Notebook-Einsatz in der Hauptschule Geretsried
Bonn, August 2006 - "Notebooks an der Schule verändern das Lern- und Arbeitsverhalten der Schüler und den Unterricht." Dies ist das Resümee der Augsburger Medienpädagogin Prof. Dr. Gabi Reinmann, die an der bayerischen Hauptschule Geretsried drei Notebook-Klassen ein Schuljahr lang wissenschaftlich begleitet hat.
Dabei waren die älteren Schüler bereits seit einem Jahr mit ihren Laptops vertraut, während in den beiden unteren Klassen die Notebooks neu angeschafft wurden. Damit das Familieneinkommen sich bei diesem Projekt nicht nachteilig auswirken konnte, wurden einkommensschwache Eltern durch den "i lern" Sozialfonds der Stiftung Bildungspakt Bayern unterstützt. 40 der insgesamt 50 Notebook-Klassen des Freistaates wurden bereits im Rahmen dieses Projektes mitfinanziert.
"Unsere Hauptschule bietet für die Einrichtung von Notebook-Klassen besonders gute Voraussetzungen", meint Klassenleiterin Susanne Fiedler, die vor vier Jahren an ihrer Schule diese Initiative ergriffen hat. Dazu gehört, dass der Computereinsatz in vielen Fächern bereits laut Lehrplan vorgesehen ist.
Hinzu kommt, dass durch die Fächerkombinationen Geschichte - Sozialkunde - Erdkunde (GSE) sowie Physik - Chemie - Biologie (PCB) bereits fächerübergreifender Unterricht etabliert wurde, der dem Klassenleiter relativ große Freiheiten einräumt.
So erhält er für Deutsch, Mathe und die beiden Fächerkombinationen ein Kontingent von 15 Unterrichtstunden, die er frei einteilen kann. Die Planung längerfristiger Lerneinheiten wird damit genauso möglich wie die Erweiterung des normalerweise üblichen 45-Minuten-Taktes. "Diese Bedingungen sind günstig für den Einsatz von Notebooks in Kombination mit schülerzentrierten und offenen Unterrichtsformen", betont auch Prof. Reinmann.
Dabei kommt das Notebook nicht fortwährend vom ersten bis zum letzten Klingeln zum Einsatz, sondern nur dort, wo es im Gegensatz zu anderen Medien einen Vorteil bietet: In Deutsch- und Englischstunden bei der Textarbeit bzw. auch beim Vokabellernen, in Mathe zur Veranschaulichung etwa in der Geometrie, in den Sachfächern GSE und PCB zur Präsentation von Arbeitsergebnissen und für aktuelle Recherchen, für die Medienerziehung sowie bei der häuslichen Unterrichtsvor- und -nachbereitung.
"Als Werkzeug im Unterricht bietet das Notebook dem Klassenleiter verschiedene Vorteile", resümiert die Wissenschaftlerin. So würden in Notebook-Klassen verstärkt offene Lehr- und Lernformen eingesetzt, in denen die Schüler selbstständig und kooperativ arbeiten. Gleichzeitig werde die Wissensvermittlung durch Grafiken, Fotos oder Videomaterial abwechslungsreicher.
In selbst organisierten Arbeitsphasen in Einzel- oder Gruppenarbeit werde zudem das Lernen individualisiert. Gleichzeitig geben Internet und Lernprogramme Impulse für eigene Recherche und Forschungen, wodurch Informationen besser erfasst, bewertet, weiterverarbeitet, strukturiert und aufbereitet würden. Dazu gehört auch, dass die Schüler den Unterricht durch eigene Arbeiten und Präsentationen stärker mitgestalteten.
Und das macht auch mehr Spaß: Vor allem die Schüler der Notebook-Klasse 7 finden ihre Schulstunden weniger langweilig, sind interessierter und motivierter als ihre gleichaltrigen Mitschüler, die ohne Notebook arbeiten. Ältere Schüler dagegen haben andere Anforderungen: Stehen sie dicht vor wichtigen Prüfungen, so fordern sie vor allem die Vorbereitung auf die anstehenden Leistungsanforderungen.
Fächerübergreifend zeigt die Studie, dass die Schüler soziale Stärken wie Medienkompetenz, Präsentationsfähigkeit, Eigeninitiative, Selbstständigkeit und Problemlösefähigkeit auf- und ausbauen.
Außerdem arbeiten Notebook-Schüler gut in Gruppen zusammen und helfen sich häufig gegenseitig. "Der Einsatz von Notebooks hat einen positiven Einfluss auf Unterrichtskultur und Lernprozesse", meint Medienpädagogin Reinmann. Diese Potenziale gelte es zu nutzen.