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Management auf dem Mond

Regensburg, Juni 2005 - Die meisten Projekte scheitern nicht am fachlichen Know-how, sondern am Faktor Mensch. Komplexe Aufgaben unter Zeitdruck fördern Missverständnisse und Konflikte zu Tage, die - bleiben sie ungelöst - den Projekterfolg gefährden. Das Computerspiel "LUNARIS" der SIM.LEARN GmbH bereitet den Führungsnachwuchs anhand eines Szenarios auf der Mondoberfläche auf das Projektmanagement vor.



Bei "LUNARIS" sind verschiedenste komplexe Strukturen und Prozesse in den semantischen Rahmen einer Mondstation eingebettet. Aufgabe der Teilnehmer ist es, die virtuelle Mondstation - mit zentralen Variablen wie Bestellung, Produktion, Lagerhaltung, Transport und Finanzen -gemeinschaftlich zu leiten. Sechs Personen müssen gemeinsam die Versorgungslage stabil halten.


Dafür können sie auf der Erde Nahrungsmittel, Sauerstoffflaschen und technische Hilfsmittel bestellen. Jeder hat eine Arbeitsstation mit Mitarbeitern und einem Budget. Das interaktive Planspiel ist ein System aus rund 1.200 Variablen, die in der "Mondgesellschaft" vom Spielstart an alle zusammenwirken.


In einem interaktiven Netzwerk aus vier bis sechs Computern ist auf jedem Arbeitsplatz ein Teil eines komplexen Problems abgebildet, wobei die Teilnehmer nur im Team die Gesamtaufgabe erfolgreich lösen können. Jeder steuert dabei seinen Verantwortungsbereich, muss aber intensiv mit seinen Kollegen kommunizieren. Dies geschieht face-to-face.


Die Teilnehmer bearbeiten die Simulation nacheinander in zwei Gruppen: Während die erste Gruppe an der Simulation arbeitet, wird sie von der zweiten Gruppe beobachtet und erhält im Anschluss Feedback über ihre Performance. Danach bearbeitet die zweite Gruppe die Simulation.


"Bereits nach zehn Minuten herrscht bei den Teilnehmern meistens panische Ratlosigkeit", erzählt Gerald Singer, Geschäftsführer der SIM.LEARN. Schon nach 30 Minuten wird die Ernährungslage auf der virtuellen Station bedenklich, erste Krankmeldungen gehen ein.


"Kennzeichen komplexer Probleme ist die Variablenvielfalt und die Vernetztheit der einzelnen Elemente. Bei Entscheidungen müssen viele Faktoren berücksichtigt und die Fernwirkungen von Handeln einbezogen werden", so Singer, "die Trainingsteilnehmer lernen hier etwas ganz Wichtiges: Sie müssen mit dem Gefühl von Unsicherheit umgehen und dennoch unter Zeitdruck risikofreudig Entscheidungen treffen."


Typische Fehler beim Umgang mit komplexen Aufgaben treten auf: Die einen stürzen sich in wilden Aktionismus, die anderen diskutieren ohne Ende - "Paralysis by Analysis" nennt man das. Damit bringen sie den Gesamterfolg in Gefahr, da jede Station auf die Leistungen der anderen angewiesen ist.


Das Planspiel ist modular aufgebaut, existiert in unterschiedlichen Komplexitätsstufen und kann daher an die Erfordernisse einzelner Trainings- und Assessmentmaßnahmen angepasst werden. Konzerne unterschiedlicher Branchen setzen es als persönlichkeitsbildenden Baustein in der Qualifikation von Führungskräften ein.


Für sie ist dabei wichtig, dass während des Planspiels Dispositionen im Konflikt- und Gruppenverhalten ans Licht kommen. "LUNARIS zeichnet sich dadurch aus, dass die Leute an einem Tisch sitzen und miteinander reden", sagt etwa Bettina Knülle vom Learning and Development-Center Europe der Deutschen Bank. "Es macht sofort Emotionen sichtbar", meint die Psychologin. Das passiert zwar auch, wenn man die Leute eine Brücke über einen Wildbach bauen lasse - "aber da ist der Transfer in den Unternehmensalltag schwieriger."