Mobile Learning

Wearables als integraler Bestandteil des Alltagslebens?

Prof. Daniel GilgenTrier, November 2016 – "Künftig werden wir in unserer Tätigkeit in der realen Welt durch Informationen, Auswertungen und Anweisungen von Computern unterstützt ohne diese als solche wahrzunehmen," erklärt Prof. Daniel Gilgen vom Institut Intermedia Design an der Hochschule Trier. Er erläutert auf der LEARNTEC welche Mobile Learning Szenarien mit Unterstützung von Wearables in der Zukunft denkbar sind.

Welche Wearables eignen sich generell für eine Erweiterung von Mobile Learning?

Prof. Daniel Gilgen: Mobile Learning als Möglichkeit ortsungebunden mobile Endgeräte zu nutzen und dadurch variabel und flexibel Wissen zu generieren sowie die Kontextualisierung der Lernprozesse in die Umgebung der Lerner gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wearables sind Computertechnologien, die man am Körper oder am Kopf trägt. Sie sind direkter und dauerhafter mit dem Träger verbunden als die bisher genutzten Laptops, Tablets oder Smartphones.

Ob und wie sich ein Wearable zur Erweiterung von Mobile Learning nutzen lässt, hängt von der gewünschten Lernaufgabe ebenso ab wie von der genutzten Sensorik und Aktorik des Wearables. Maßgeblich ist, über welche Sinneswahrnehmungen es mit dem Träger kommuniziert. Entscheidend für die Erweiterung des Lernens in diesem Segment ist jedoch nicht nur die Funktionalität des Wearables. Ebenso wichtig ist, ob das Wearable ein integraler Bestandteil des Alltagslebens werden kann, sich also in Gebrauch und Nützlichkeit dauerhaft integriert.

Von welchen Intentionen lassen sich die heutigen Gestalter von Wearables leiten?

Prof. Daniel Gilgen: In der Konzeption und Gestaltung von Wearables spielen mentale Modelle eine entscheidende Rolle, gerade wenn es um implizite Informationsverarbeitung geht. Mentale Modelle sind eine Sammlung von Vermutungen über die Funktion eines Systems und beinhalten ebenfalls die Erwartungen von Nutzern an ein System. Sie sind nicht stabil, sondern ständiger Veränderung unterworfen, entsprechend den Erfahrungen und Vorhersagen, mit denen ein Nutzer sich einem System nähert. Entsprechend dieser Vorannahmen interagieren Menschen mit Maschinen, Computersystemen oder Wearables. Mentale Modelle eignen sich nicht nur als Inspiration für die Gestaltung von Wearbales, sondern können auch als Basis für eine Kommunikations-Referenz genutzt werden. Entscheidend für ihre Tauglichkeit ist allerdings eine genaue Kenntnis der Zielgruppe, ihrer Wünsche und Erfahrungen.

Was müsste sich ändern, damit Wearables eine größere Rolle für das Mobile Learning spielen könnten?

Prof. Daniel Gilgen: Je mehr Wearables den Alltag erobern, desto leichter wird es sein, diese auch für Mobile Learning Anwendungen zu nutzen. Vielfach sind technische Begrenzungen, wie zum Beispiel eine kurze Akkulaufzeit, aktuell noch ein Hemmnis. Zudem sind Angebote meist nicht miteinander kompatibel, und sowohl die Installation als auch die Anwendung der Systeme ist optimierbar. Dies wird sich jedoch in absehbarer Zeit ändern. Dann werden auch die Nutzerraten steigen.

Sehen  Sie in absehbare Zeit einen konkreten Brückenschlag zwischen "Lebenslangem Lernen" und der Entwicklerbranche von Wearables?

Prof. Daniel Gilgen: Diese Tendenz ist bereits am Erfolg der sogenannten Fitness Trecker abzulesen und wird sich in Zukunft wie selbstverständlich auf weitere Wearables ausdehnen. Die Entwicklung zum Ubiquitous Computing (Allgegenwärtigkeit rechnergestützter Informationsverarbeitung) wird dies zusätzlich befördern. So werden wir in unserer Tätigkeit in der realen Welt durch Informationen, Auswertungen und Anweisungen von Computern unterstützt ohne diese als solche wahrzunehmen. Zu diesen Tätigkeiten gehört das "Lebenslange Lernen" ebenso.

 

"Anforderungen an die Gestaltung von Wearables zur Erweiterung von Mobile Learning", Konferenzsaal, 24.1.2017, 11:00-11:45 Uhr