Uni Freiburg: drei digitale Lehr-Tools ausgezeichnet
Freiburg, November 2024 - Ein mobiler Lernraum zur besseren Orientierung im Ingenieurstudium, Notfall-Simulationen mit Virtual Reality, digitale Werkzeuge in der Kunstgeschichte: Die Initiator:innen von drei Freiburger Lehrprojekten erhalten jeweils ein Tandem-Fellowship, das sie bei der praktischen Umsetzung unterstützt. Das Fellowship-Programm "bwDigiFellows II" ist eine gemeinsame Initiative des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und des Stifterverbands.
Drei innovative Projekte zur digitalen Lehre an der Universität Freiburg werden mit einem Tandem-Fellowship gefördert. Mit dem Programm „bwDigiFellows II“ unterstützen das baden-württembergische Wissenschaftsministerium und der Stifterverband gemischte Teams dabei, ein Projekt in der digitalen Hochschullehre umzusetzen. Ein solches Zweier-Team kann aus Lehrenden, Mitarbeitenden oder Studierenden bestehen.
"Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung für gleich drei Projekte der Universität Freiburg aus ganz unterschiedlichen Fächern", sagt Prof. Dr. Michael Schwarze, Prorektor für Studium und Lehre der Universität Freiburg. "Digitale Tools werden als Inhalte und Werkzeuge der Lehre immer wichtiger – sie bieten viele kreative Möglichkeiten, wie die ausgezeichneten Projekte zeigen. Daher werden wir sie künftig noch stärker nutzen."
Die drei geförderten Projekte stammen aus den Ingenieurwissenschaften, der Medizin und der Kunstgeschichte:
Digitales Navi für das Bachelor-Studium
In der Regel entscheiden die ersten beiden Semester darüber, ob Studierende in ihrem Studiengang bleiben. Wichtig ist hierfür unter anderem, wie gut sie sich bei der Orientierung unterstützt fühlen. Das Projekt "SSE-Navi – Mit System erfolgreich durch das ingenieurwissenschaftliche Studium begleiten" schafft für den Bachelor-Studiengang "Sustainable Systems Engineering" (SSE) am INATECH der technischen Fakultät einen digitalen Lernraum, damit Erstsemester fachlich und sozial schnell in ihrem Studium ankommen und in den folgenden Fachsemestern gut begleitet sind. Das "SSE-Navi" wird in die universitätsweite Lernplattform ILIAS integriert. Kurze Impulsvideos zu allen Pflicht- und Wahlmodulen sowie den verantwortlichen Lehrpersonen sollen den Studierenden dabei helfen, ihr Studium individuell zu planen. Hierbei unterstützt sie ein digitaler "Routenplaner".
Außerdem werden digitale Lernmodule zu Kernkompetenzen im Studium in das SSE-Navi eingebunden. Ein studienbegleitendes Lernlogbuch gibt regelmäßig Impulse, das eigene Studium zu reflektieren. Daneben soll das digitale Navi zu Beginn durch ein identitätsstiftendes Präsenzevent, die "SSE-Hütte", sowie durch Kurzworkshops ergänzt werden.
"Wir möchten unsere neuen Studierenden direkt und unmittelbar in unserem Studiengang sowie an der Technischen Fakultät und unserem Institut willkommen heißen", sagt Prof. Dr. Frank Balle, Professor am INATECH. Er entwickelt das SSE-Navi gemeinsam mit Silke Weiß vom Bereich Hochschuldidaktik und digitale Lehrentwicklung der Universität Freiburg.
"Wir haben schon im Vorgänger-Projekt, dem analogen 'SSE-Kompass', zusammengearbeitet", sagt Weiß. "Der Austausch zwischen ingenieurwissenschaftlicher Lehre und transferorientierter Hochschuldidaktik hat aus unserer Sicht großes Potenzial für Lehrentwicklungsprojekte, um selbstreflektiertes Lernen und den Lernerfolg zu fördern."
