Schulversuch "eLearning an sportbetonten Schulen"
Dresden, Juli 2008 - (von Bettina Deininger) Der erfolgreiche Schulversuch "eLearning an sportbetonten Schulen" (ELeaS) in Sachsen bestätigt den Freistaat, seine eLearning-Aktivitäten für Schülergruppen mit speziellen Bedürfnissen fortzusetzen. Über das Projekt und seine Resultate sprach CHECK.point eLearning mit Jens Drummer, Referent für Medien am Sächsischen Bildungsinstitut.
Sportschüler geraten leicht in Wissensrückstand, wenn sie im Trainingslager auf den Kontakt zum aktuellen Unterricht verzichten müssen. Trotz der Bemühungen von Lehrern und Schülern, Versäumnisse durch Arbeitsblätter zu vermeiden, treffen alle Beteiligten immer wieder auf die gleichen Schwierigkeiten: Zeitversetztes Lernen gefährdet den Anschluss an die Klasse, die Rückfragemöglichkeiten zwischen Schüler und Lehrer sind eingeschränkt, und die Anforderungen an die Selbstdisziplin, sich alleine mit umfangreichen Aufgaben auseinanderzusetzen, sind hoch.
Genau an diesen Punkten setzte das eLearning-Projekt ELeaS an. 2004 startete das Sächsische Staatsministerium für Kultus die erste der drei Phasen des Schulversuchs. Schüler der Sportgymnasien Chemnitz, Dresden und Leipzig wurden von ihren Schulen mit Laptops ausgestattet und sollten sich vom Trainingsaufenthalt im Sport- und Bildungszentrum Rabenberg einloggen. In der dritten Phase ab 2006 schlossen sich die Sportgymnasien in Altenberg, Klingenthal und Oberwiesenthal an, damit weitete sich das Projekt auf alle sächsischen sportbetonten Schulen aus. Je ein Koordinator an der Schule sicherte den technischen Ablauf, Fachkoordinatoren regelten die inhaltliche Abstimmung. Die Teilnahme am Projekt lag im Ermessen der Schulleitung.
Zwei wichtige Erkenntnisse leitet Jens Drummer aus der Projektkonstellation ab: "Nur wenn die Schulleitung eLearning unterstützt, funktioniert es." Lehrer brauchen den Rückhalt und das Verständnis für die zusätzlichen Anforderungen sowie Fortbildung in der neuen Materie. Außerdem mussten die Versuchsinitiatoren bald den Anspruch aufgeben, die abwesenden Schüler könnten online zeitgleich den Unterrichtseinheiten im heimischen Klassenzimmer folgen. Hier hatten die Trainingspläne im Sportzentrum Vorrang.
Dennoch erreicht der Versuch alle gesetzten Ziele, wie die Evaluation durch Prof. Thomas Köhler und Claudia Börner vom Institut für Berufspädagogik an der erziehungswissenschaftlichen Fakultät der TU Dresden ergab. Der Abschlussbericht in Buchform mit neuen Erkenntnissen zur Grundlagenforschung im Fachgebiet eLearning erscheint bis Ende des Jahres.
Für die eingesetzten Lernplattformen WebCT und BSCL entstanden einige Unterrichtseinheiten in den abiturrelevanten Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Geschichte unter anderem am Institut für Software und Multimediatechnik der Fakultät für Informatik der TU Dresden bei Prof. Steffen Friedrich in Zusammenarbeit mit den Lehrern und Fachberatern. WebCT erwies sich als bevorzugte Plattform für Mathematik aufgrund der stärker geführten und segmentierten Struktur der Unterrichtseinheiten, während sich BSCL in sprachorientierten Fächern durch seine kollaborativen Funktionen besser eignete, um Meinungen darzustellen und auszutauschen.
Wie die Auswertung der beiden Evaluationsbögen nach Phase 1 und nach Abschluss des Versuchs ergaben, ist eLearning in der Wahrnehmung der Schüler und Lehrer in allen Belangen der Leistungsfähigkeit des Arbeitsblattes überlegen. Die Schüler hatten nach einer kleinen technischen Einführung keinerlei Schwierigkeiten mit der Handhabung der Plattformen.
Im Verlauf der Unterrichtseinheit ständigen Kontakt zu Mitschülern und Lehrer zu haben, beurteilten sie als positiv. Die Unterteilung in überschaubare Lernschritte erleichterte vielen den Wissenserwerb. Dadurch zeigten die Schüler signifikant mehr Initiative, sich selbst Ziele zu setzen und die Aufgaben abzuschließen.
Trotz des erhöhten Zeitaufwands beurteilten die Lehrer die stärkere Kommunikationsfrequenz mit den Schülern als Verbesserung, da sie auf Schwierigkeiten gleich eingehen oder bei längerer Abwesenheit des Schülers von der Plattform motivieren konnten und den Wissensstand bei Rückkehr der Schüler in der Klassenverband kannten. Auch nach Abschluss des Versuchs nutzen alle Lehrer, die von eLearning überzeugt sind, die Kurse weiter.
Als Folge der guten Erfahrungen mit ELeaS arbeitet Jens Drummer an neuen eLearning-Konzepten für musische Schulen, deren Schüler häufig auf Konzertreisen sind, und für Kinder beruflich reisender Eltern wie Schausteller und Artisten. Auch die Abendschulen mit Lernenden, die von eLearning durch Zeit- und Ortsunabhängigkeit profitieren können, liegen in seinem Blickfeld. "Wichtig ist", so Drummer, "dass das Land zentral Angebote anstößt und koordiniert, denn Einzelinitiativen von engagierten Lehrern sind nicht nachhaltig genug."