Die "begehbare" Maschinendokumentation
Rostock, Mai 2024 - (von Volker Gries, ANOVA) Um technische Dokumentationen unter anderem für Unterweisung, Schulung oder Training handhabbarer zu gestalten, empfiehlt die ANOVA GmbH die Nutzung einer grafischen Bedienoberfläche, die auch ein immersives Erschließen von Informationen möglich macht. Das moderne digitale System kann im Vertrieb/Marketing, bei der Installation sowie als Erklärungsmittel für den laufenden Betrieb genutzt werden.
Eine Maschinendokumentation ist vorgeschrieben
Jeder von uns, der einmal ein technisches Gerät, sei es eine Waschmaschine, einen Computer oder Werkzeuge erworben hat, weiß, dass diese Geräte in der EU ganz sicher zusammen mit einer Betriebsanleitung ausgeliefert werden. Die Richtlinie 2006/42/EG, kurz Maschinenrichtlinie verpflichtet alle, die in der EU eine Maschine oder Anlage in Verkehr bringen zur Erstellung einer technischen Dokumentation und Betriebsanleitung.
Anwender der Maschine sollen damit auf die vorhandenen Risiken aufmerksam gemacht werden, die sich aus dem Betrieb der Maschine ergeben. Die Richtlinie macht Vorgaben an Konstrukteure, Entwickler, Hersteller und Planer, aber auch an Importeure, Verkäufer oder Vermieter von Maschinen.
Aktuelle Herausforderungen
Dabei stehen sowohl alle Beteiligten und letztendlich auch die Anwender einer Maschine vor verschiedenen Herausforderungen. Eine solche Dokumentation muss alle Phasen des Maschinenlebenszyklus abbilden, also vom Transport über die Instandsetzung, Verwendung, Reinigung und Wartung bis hin zur Entsorgung. Das muss nicht in einem einzigen Dokument beschrieben werden, sondern kann auf mehrere Dokumente aufgeteilt werden.
Geht es nicht nur um eine einzelne Maschine, sondern um eine aus vielen Maschinen bestehende Anlage, kann die Gesamtdokumentation sehr schnell umfangreich und somit unübersichtlich und nur sehr schlecht handhabbar werden. Die Herausforderung wird noch größer, wenn die Dokumentation mehrsprachig erfolgt.
Dabei spielt die Art der Aufbereitung der Informationen eine sehr wichtige Rolle. Die Dokumentation muss in Papierform an Kunden übergeben werden. Bekannt ist allerdings auch, dass diese Form für viele nachfolgende Anwendungszwecke ungeeignet ist.
Solche Anwendungszwecke können und sollen ja u.a. die Einarbeitung von Personal bei Arbeitsplatzeinweisungen sein. Die Inhalte müssen ebenso in Gefährdungsbeurteilungen und Sicherheitsunterweisungen genutzt werden. Sie müssen im Zugriff für Servicepersonal liegen, die sich bei auftretenden Störungen um Lösungen kümmern. Auch das Personal für Wartung oder Instandsetzung muss auf die Maschinendokumentation zugreifen können.
Die Maschinendokumentation hat auch einen hohen Wert für Marketing und Vertrieb der Maschine und ist in der häufig genutzten Form, eben der Menge an Dokumenten in Papierform, nur bedingt dafür geeignet. Ein Problem bereiten dabei der einfache Zugriff bei akzeptabler Bedienung durch die einzelnen Zielgruppen (Personalentwicklung, HSE-Management, Maschinenservice, Vertrieb/Marketing).
Benötigte Informationen müssen zeitsparend gefunden werden. Nicht jede Person benötigt eine gesamte Anlagendokumentation, sondern nur ausgewählte Inhalte. Zusätzlich muss die Dokumentation auch zügig angepasst werden, wenn nachträglich Veränderungen an einer Maschine oder Anlage erfolgen.
Eine Lösung: die "begehbare" Maschinendokumentation
Man kann den genannten Herausforderungen dadurch begegnen, dass der Zugriff auf die Maschinendokumentation über eine grafische Bedienoberfläche erfolgt. Die genutzte grafische Bedienoberfläche entsteht aus dem 3D-Modell oder 360°-Fotos der Maschine. Solche Medien lassen sich in Darstellungsumgebungen, z.B. in 3D Game Engines oder WebGL integrieren, die dann das Navigieren und Interagieren mit der 3D-Welt möglich machen.
Nutzt man zur Darstellung der 3D-Welt dann noch Virtual Reality und eine entsprechende VR-Brille, gewinnen Anwender den Eindruck, direkt vor der Maschine zu stehen. In die Darstellung lassen sich die Dokumente der Maschinendokumentation integrieren. Dazu bietet sich eine modularisierte, digitale Aufbereitung an, wobei Informationen für die Bedienung, Wartung, zu Gefahrenpotentialen oder vertriebliche Informationen voneinander getrennt werden.
Der Einbau der Teildokumente in die dreidimensionale Maschinendarstellung erfolgt dann gezielt an den Baugruppen der Maschine, an denen die Inhalte später benötigt werden. Es entsteht eine Nutzungsumgebung, in die Anwender "eintauchen" und auf Grund der Realitätsnähe intuitiv die Informationen aufrufen können, die sie für ihre jeweilige Tätigkeit benötigen.
Obwohl das beschriebene Konzept grundsätzlich für jede Maschine umgesetzt werden kann, eignet es sich besonders für ganze Anlagen, die aus mehreren Maschinen bestehen.
Zukunft oder Realität?
Der Lösungsanbieter ANOVA GmbH, Entwickler von digitalen Medien für Schulung, Unterweisung, Training oder zur Unterstützung von Vertriebsprozessen, hat sich in einem Kundenprojekt für den Auftraggeber ATB Water GmbH bereits den hier genannten Herausforderungen gestellt. Entstanden ist ein modernes digitales System, das im Vertrieb/Marketing, bei der Installation sowie als Erklärungsmittel für den laufenden Betrieb von Kleinkläranlagen genutzt werden kann.
Es ist nicht das erste VR-basierte System, welches das Unternehmen für einen Kunden umsetzen durfte. Die Erfahrungen bei der Entwicklung von Lernlösungen mit VR und 360°-Technologie wurden in einem Whitepaper zusammengefaßt.