Virtual-Reality-Training für Kindernotfälle
Kindernotfälle sind eine besondere Herausforderung, weil die rasche Dynamik ein effektives Handeln im Team unerlässlich macht. Da pädiatrische Notfälle in der Regel selten auftreten, haben interprofessionelle Teams nur wenige Gelegenheiten, Kompetenzen in solchen Notfallsituationen zu erwerben. Realitätsnahe Simulationstrainings bieten zwar Möglichkeiten, benötigen meist aber aufwändiges Trainingsequipment und binden viele Ressourcen.
Das Projekt "PAVIN – PädiAtrisches VIrtual-reality-Notfalltraining" setzt Virtual Reality (VR) Szenarien zum Trainieren dieser Notfallsituationen ein: PAVIN kombiniert Präsenztermine, eLearning-Einheiten und VR-Simulationen. Interprofessionelle Teams aus Studierenden der Humanmedizin sowie der Pflege- und Hebammenwissenschaft oder Auszubildenden der Pflege lernen gemeinsam fachlich-medizinische Inhalte sowie Kommunikationstechniken in Notfallsituationen.
Die interaktiven VR-Szenarien simulieren zum Beispiel einen allergischen oder septischen Schock. Entwickelt wird das Projekt von dem Mediziner Dr. Philipp Müller und der Soziologin Hannah Köpper, die das Digitalisierungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg leitet.
"Es ist entscheidend, dass pädiatrische Teams in kritischen Situationen effektiv zusammenarbeiten, kommunizieren und dafür gut ausgebildet sind", sagt Müller. Und Köpper ergänzt: "Unser strukturiertes, innovatives Notfalltraining mit eLearnings, VR-Simulationen und individuellem Feedback bietet hierfür große didaktische Vorteile."
Die Pilotphase startet im Sommersemester 2025. Geplant ist die Verstetigung von PAVIN und der Einsatz als teil-digitales Prüfungsformat.
Digitale Tools in den Bildwissenschaften
Wer Kunstgeschichte an der Universität Freiburg studiert, besucht die zentrale Veranstaltung "Einführung in die Bildkünste". Sie vermittelt nicht nur Fachterminologie und Methodik, sondern auch elementare Formen des bildwissenschaftlichen Arbeitens. Hierfür wird die Vielzahl digitaler Angebote immer wichtiger. Das Projekt "Bewusster Umgang mit digitalen Tools in Einführungsveranstaltungen der Bildwissenschaften" entwickelt ein neues Veranstaltungskonzept: In einer Mischung aus digitalen Formaten wie kleineren Lehrvideos und Tutorials sowie Präsenzterminen sollen die Studierenden künftig auch lernen, mit Online-Enzyklopädien wie Wikipedia, Museumsdatenbanken und KI-Tools bewusst und kritisch umzugehen. Die Sitzungen vertiefen mit Live-Quizzes, Gesprächen und klassischer Gruppenarbeiten die digitale Lernkultur.
"Durch eine kluge Verzahnung von Präsenzlehre mit digitalen Elementen lässt sich das Beste aus beiden Welten kombinieren. Hierfür sind die unterschiedlichen Perspektiven von lehrender und studierender Person geradezu unerlässlich", sagt Prof. Dr. Anna Schreurs-Morét, Professorin für Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Freiburg. Sie entwickelt das Projekt gemeinsam mit dem Masterstudenten Amadeus Tkocz.
"Ich war und bin in meinem Studium an mehreren digitalen kunsthistorischen Projekten beteiligt", sagt Tkocz. "Dabei ist mir deutlich geworden, welche Rolle digitale Werkzeuge in der späteren Arbeitswelt von Geisteswissenschaftler:innen spielen werden. Neben der üblichen Vermittlung von kunst- und kulturhistorischem Kulturgut wird auch dessen mediale Präsentation immer wichtiger."
- YouTube https://youtu.be/rb3ApQTr4h4