"Learning Analytics hat großes Potenzial"
Berlin, Dezember 2015 - Beim Thema Learning Analytics haben die Hochschulen eindeutig die Nase vorn. Die Frage, wie die Wirtschaft von den Erfahrungen, Richtwerten und Leitlinien von Academia profitieren kann, beantwortet Prof. Dr. Albrecht Fortenbacher von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin bei seinem Vortrag auf der LEARNTEC.
Nicht jeder ist mit dem Begriff Learning Analytics vertraut. Worum geht es dabei – und wie unterscheidet es sich von Educational Data Mining?
Prof. Dr. Albrecht Fortenbacher: Sowohl Educational Data Mining (EDM) als auch Learning Analytics beschäftigen sich mit der Analyse von Daten über Lernende im Kontext einer Lernumgebung oder Lernsituation. Während EDM eher auf Methoden des Data Mining oder Machine Learning fokussiert ist, um daraus Rückschlüsse auf Studenten oder Lernumgebungen zu gewinnen, geht es bei Learning Analytics darüber hinaus um das Verständnis von Lernprozessen und um Aktionen, welche das Lernen unterstützen und verbessern können. Vereinfacht könnte man sagen, bei Learning Analytics steht mehr der Lernende im Mittelpunkt.
Wer kann aus dem Thema Learning Analytics besonderen Nutzen ziehen?
Prof. Dr. Albrecht Fortenbacher: Die Liste der Stakeholder für Learning Analytics reicht von Bildungsanbietern wie Universitäten, welche sich für den Erfolg ihrer Bildungsmaßnahmen interessieren, über Dozenten, Instruktoren und Tutoren, welche eine Bildungsmaßnahme durchführen, bis hin zu Studierenden, welche durch Learning Analytics Hinweise oder Empfehlungen für "besseres" Lernen erhalten können. Für Unternehmen und Organisationen bietet der Einsatz von Learning Analytics zwei Vorteile: die Effizienz – im Sinne eines effizienten Einsatzes von Ressourcen – von Bildungsmaßnahmen kann gesteigert werden, ebenso wie deren Wirksamkeit (Lernerfolg).
Was kann die Wirtschaft ggf. von den Erfahrungen der Hochschulen lernen? Wo
liegen aus Ihrer Sicht besonders interessante Punkte?
Prof. Dr. Albrecht Fortenbacher: Besonders interessant, und besonders schwierig im deutschsprachigen Raum, ist die Akzeptanz von Learning Analytics durch die Lernenden, und die verschiedenen Aspekte des Datenschutzes (Ethical, Legal and Social Implications - ELSI). Die beim Einsatz an Hochschulen gewonnenen Erfahrungen und Privacy-Konzepte können auch für die betriebliche Weiterbildung wichtig und hilfreich sein.
Inwieweit können die Hochschulen der Wirtschaft bei diesem Thema konkret Richtwerte, Leitlinien oder andere Praxiserfahrungen zur Verfügung stellen?
Prof. Dr. Albrecht Fortenbacher: Richtlinien und Leitwerte sind schwierig, da die institutionelle Einführung von Learning Analytics oft noch in den Kinderschuhen steckt. Praxiserfahrungen werden zur Zeit in Projekten wie unserem BMBF-geförderten Projekt "LISA – Learning Analytics für sensorbasiertes adaptives Lernen" gewonnen, an welchem neben drei Wissenschaftspartnern auch drei Unternehmen teilnehmen, welche die im Projekt LISA entwickelten Lösungen in ihren Lernumgebungen und Anwendungsszenarios einsetzen.