Unternehmens-Kommentar

Weiterbildung - antizyklisch und integriert

Düsseldorf, September 2009 - (von Peer Stemmler, Country Manager Germany bei Cisco WebEx in Düsseldorf) Die Weiterbildung gehört bei Sparmaßnamen zu den bevor-zugten Kandidaten. Dabei können Unternehmen gerade durch antizyklische Qualifizierung das Know-how ihrer Mitarbeiter verbessern. Mit modernen Technologien wie Online-Training und virtuellen Lern-Communities lassen sich die Maßnahmen von Kosten-Ballast befreien und sehr effizient gestalten.




Wie Einkauf, Marketing und Kantine gehört die Weiterbildung und Per-sonalentwicklung zu den klassischen Kandidaten von Sparmaßnahmen: Hier setzten Unternehmen in wirtschaftlich angespannten Zeiten bevorzugt den Rotstift an. Dabei ist den meisten klar: Langfristig können sich solche Einsparungen gerade hier als besonders negativ erweisen, denn wer hochwertige Produkte herstellt, der ist auf hoch qualifizierte Mitarbeiter angewiesen.


Sie stellen deshalb einen Wettbewerbsvorteil dar, übrigens nicht nur für das einzelne Unternehmen, sondern auch für ganze Volkswirtschaften, die sich mit technisch anspruchsvollen Produkten im internationalen Wettbewerb gegen preisgünstiger operierende Konkurrenten positionieren müssen. Dieser ist den meisten Unternehmen nicht zugeflogen, vielmehr haben sie meist viel in die Qualifikationen ihrer Mitarbeiter investiert.


Erschwerend kommt dazu, dass Investitionen in diesen Bereich die unangenehme Eigenart haben, nicht besonders haltbar zu sein. Je anspruchsvoller die Produkte und Leistungen desto schneller veralteten die entsprechenden Qualifikationen - und desto mehr Aufwand muss getrieben werden, um sie überhaupt zu erhalten, geschweige denn, sie entsprechend neuer Anforderungen weiter auszubauen.


Antizyklische Qualifizierung



Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen - und im festen Vertrauen auf ein Leben nach der Krise - haben mittlerweile etliche Unternehmen erkannt, dass nicht nur die Finanzpolitik, sondern auch die unternehmensinterne Qualifizierung am besten antizyklisch erfolgt. Diese Unternehmen fürchten nicht ganz zu unrecht, dass die Folgen von Fachkräftemangel und demographischen Wandel langfristig gravierender sind als die der aktuellen Rezession. Sie setzen daher auf den nachhaltigen Return on Investment von Qualifizierungsmaßnahmen, nicht als Mittel gegen die Rezession, sondern als Vorbereitung für die Zeit danach.


So geht beispielsweise der Münchner LKW-Hersteller MAN vor: Auf Grund eines Auftragsrückgangs um über 70 Prozent plant das Unternehmen für 2009 an 70 Tagen Kurzarbeit. Die betroffenen etwa 4.800 Mitarbeiter in Fertigung und Verwaltung erhalten in Kooperation mit Betriebsrat und Arbeitsagentur zugleich individuell maßgeschneiderte Angebote zur Weiterbildung.


Die Mehrzahl der Unternehmen steht in Sachen antizyklischer Qualifizierung allerdings weiterhin abseits. So berichtet die Münchner Arbeitsagentur, dass von 2.200 Betrieben, die Kurzarbeit angemeldet haben, nur 50 die von der Arbeitsagentur empfohlenen Qualifizierungsmaßnahmen nutzen würden.


Alle Einsicht in eine antizyklische Notwendigkeit von Weiterbildung nützt wenig, wenn die Kassen leer sind. Umso wichtiger ist es daher, mit intelligenten Lösungen die Kosten einer Qualifizierung so gering wie möglich zu halten.


Dabei muss insbesondere der verfügbare Etat von solchen Kosten befreit werden, die mit den jeweiligen Bildungsmaßnahmen unmittelbar gar nichts zu tun haben, die also gar keinen "Bildungs-Mehrwert" generieren. Das betrifft vor allem die Reise- und Unterbringungskosten überregionaler Maßnahmen. Diese sind für viele Unternehmen jedoch unverzichtbar, beispielsweise wenn sie international tätig sind.


