Interview

Beschleunigter Wissenstransfer durch Podcasts

Walldorf, September 2007 - Über den Einsatz von Web 2.0 Tools in Unternehmen und deren Effektivität wird momentan viel berichtet. CHECK.point eLearning sprach mit Thomas Jenewein, Head of Knowledge Transfer Consulting bei SAP über seine Erfahrungen bei SAP und darüber, welche Rolle Podcasts bei der Wissensvermittlung spielen. Erfahrungen bei SAP und darüber, welche Rolle Podcasts bei der Wissensvermittlung spielen.



Welche Rolle spielen Tools wie Wikis, Blogs und Podcasting für einen verbesserten Wissenstransfer bei SAP?


Thomas Jenewein: Sie verbessern die Kommunikation, beschleunigen den Wissenstransfer sowie den informellen Lernprozess. Zudem sehe ich diese Tools als pragmatische Ergänzung traditioneller Lernformen: Durch simple Produktions- und Publikationswege sowie flexibler Nutzung wird der Austausch von Expertenwissen effizienter und effektiver.

In welchen Bereichen und zu welchen Themen setzen Sie bei SAP Podcasts ein?


Thomas Jenewein:Wir setzen sie in der internen Kommunikation ein - das Unternehmensfernsehen wird als Video-Podcast angeboten - Artikel aus der SAP World Mitarbeiterzeitschrift werden als Audio-Podcast veröffentlich.

Für den Bereich Wissenstransfer hat die Abteilung KPS (Knowledge Productization Services) standardisierte Services entwickelt um Audio- und Video-Podcasts zu designen, zu produzieren und zu publizieren. Dabei gibt es versch. Formate - vom Interview bis hin zum komplett geskripteten "Rollenspiel".


Mit Hilfe von verschiedene Templates und schlanken Prozessen können wir Podcasts schnell und günstig produzieren - zum BBeispiel über das Telefon.
ZZelgruppen sind vor allem Kollegen im Vertrieb und der Beratung, die viel unterwegs sind und Podcasting in ihren Randzeiten nutzen können. Aber auch Partner sowie Kunden zählen zu den Adressaten.

Zur Zeit haben wir über 200 interne Podcasts in unserem Podcast Directory. Hier können sich Mitarbeiter auf Podcasts subscribieren oder raten, Kommentare hinterlassen etc.

Welche Erfahrungen haben Sie hinsichtlich Akzeptanz und Nutzung von Podcasts gemacht?


Thomas Jenewein: Wir haben bisher verschiedene Evaluationen durchgeführt - wobei die Aussagen teilweise unterschiedlich sind. Die Zufriedenheitswerte mit dem Inhalt sind vergleichbar mit der von Evaluationen von Klassenraum Trainings oder eLearning. Allgemein beurteilen Nutzer die einen MP3 Player haben Podcasting besser bzgl. Akzeptanz - was darauf schliessen lässt dass technikaffine Personen eine höhere Akzeptanz dieses Mediums aufweisen.

Ca 30% der Nutzer konsumieren einen Podcast aus Interessem Medium - der Podcasting Hype hilft also schon derzeit das Medium zu verbreiten. Enhanced Podcasts und Videos eignen sich besser zur Vermittlung komplexerer Inhalte. Slicke - nicht autenthische Produktionen werden dabei nicht unbedingt bevorzugt Wichtig ist bei allen Podcasttypen die regelmässige Aktualisierung der Inhalte.

Was folgern Sie daraus für den weiteren Einsatz von Podcasts im Unternehmen?


Thomas Jenewein:Man sollte den Hype von Web 2.0 als Anschubfinanzierung nutzen, trotzdem darauf achten, dass ein Podcast nicht nur Entertainment ist sondern dass der Inhalt auch einen klaren Nutzen für die Zielgruppe bringt. In Verbindung mit neueren Smartphones liegt es nahe, diese als mobiles Endgerät zu nutzen, bzw. dies zu pilotieren und zu evaluieren. Podcasts können als Ergänzung, aber auch als Ersatz von Rapid E-Learning Inhalten gesehen werden.

Resultierend aus Ihren Erfahrungen bei SAP, welche Potentiale, welche Hindernisse sehen Sie allgemein für die Nutzung von Web 2.0 Tools in Unternehmen?


Thomas Jenewein:
Potentiale sind der vereinfachte, Wissenstransfer im Unternehmen, top down aber auch lateral zwischen verschiedenen Experten.


Weitere Potentiale bieten 3-Dimensionale virtuelle Welten wie Second Life, in denen die Nutzer die eingeschränkte Zweidimensionalität der virtuellen Kommunikation (zum Beispiel über Telefon, Meetingtools, Blogs) überwinden kann. Hier evaluiert die Abteilung KPS bei SAP derzeit den Nutzen den solche 3D Welten zum Wissenstransfer und zur virtuellen Zusammenarbeit bieten kann.


Hindernisse sind neben technischer Integration sowohl bei den einzelnen Mitarbeiter und der generellen organisationalen Prozesse zu sehen. Genauer gesagt geht es darum Menschen zu überzeugen ihr Wissen zu teilen - dazu müssen sie Zeit aufwenden (dürfen) und sich der Tools bedienen (können).


Auch gilt es Themen und Bereiche auszuwählen die für die Firma relevant sind - sonst verliert sich der Austausch ín Belanglosigkeiten.


Zudem dürfen die Tools nicht blind eingesetzt werden - es sollte gezielt reflektiert werden, für welchen Zweck welches Web 2.0 Tool geeignet ist. Podcasts sind beispielsweise gut zum schnellen Distribuieren neues Wissens an grosse Zielgruppen - ein Wiki eignet sich gut für die gemeinsame Entwicklung von FAQs.