Deutsches Institut für Marketing

Fünf Arten der Kundenbindung und ihr Gewinn

Köln, März 2021 - Kundenbindung ist nicht gleich Kundenbindung, man kann sie in verschiedene Arten unterteilen. Dabei ist die Einteilung oftmals nicht starr, sondern die Grenzen sind fließend. Meistens liegt eine Kombination verschiedener Arten vor, die ein Unternehmen einsetzt, um seine Kunden an sich zu binden. Allgemein kann man die Kundenbindung in habituell, gewohnheitsmäßig, freiwillig und unfreiwillig einteilen. Wenn man die Unterscheidung etwas deutlicher machen möchte, wählt man folgende fünf Merkmale, die das Deutsche Institut für Marketing vorschlägt.

  1. Situative Bindung
    Räumlich oder zeitlich hat hier ein Anbieter das Monopol. Der Käufer kauft hier also gezwungenermaßen ein, da es in der Nähe kein weiteres Angebot gibt.
     
  2. Rechtliche Bindung
    Zwischen Unternehmen und Kunden besteht ein Vertrag, der sicherstellt, dass der Käufer hier einkauft.
     
  3. Technische Bindung
    Der Kunde nutzt ein spezifisches technisches System oder eine spezifische Software und ist dadurch bei Erweiterungen, Wartungen und Ähnlichem von dem Anbieter abhängig.
     
  4. Ökonomische Bindung
    Sie beruht auf Wechselkosten, die der Kunde an den Anbieter entrichten muss, wenn er zur Konkurrenz wechseln möchte, oder auf bereits getätigten Zahlungen an einen Anbieter, die dem Käufer gewisse Vorteile einräumen.
     
  5. Emotionale Bindung
    Dies ist eine freiwillige Bindung aus Sicht des Kunden, die durch Zufriedenheit entsteht und auf Vertrauen beruht. Das macht diese Bindung besonders wertvoll, der Kunde kann sie aber auch jederzeit abbrechen.

 

Aus Unternehmenssicht ist die Bindung von Kunden aus vielerlei Sicht erstrebenswert.

  • Gleichwertige Produkte und Dienstleistungen: Das Innovationstempo nimmt ständig zu. Ein Innovationsvorsprung verschafft nur noch einen kurzfristigen Wettbewerbsvorteil. Wirklich schlechte Produkte oder Leistungen gibt es eigentlich kaum noch. Vielmehr zeichnen sich die meisten Branchen dadurch aus, dass ihre Produkte ausgereift sind und ein einheitliches Qualitätsniveau aufweisen. Reine Qualitäts- und Leistungsmerkmale werden als selbstverständlich vorausgesetzt und können daher kaum zur Profilierung im Wettbewerbsumfeld beitragen oder Kaufentscheidungen bestimmen. Es gilt also: Je vergleichbarer Produkte und Leistungen werden, desto wichtiger ist es, dem Kunden "emotionale Pluspunkte" zu bieten und ihn so an das eigene Unternehmen zu binden.
  • Echo-Effekt: Ein zufriedener Kunde gibt seine positiven Erfahrungen an durchschnittlich drei Personen weiter. Jeder unzufriedene Kunde erzählt sein Negativerlebnis an durchschnittlich zehn weiteren potenziellen Kunden. Berücksichtigt man bei diesen Zahlen, dass die Empfehlung von Bekannten zur Zeit die mit Abstand glaubwürdigste Kommunikationsform darstellt, so wird sehr schnell deutlich, wie wichtig entsprechende Bemühungen sind.
  • Vielfach sind erst die Folgegeschäfte wirklich lohnend: Häufig müssen Unternehmen für die Gewinnung neuer Kunden deutlich mehr Geld investieren, als sie innerhalb eines kurzen Zeitraums an Ertrag mit diesen Kunden erwirtschaften können. In vielen Bereichen stellen die Marketing- und Vertriebsmaßnahmen (Werbung & Anzeigen, Angebotserstellung, Vertragsverhandlungen etc.), die zur Neukundenakquise notwendig sind, wichtige Kostentreiber dar. Branchenübergreifend geht man davon aus, dass es acht Mal teurer ist einen neuen Kunden zu gewinnen als einen Bestandskunden zu halten. Anders herum: der Schaden, der durch den Verlust eines Kunden entsteht, ist immens. Es lohnt sich also, sich intensiv um die Bindung seiner Kunden zu bemühen.
  • Wirtschaftlichkeit: Je länger eine Kundenbeziehung dauert, desto rentabler ist sie. Denn nicht nur, dass die Aufwendungen für die Akquise bei einem Bestandskunden wegfallen und sich auch weitere Kosten (z.B. Datenpflege, Bedarfsermittlung) reduzieren lassen; zudem ist ein zufriedener Bestandskunde aufgrund seiner Zusatzkäufe (Cross-Selling), seiner verminderte Preisempfindlichkeit und seinem Beitrag zur Neukundenakquise durch seine positive Mund-zu-Mund-Propaganda ein echter Gewinn(bringer) und trägt mit diesen Wirkungseffekten unmittelbar zur Steigerung des ökonomischen Erfolgs bei.