Aber gerade hier entstehen erhebliche Kosten, die Weiterbildungsetats belasten und sogar blockieren können, denn die Ausgaben für Unter-richtsmaterialen oder für Trainer verteilen sich normalerweise auf viele Kursteilnehmer, erst recht wenn von elektronischen Medien großzügiger Gebrauch gemacht wird.


Lernen in virtuellen Communities



Dass Unternehmen durch eLearning gegenüber traditionellen Kursen, die eine physische Anwesenheit von Lernenden und Lehrenden voraussetzen, Kosten sparen können, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Gerade in der Weiterbildung ist diese Unterrichtsform effizient, weil die einzelnen Teilnehmer, wegen der asynchronen Grundstruktur dieser Methode, Lerntempo, Schwerpunkte und insbesondere die Zeiteinteilung nach eigenen Bedürfnissen festlegen können.


Gegenüber der statischen Lern-CD hat wiederum das Web-Based-Training den Vorteil, dass Unterrichtsinhalte ohne Aufwand aktualisiert und Lernerfolge schnell überprüft werden können. Das Web bietet zudem einen ständigen Rückkanal, so dass Lernenden und Lehrenden direkt komunizieren können; im Idealfall entstehen daraus "eLearning-Communities". Solche virtuellen Klassenzimmer beugen einer Isolierung des Ler-nenden vor; sie schaffen einen direkten Kontakt der Teilnehmer untereinander und zum jeweiligen Lehrer/Trainer und sind von erheblicher Bedeutung für den Lernerfolg.


Trotz der Vorteile des asynchronen Lernens ist direkter Kontakt zwischen Lernenden und Trainer ein wesentlicher Bestandteil des eLearnings. Denn nur auf diese Weise kann der Lehrer/Trainer in einen Dialog mit den Teilnehmern treten, nur so können die Teilnehmer an den Lernerfolgen aber auch Problemen ihrer Mitschüler teilhaben - und solche Dinge sind unverzichtbar, wenn man in Kursen wirklich Communities aufbauen will. Durch den direkten Kontakt wird vor allem die Lern-Motivation gesteigert beziehungsweise hoch gehalten und die Gefahr von Missverständnissen oder von Fehlinterpretationen reduziert werden.


Präsenz ohne Anwesenheit



Das Web hat auch hier die Optionen für Unternehmen erweitert. Online-Training via Web ermöglicht nämlich eine direkte Kommunikation und parallel dazu ein gemeinsames Arbeiten an Schulungsunterlagen. Während herkömmliches Teleteaching technisch aufwändig und damit teuer war, lässt sich ein Online-Training auf jedem handelsüblichen PC mit Internet-Verbindung in wenigen Minuten einrichten und ohne zusätzliche Kosten Betreiben; eine schnelle DSL-Verbindung sollte aber vorhanden sein, insbesondere wenn man nicht nur gemeinsam an Unterlagen arbeiten will, sondern sich dabei auch per Webcam sehen will.


Zusätzlich bieten moderne Lösungen, wie das Cisco WebEx Training Center, die Möglichkeit Online-Tests durchzuführen, den Browser der Teilnehmer zu kontrollieren oder Arbeitsgruppen zu bilden.


Mit derartigen Techniken lässt sich eine direkte Interaktion heute problemlos und ohne Aufwand durchführen, so dass Unternehmen für ihre Qualifizierungsprogramme überregionale, virtuelle Lern-Communities überall und jederzeit einrichten können. Auf diese Weise können Unternehmen die Forderung nach einem modernen, integrierten Lernen - "blended learning" -, also einer Kombination von eLearning und direkter Kommunikation auch ohne Rückkehr zu herkömmlichen Präsenzschulungen erfüllen.


Dabei sind solche Communities keineswegs auf die unternehmensinterne Weiterbildung beschränkt. So bietet die Bundesagentur für Arbeit in ihrer Lernwerkstatt arbeitslosen Arbeitnehmern ein umfangreiches Angebot von Kursen zur beruflichen Qualifizierung. Auch hier wird, neben einer breiten Palette von Kursen, die herkömmliche Methoden des eLearning nutzen, neuerdings auch ein integrierte Ansatz verfolgt.