerkung gestattet: kooperative Lernszenarien gehören zu den Standardinstrumenten des eLearning von Anfang an, wurden aber bisher - zumindest in den Unternehmen - eher selten intensiv und noch seltener erfolgreich eingesetzt.


Möglicherweise ändert sich dies zusammen mit den Nutzungsgewohnheiten der Lernenden. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das klappt. Wenn Sie sich selbst die wirklich gut besuchten eLearning-Weblogs einmal anschauen, dann werden Sie feststellen, dass die meisten Beiträge keine oder maximal einen Kommentar aufweisen. Das gilt für Weblogs aus Deutschland nicht weniger als für solche aus den USA. Und von diesen wenigen Kommentaren sind viele sogar noch von Personen aus der engeren Community. Daran sieht man, dass der "gemeine User" ein eher passiver Leser ist.


Warten wir also ab, ob und mit welchen Mitteln Nutzer und Autoren es schaffen, lebendige und offene Communities zu formen und nicht nur eng begrenzte Buddy-Networks. Jeder Lehrer oder Trainer weiß: aktive Mitarbeit der Schüler und Seminarbesucher bekommt man nicht einfach so; das ist ein anstrengendes Geschäft, das sehr viel Erfahrung und konzeptionelle Arbeit erfordert. Wir sollten uns also davor hüten mit der neuen Technologie nun wieder einmal dem Irrtum zu verfallen, dass in Zukunft alles besser wird. Vielmehr liegt der Ball nun bei den Trainern und Dozenten und wir werden sehen, wie sie damit umgehen.