"Mit wenigen Klicks wieder handlungsfähig"
Freiburg i.Br., Februar 2018 - Je schneller Produkt- und Innovationszyklen werden, desto zügiger müssen wir im Arbeitsalltag agieren – und (dazu-)lernen können. Wir brauchen immer schnellere Antworten auf immer neue Fragen und zwar so reibungsfrei wie möglich. "Mit wenigen Klicks wieder handlungsfähig" – ist das Illusion oder Wirklichkeit? Die Lösung soll digital sein und individuell auf das Unternehmen zugeschnitten. Das heißt Fragen im Unternehmen vorauszudenken, damit die Antworten bei Bedarf eben tatsächlich per Klick parat stehen. Kurzum: Workplace Learning. Peter Miez-Mangold, Digital Learning Solutions der Haufe Akademie, hat CHECK.point eLearning dazu einige Fragen beantwortet.
Halten Sie Workplace Learning nur dann für Erfolg versprechend, wenn im Unternehmen bestimmte Voraussetzungen vorliegen, oder wird allein der steigende (Arbeits-)Druck dafür eine Akzeptanz schaffen?
Peter Miez-Mangold: Wir befinden uns in einer Zeit des Wandels und der immer schnelleren Produkt- und Innovationszyklen, in der die Halbwertszeit von Wissen beständig abnimmt. Dies stellt die Unternehmen vor die Herausforderung, dass immer schneller Antworten auf neue Fragen gefunden werden müssen!
Der steigende Zeit-und Arbeitsdruck bewirkt, dass in Unternehmen die Bereitschaft für neue Lösungen zunimmt. Inzwischen ist klar, dass viele der alten Lösungen in einer volatilen Welt nicht mehr funktionieren. Umso reizvoller ist die Vision von Workplace Learning: Mitarbeiter, die zu jedem Zeitpunkt kompetent, vorausschauend und eigenständig agieren und bei Bedarf mit wenigen Klicks Antworten zu ihren Aufgaben finden und Unterstützung erhalten.
Gleichzeitig ist es Aufgabe der Mitarbeiter, ihre eigene Weiterentwicklung situativ und proaktiv in die Hand zu nehmen: Einerseits indem sie punktuell Antworten auf Fragen im Arbeitsalltag finden und zugleich mithilfe der Antworten des Tools kontinuierlich ihr Knowhow zu diesem Thema weiter ausbauen. Für diesen Wandel der Gewohnheiten braucht es neben der Offenheit der Mitarbeiter dringend auch das Commitment des Topmanagements. So wird Workplace Learning bzw. die Einführung eines neuen (Lern-) Systems zu einer Frage der Unternehmenskultur – denn hier liegen die nötigen Voraussetzungen, die über die wahre Akzeptanz entscheiden.
Wie sehen Ihres Erachtens die optimalen Voraussetzungen in einem Unternehmen für Workplace Learning aus?
Peter Miez-Mangold: Ganz klar: eine offene Unternehmenskultur. Herrscht prinzipiell Skepsis gegenüber neuen Technologien, hat es selbst die beste Lösung nicht leicht. Workplace Learning macht Mitarbeiter selbstständiger, da sie sich ihre Fragen im Workflow nahtlos beantworten lassen können, um dann schnellstmöglich und effizient weiterzuarbeiten.
Damit Workplace Learning so reibungsfrei wie möglich funktionieren kann, müssen Manager Vertrauen an die Mitarbeiter aussprechen. Und gleichzeitig sollten die Mitarbeiter die Bereitschaft mitbringen, Verantwortung für ihre Weiterentwicklung zu übernehmen und sich Wissen eigenständig, agil und situativ zu erarbeiten.
Kann die Motivation der Mitarbeiter für umfangreichere Weiterbildungsmaßnahmen leiden, wenn sie sich daran gewöhnen, dass jede Veränderung durch Workplace Learning Maßnahmen abgefedert wird?
Peter Miez-Mangold: Eine gute Frage! Workplace Learning federt in der Tat viele Veränderungen ab, kann andere Lernformate aber auf keinen Fall ersetzen. Jedes Format – ob eLearning, Blended Learning, Webinar, Workplace Learning, Training, Coaching oder Präsenzseminar – hat Vor- und Nachteile. Dabei ist es als Unternehmen besonders wichtig, zuerst die Ziele zu klären, bevor man sich für ein bestimmtes Format oder ein Tool entscheidet!
Geht es darum, Wissen situativ im Arbeitsalltag zu vermitteln, ist Workplace Learning sicherlich eine der effizientesten Lösungen. Wer jedoch Themen vertiefen möchte, ein Wissensgebiet grundsätzlich erschließen oder bestimmte Skills zur Anwendung "trainieren" will, ist bei anderen Formaten besser aufgehoben. Geht es darum, etwas Neues zu lernen und zu trainieren, dann punkten Präsenzveranstaltungen und Blended Learning oder auch Coachings mit direktem Erfahrungsaustausch, intensivem Networking und dem spontan-flexiblen Bezug zu individuellen Herausforderungen. Es kommt also immer auf das Ziel und den Kontext an.
Das Format muss zum konkreten Qualifizierungs- und Unterstützungsbedarf passen. Die Frage kann also eindeutig verneint werden, im Gegenteil: Vielleicht führen die vielen Impulse einer Workplace Learning Lösung auch zum Wunsch, sich vertiefend mit Themen und Weiterentwicklungs-Maßnahmen zu beschäftigen, die darüber hinausgehen.
In welchen Szenarien sehen Sie derzeit einen sinnvollen Einsatz für Workplace Learning?
Peter Miez-Mangold: Denkbare Einsatzfelder und Themengebiete sind vielfältig. Zusätzlich zu unseren bereits eingeführten Lernbibliotheken für Workplace Learning in den Themengebieten Führung / Leadership, Vertrieb / Verkauf und Soft Skills arbeiten wir aktuell an einer Lösung für das Thema "Agiles Projektmanagement". Einen ersten Prototypen konnten wir auf der gerade zu Ende gegangenen LEARNTEC präsentieren.
Da das Lernformat Workplace Learning an sich agiles Lernen bedeutet, trainieren die Mitarbeiter das agile Managen von Projekten schon durch die Anwendung des Workplace Learning-Tools. Das ist echtes Lernen im Arbeitsalltag.