Virtuelles Lernen zwischen Web 2.0 und Second Life
Köln/Frankfurt, Januar 2008 - In Second Life ist alles virtuell. Doch hinter drei Millionen Avataren, die die 3D-Welt heute bevölkern, stehen reale Menschen mit realen Emotionen und Interessen, die sie in die simulierte Welt einbringen. Welche Chancen sich dort für Bildungsanbieter eröffnen und wie sie heute bereits genutzt werden, ist das Thema einer LEARNTEC Kongress-Sektion "Virtuelles Lernen zwischen Web 2.0 und Second Life - Einblicke in die Praxis" am 31. Januar 2008.
Die Bildungsangebote für deutschsprachige Lerner sind bisher überschaubar und thematisch häufig auf die Cyberwelt selbst bezogen. So lautet die erste Aufgabenstellung für Personalentwicklung und Kompetenzmanagement im virtuellen Raum: "Wie baue ich die richtigen Second-Life-Avatare?"
Immer mehr Bildungsinstitute vermitteln allerdings auch Wissen für die Realität jenseits virtueller Dimensionen. Der Vorreiter im deutschsprachigen Raum ist die Volkshochschule Goslar, die zur Zeit etwa 20 einstündige Kurse pro Woche in Second Life anbietet. Das Programm umfasst Themen aus dem realen VHS-Angebot, wie Koch- und Fremdsprachenkurse und wird 2008 auch den Sportbootführerschein See enthalten.
Mit einem modern gestalteten virtuellen Seminargebäude und medial vielfältig ausgestatteten Seminarräumen bietet Second Life bei der VHS Goslar manchmal mehr Lernkomfort als die beschränkten realen Möglichkeiten. Da dies alles seinen Preis hat, ist verständlich, dass mancherlei Angebote - etwa im Bereich Programmierung und Fremdsprachen - kostenpflichtig sind.
Rege Seminarnachfrage lösen aber auch immer noch Second Life orientierte Themen wie Gestalten oder Bauen aus. Und auch außerhalb der Seminarzeiten trifft man in und um das virtuelle VHS Gebäude auf interessierte Avatare, die sich über das Kursangebot informieren, auf der Avatar-Teststrecke üben und im so genannten Themenpark die neusten Kreationen der VHS-Teilnehmer begutachten.
Christine Fischer, die während der Kongress-Sektion eine Live-Schaltung zur Second-Life-Dependance der VHS durchführen wird, erläutert den Lernvorteil: "Wenn ich im Englischunterricht das Einchecken am Flughafen durchspielen will, baue ich einfach ein Schaltergebäude einschließlich mit Infoständen, Koffern, Transportbändern, Anzeigetafeln und Lautsprecherdurchsagen. Die Avatare sprechen miteinander - und bei wiederholten Besuchen treffen sie immer wieder auf andere Personen."
Ralph Müller von der Universität Frankfurt, der die Bildungsinsel seiner Hochschule in Second Life aufbaut, gibt in seinem einführenden Vortrag einen Überblick über die derzeit entstehenden neuen Lern- und Lebenswelten. Andreas Fitger (BASF) und Fabian Kempf sprechen in weiteren Vorträgen über den Einsatz von Weblogs und Wikis in ihrem Unternehmen bzw. über die Zukunft des kollaborativen Lernens.