Wahlfach "Was hab-˜ ich?" für Dresdner Medizin-Studenten
Dresden, November 2014 - Wer kennt das nicht: Man ist beim Arzt, bekommt die Diagnose gesagt und versteht kaum, worum es geht. Das Internet-Portal "Was hab-˜ ich?" schafft da Abhilfe: Hier werden medizinische Befunde kostenlos in eine leicht verständliche Sprache "übersetzt". Um künftige Mediziner schon während des Studiums für Patienten-gerechte Kommunikation fit zu machen, beschreitet die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus mit dem "Was hab-˜ ich?"-Team neue Wege in der Mediziner-Ausbildung. Ab diesem Wintersemester wird in Dresden das deutschlandweit einmalige Wahlfach "Was hab-˜ ich?" angeboten.
"Keine sichere path. Bedeutung eines langstreckig akzentuierten Canalis zentralis des cervicalen und auch abschnittsweise thoracalen Myelons ohne Reizreaktion der unmittelbarem Umgebung." – Alles klar? Liest oder hört ein Patient solche Passagen bezüglich einer ihn betreffenden Diagnose, bleibt er oft ratlos zurück.
Die heutige Medizin möchte aber die Patienten wirkungsvoll in die Therapien einbeziehen. Warum welches Medikament? Wie sind die Wirkungen? Warum gibt es eine Nebenwirkung? Warum so oft zum Arzt? Die Therapie aktiv mitgestalten, das funktioniert eben nur mit dem nötigen Einblick. Gerade im Internet gibt es unzählige Foren und Hilfsangebote. Das zeigt den ungemein großen Bedarf an Aufklärung. Doch was im Netz meist anonym stattfindet, ohne eine fundiert fachliche Auseinandersetzung, das können auch Ärzte leisten, wenn Sie nicht nur ihre eigene Diagnose treffend stellen, sondern auch den Patienten dabei nicht aus den Augen verlieren.
Deshalb geht die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden jetzt neue Wege in der Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses. Ab diesem Wintersemester lernen die Studierenden im deutschlandweit erstmals angebotenen Wahlfach "Was hab‘ ich?", schwierige Sachverhalte nicht nur zu verstehen, sondern sie auch in plausiblen Worten wiederzugeben. In einem Workshop und fünf Online-Übungen können sie zielgerichtet und mit individueller Betreuung an ihrer Kommunikation arbeiten – und das mit freier Zeiteinteilung und freier Themenauswahl.
Initiatoren des Wahlfachs sind die Gründer des Internet-Portals "Was hab‘ ich?", teilweise selbst Absolventen der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus. Auf der Onlineplattform übersetzen junge Mediziner ärztliche Befunde in eine für Patienten leicht verständliche Sprache. Sie lernen durch die "Übersetzung" realer Befunde medizinische Sachverhalte patientenverständlich wiederzugeben und erweitern ihr medizinisches Fachwissen. "Lebensnahe Arzt-Patient-Kommunikation ist wichtig, damit Patienten über ihre Erkrankungen informiert sind und mit dem Arzt gemeinsam Behandlungsentscheidungen treffen können", unterstreicht Anja Bittner, Mitbegründerin des Portals "Was hab‘ ich?" und heute Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH.
Das Wahlfach wird auf Seiten der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus von Frau Prof. Antje Bergmann, Professorin für Allgemeinmedizin, betreut und unter dem Dach des Medizinischen Interprofessionellen Trainingszentrums (MITZ) angeboten. Prof. Bergmann, die selbst auch als Allgemeinmedizinerin praktiziert, sieht in dem Wahlfach eine hervorragende Ergänzung des Studiums. "Unsere Nachwuchsmediziner sollen verstärkt und von Anfang an lernen, auf Augenhöhe mit den Patienten zu kommunizieren", unterstreicht Prof. Bergmann. "Denn nur wer weiß, was er hat, kann sagen was er will, nur wer genau weiß, was ihm wirklich fehlt – kann sagen was er braucht!"
Möglich wurde das Einrichten des Wahlfachs auch Dank der finanziellen Unterstützung dieses innovativen Lehr-Angebots durch die Stiftung Hochschulmedizin Dresden. "Die Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation ist ein wesentliches Anliegen unserer Stiftung – deshalb waren wir von dem Konzept des Wahlfachs begeistert und konnten eine finanzielle Unterstützung zusagen", erläutert Prof. Michael Meurer, Vorstandsmitglied der Stiftung Hochschulmedizin Dresden.
Dieses Wahlfach wird erstmalig in Deutschland durchgeführt - Dresden hat somit eine Vorreiterrolle. Vorteile und Neuerungen gegenüber bestehenden Konzepten sind, dass es ein eLearning basiertes Kommunikationstraining ist und die Fachbereiche, in dem die Kommunikation gelernt wird, vom Studenten selbst gewählt werden können. Dieses individuelle Lernen erfolgt in 1:1-Betreuung durch einen erfahrenen Supervisor – so kann ohne Gruppendruck offen an individuellen Schwächen gearbeitet werden. Während die Studenten lernen, helfen sie gleichzeitig Patienten - denn sie lernen an echten Fällen. Nach Abschluss des Wahlfachs besteht die Möglichkeit der kontinuierlichen kostenfreien Fortsetzung des Trainings als ehrenamtliches Mitglied der Plattform washabich.de.