Preisgekröntes LMS OLAT feiert sein "Zehnjähriges"
Zürich, November 2009 - (von Immo Wille) Im Jahre 1999 wurde das Learning Management System OLAT - ein Akronym für 'Online Learning And Training' - an der Universität Zürich ins Leben gerufen. Drei Tutoren am Institut für Informatik wollten ihre Kurse elektronisch unterstützen und entschieden sich mangels passender Angebote, eine eigene Lösung zu programmieren. Was als Studenten-Projekt begann, entwickelte sich schnell zum Durchstarter. Über die Jahre ist so ein mächtiges Tool entstanden, das nicht nur an seiner Schmiede sondern weltweit zum Einsatz kommt.
Auszeichnungen sind sicherlich einer der Faktoren, die ein Open Source Projekt voranbringen. OLAT gewann im Jahr 2000 den Medida-Prix. Mit seinem damals bereits ausgeklügelten Konzept wurde es von der Jury als "anschlussfähig" ausgezeichnet, "weil es neue Lösungen für vertraute Arbeitsformen der Universität adaptiert". In der Folge wurde das Projekt nicht zuletzt mit Hilfe des Preisgeldes auch seitens der Universität Zürich massiv unterstützt.
Die Eingliederung in die hauseigene IT-Abteilung sicherte mit festen Stellen die Weiterentwicklung der noch auf PHP basierten Plattform. Im Rahmen eines zweijährigen "rebuild" wurde OLAT komplett auf JAVA umgestellt und 2004 Open Source gestellt. Bereits in der Version 3.0 bot es z.B. eine hervorragende Software-Architektur, eine kursbasierte Umgebung mit modularem Aufbau, Gruppenmanagement und Standardkonformität (IMS QTI und CP).
Triebfeder Open Source
Mit der Open Source Lizensierung ergab sich dann auch die Möglichkeit, OLAT ausserhalb der Universität weiter zu entwickeln. Mit Sicherheit ein weiterer Faktor in der Erfolgsgeschichte: 2005 gründete einer der drei Initiatoren die Spinoff-Firma JGS goodsolutions GmbH und später die frentix GmbH, die erfolgreich die kommerzielle Vermarktung übernahmen.
Ein Jahr danach kam es zur Kooperation mit dem Bildungsportal Sachsen - einer gemeinsamen eLearning-Initiative der sächsischen Hochschulen. Seither haben sich weitere Universitäten und Unternehmen für den Einsatz von OLAT entschieden. Sie alle verlassen sich auf ein stabiles, mächtiges System, das didaktische Flexibilität und strukturelle Freiheiten bietet - ob mit Blick auf den Bildungs- oder den Geschäftsprozess.
Hier greifen auch ganz klar die Vorteile von Open Source: weder Anschaffungs- noch Lizenzkosten sowie die Möglichkeit zeitnah und flexibel ohne weiteres Anpassungen am System vorzunehmen.
Darüber hinaus wird OLAT von einer grossen Open Source Gemeinde weiterentwickelt. Viele der heute verfügbaren Funktionen gehen auf Ideen aus der Community und wiederum deren Engagement zurück: Das LMS, das exakt wie ein Schweizer Uhrwerk tickt, spricht eine Vielzahl Sprachen von denen einige durch die Universität Zürich sichergestellt und alle anderen seitens der Community mit einem extra für diesen Zweck entwickelten Tool übersetzt werden. Auch die Kollaboration im Sinne von Web 2.0 (E-Mail, Chat, Dateiaustausch, Kalender oder Wiki) wird gross geschrieben.
Insbesondere mit Blick auf die Entwicklung auf Open Source Basis wurde diese gemeinsame Arbeit mit zwei Auszeichnungen belohnt: OLAT erhielt 2008 den Swiss OpenSource Award und 2009 den IMS Learning Impact Leadership Award. Als ausgezeichnete Förderung kann man in diesem Zusammenhang folgende Sponsoring verstehen: Google unterstütze die Open Source Entwicklung von OLAT 2008 im Rahmen des "Google Summer of Code". Dabei haben in insgesamt acht Projekten fünf schweizer und zwei indische Studenten sowie ein deutscher Student für OLAT Code entwickelt und wurden dafür finanziell von Google gefördert.
Aber auch die Bedürfnisse von Institutionen und Unternehmen, die sich vielfach durch externe Zwänge ergeben, spielen eine Rolle beim Fortbestand von Open Source. LMS gehören heute zur Infrastruktur wie früher das Telefax bevor es die eMail gab.