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Blended Learning wird immer wichtiger

Bonn Juli 2005 - Die Bonner Akademie, die zu den größten deutschen Bildungsanbietern zählt, ist eine hundertprozentige Tochter der Zürich-Gruppe und organisiert - neben anderen Kunden - deren gesamten Weiterbildungsbedarf in Deutschland. Wilfried Berg, Abteilungsleiter Training und Entwicklung, sprach mit CHECKpoint eLearning über die Veränderungserfordernisse der Branche und den Stellenwert von Blended Learning.




Die Bonner Akademie hat ja bislang vor allem mit traditionellem Seminar- oder Klassenraumtraining gearbeitet. Nun ist immer häufiger die Rede von Blended Learning. Was spricht im Rahmen der Bonner Akademie für den Einsatz computergestützter Lernformen?

Wilfried Berg: Die Bonner Akademie organisiert nicht nur den Weiterbildungsbedarf der Zürich-Gruppe in Deutschland, sondern fungiert darüber hinaus beispielsweise als Generalprovider der Deutsche Bank AG, für die sie das IT-Training deutschlandweit übernommen hat. Insgesamt ist die Bonner Akademie, was die Zielgruppe Finanzdienstleister anbelangt, die Weiterbildungsnummer eins in Deutschland. Dabei ist sie sehr breit aufgestellt, denn 50 bis 60 Prozent des Umsatzes resultieren aus Softskill-Trainings. Dabei haben wir starke Partner wie Thomson NETg an unserer Seite, deren Trainings die Bonner Akademie lokalisiert und kundenbezogen anpasst.

Blended Learning spielt bei all unseren Aufgaben eine immer größere Rolle. Zum Beispiel stellt uns der demographische Wandel vor die Frage, wie kann man die älteren Arbeitnehmer in den Prozess des Lebenslangen Lernens integrieren. Und dies wird zwingend erforderlich, denn die Bedeutung der Älteren steigt. Die Bindung von Fachkräften an ihr Unternehmen wird ein immer wichtigeres Thema im Zuge der bevorstehenden demographischen Kurve. Es werden immer mehr Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu finden sein - auch wenn diese kommende Tendenz im Moment noch sehr verhalten ist. Für all diese Gruppen wird "Lebenslanges Lernen" ein zentrales Element ihres Arbeitslebens sein. Gleichzeitig entsteht ein hoher Zeit- und Kostendruck. Schlagworte wie Lernen im Arbeitsprozess, berufsbegeleitendes, modulares Lernen oder Lernen just-in-time geben die Richtung vor. Die Seminare werden immer kürzer. Das muss ausgeglichen werden und hier kommt eLearning/Blended Learning zum Einsatz.

Das ist vor allem für älterer Arbeitnehmer schwierig, daher gilt für unsere Arbeit: "Reines eLearning ist tot, es lebe Blended Learning"! Denn eingebetettet in ein entsprechendes Lernkonzept hat eLearning als Blended Learning Zukunft.

Wird Blended Learning damit zum Universalrezept in Fortbildungsfragen? Sind dafür alle Voraussetzungen erfüllt?

Wilfried Berg: Die Herausforderung heißt: Wie kann man rüstige Arbeitnehmer an diese Technologien heranführen? Antwort: Man muss sie motivieren und begeistern und das kann man nur persönlich. Wir müssen ihnen die Angst nehmen, die Vorteile aufzeigen und ihnen Freude an diesem Lernprozess vermitteln - ohne die Nachteile bzw. Hacken und Ösen vorzuenthalten.. Die internet- und computergestützten Lernelemente sind dabei ein Arbeits- und Hilfsmittel, das zur Selbstverständlichkeit werden muss.


Das Ganze hat etwas mit Wertschätzung zu tun. Wenn Mitarbeiter den Eindruck haben, das Management wolle sparen und statt schöner Seminare im Ausland oder wenigstens in attraktiven Gegenden in Deutschland, würden sie nun mit einem CBT/WBT "abgespeist", fühlen sie sich und ihre Leistungen nicht wertgeschätzt. Das demotiviert.

Es gilt also die Unternehmenskultur zu betrachten, die Lernkultur in Augenschein zu nehmen und Konzepte zu entwickeln, die dem Mitarbeiter sowohl Wertschätzung als auch direkte eigene Vorteile nahe bringen.


Blended Learning zu entwickeln ist ja immer erst einmal teurer als ein normales Training anzusetzen. Das kann man Mitarbeitern auch als Investition in ihre Zukunft nahe bringen. Wenn man dann zum Beispiel ein WBT zur Selbstdarstellung eines Unternehmens mit Hinweisen auf persönliche Vorteile für den Mitarbeiter anreichert - wie etwa vergünstigte Einkaufsmöglichkeiten, Betriebssportgruppen oder was das Unternehmen sonst anzubieten hat - steigt die Akzeptanz beträchtlich durch den persönlichen Nutzen. Das lässt sich auf viele Kurse übertragen. So können Sie etwa einen "word"-Kurs für Sekretärinnen mit Hinweisen auf die betriebsübliche Darstellung der Corporate Identity ergänzen und den Tipp dazu geben, wo die Druckvorlagen dafür erhältlich sind. Das steigert die eigene Kompetenz und fördert die Akzeptanz der zusätzlichen Lernmethode.

Wie schätzen Sie die Einsatzmöglichkeiten von Blended Learning auf den unterschiedlichen Trainingsgebieten ein?

Wilfried Berg: Englisch oder Fremdsprachen generell kann man wunderbar per WBT vermitteln. Doch jemandem die Hemmschwelle für Face to Face Gespräche zu nehmen, das geht nur in einer Präsenz-Situation Daher schätze ich den möglichen WBT-Anteil beim Sprachentraining auf ca. 75 bis 80 Prozent. Bei IT-Trainings braucht die Problemlösungskompetenz präsente Schulung. Mit einem denkbaren Anteil von 70 zu 30 Prozent ist die WBT-Einsatzmöglichkeit mit dem Sprachentraining vergleichbar.


Softskills hingegen sind noch ein schwieriges Feld und werden es bleiben, denn hier kann man eigentlich nur Basiswissen und Grundregeln im computergestützten Lernanteil erwerben. Das "doing" und das direkte persönliche Feedback darauf spielen die ausschlaggebende Rolle. So schätze ich den maximalen Blended Learning Mix hier auf 50 zu 50.


Was das Change-Management anbelangt, bleibt ein Blended Learning-Ansatz schwierig. Denn "eine Flamme zu entzünden", zu motivieren, das kann kein WBT.

Was ist in Ihren Augen das Wichtigste an einem Blended Learning Lernkonzept?

Wilfried Berg: Das Wichtigste ist zu zeigen, dass es immer wieder Chancen gibt. Wir sind sehr auf Menschen fokussiert. Das Wertvollste für ein Unternehmen sind die Menschen, die für es arbeiten und wie sie es tun. Der größte Schaden für ein Unternehmen sind demotivierte Mitarbeiter. Deshalb betrachte ich es als das Wichtigste, Firmen zu überzeugen, in ihre Mitarbeiter zu investieren, - nicht nur in die Weiterbildung.