Hirnforschung und Altern: Fitness fürs Gehirn
Dortmund, Februar 2009 - Mit den modernen Untersuchungsmethoden gelingt es der Hirnforschung zunehmend, Schwächen und Stärken der kognitiven Fähigkeiten älterer Arbeitnehmer zutage zu fördert. Das Programm zur Förderung und zum Erhalt der intellektuellen Fähigkeiten älterer Arbeitnehmer (PFIFF) widmet sich nun der Aufgabe, diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in eine für die Praxis nutzbare Form umzusetzen.
Vor dem Hintergrund einer steigenden Lebensarbeitszeit wird es immer wichtiger, Kompetenzen und Potenziale, aber auch Schwächen älterer Beschäftigter zu erkennen und durch geeignete Maßnahmen zu verringern. Ziel ist es, die Beschäftigten länger im Arbeitsprozess halten zu können und ihre Gesundheit und Motivation zu bewahren.
Das Projekt PFIFF will seinen Beitrag zum demografischen Wandel in Unternehmen leisten und wissenschaftlich gewonnene Erkenntnisse aus der Hirnforschung und in eine für die Praxis nutzbare Form umzusetzen.
Als einer der Projektpartner konnte die Opel AG bereits von den neuen Praxiskonzepten profitieren. Gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Falkenstein von der Projektgruppe "Altern und ZNS-Veränderungen" am Institut für Arbeitsphysiologie der Universität Dortmund und den anderen PFIFF-Partnern GfG-TrainerKolleg und ISE/eurom entwickelte der Automobilhersteller Trainingsmethoden zum Erhalt der kognitiven Fitness älterer Mitarbeiter.
Da die moderne Arbeitswelt überwiegend bestimmt ist von geistigen (kognitive) und psychomotorischen Arbeitsanforderungen, kommt es eher auf schnelles Verstehen und Entscheiden als auf Erfahrungswissen an, die so genannte "fluide" Intelligenz. Mit den Jahren lassen Flexibilität und damit die "fluide" Intelligenz im Allgemeinen nach. Dazu zählt der rasche Wechsel zwischen verschiedenen Aufgaben. Hier sind ältere Mitarbeiter jüngeren oft unterlegen.
Dagegen bleibt das Erfahrungswissen erhalten oder kann sogar noch vertieft werden. Jene "kristalline" Intelligenz umfasst Allgemeinwissen, Allgemeinverständnis und den Wortschatz. "Ältere besitzen oft eine höhere soziale Kompetenz als Jüngere. Das wird auch zunehmend von Arbeitgebern erkannt, die eher den erfahrenen Mitarbeiter für Kundenkontakt und kompetente Beratung einsetzen", so Falkenstein.
Gehirnforschung als Basis von Maßnahmen
Ausgangspunkt des Projekts ist eine modellhafte Untersuchung zu altersbegleitenden Veränderungen der kognitiven Leistungsfähigkeit mithilfe von Verhaltensdaten und Messung der Hirnaktivität (durch EEG-Messungen). Hierbei werden schwerpunktmäßig die Kontrollfunktionen in den Blick genommen.
Des Weiteren wird untersucht, ob und inwieweit verschiedene Faktoren, wie Lebensstil (z. B. Ernährung, Rauchen), Arbeitsplatzmerkmale (Zeitdruck, selbst- oder fremdbestimmte Arbeit) und der Umgang mit Stress die Kontrollfunktionen beeinflussen.
Es wird hierbei vermutet, dass weniger das kalendarische Alter als vielmehr die genannten Faktoren die Kontrollfunktionen negativ beeinflussen. Es könnte also sein, dass nicht das Lebensalter, sondern ungünstige Faktoren das Gehirn und seine wichtigsten Funktionen schneller altern lassen. Diese Faktoren lassen sich im Gegensatz zum Alter häufig ändern.
Mit diesem Wissen werden Empfehlungen erarbeitet für eine Ernährung, die geistige Prozesse fördert (brainfood) sowie für körperliches Training, das insbesondere Kontrollprozesse fördert. Darüber hinaus werden zwei Trainingsprogramme angeboten: ein kognitives Training, welches speziell diejenigen Funktionen fördert, die im Alter nachlassen können sowie ein Training zum besseren und effektiveren Umgang mit Stress-Situationen.
Das Maßnahmenpaket wird als Baukastensystem angeboten, damit es in der Praxis für die verschiedensten Betriebe nutzbar ist. Damit wird der Ansatz von PFIFF auch den strukturellen Besonderheiten kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) gerecht, die 99 Prozent aller Betriebe in Deutschland ausmachen.