TriCAT gehört zu jenen Learning-Anbietern, die sich über die Jahre entlang der technischen Möglichkeiten entwickelt und verändert haben. Was sind die heutigen "Flaggschiffe" Ihrer Produktpalette?

Markus Herkersdorf: Bei TriCAT fühlen wir uns seit jeher vom Wunsch angetrieben, ganz vorne dabei zu sein, wenn es um die Umsetzung von technologischer Innovation in überzeugende Lern-Lösungen geht. Unser Produkt- und Dienstleistungsportfolio baut deshalb schon seit längerem auf hochinnovativen Technologiefeldern wie Virtuelle Welten, XR, digitale Zwillinge, Virtual Humans und KI auf. Wir ermöglichen Unternehmen und Organisationen damit den Schritt in ihre virtuelle Transformation – von XR/KI-basierten Lernumgebungen bis hin zum intelligenten Corporate Metaverse.

Was hat der Einsatz von KI-Tools bewirkt? Wo überall findet sich bei TriCAT KI bereits in den Produkten, was wäre ohne KI undenkbar gewesen und was werden die nächsten Schritte sein?

Markus Herkersdorf: KI bei TriCAT hat nicht erst mit ChatGPT begonnen. Wir forschen und entwickeln mit Partner wie dem DFKI seit vielen Jahren zu empathischen KI-Avatar-Agenten. Große Sprachmodelle und generative KI haben diese Entwicklung natürlich enorm beschleunigt. So sind wir heute in der Lage, im Sprachdialog mit einem KI-Agenten innerhalb von Minuten ganze virtuelle 3D-Lernumgebungen entstehen zu lassen, mit Objekten auszustatten, gezielt Inhalte zu erzeugen und sprachdialogbefähigte KI-Avatare bereitzustellen.
Das revolutioniert die Art wie zukünftig Lernumgebungen, -szenarien, -inhalte und -abläufe entstehen werden. Zugleich werden KI-Avatar-Agenten eine wichtige Rolle spielen, als Dialogpartner, Assistenten, Rollenspielende, Experten, Lernbegleitende und persönliche Lern-Buddies. Ausgestattet mit umfassendem State-of-the-art Wissen und über Emotions- und Verhaltensmodelle zur emphatischen Interaktion befähigt. All diese Möglichkeiten sind in den ersten Ansätzen bereits verfügbar und werden sich rasch weiterentwickeln. Mit Nutzungspotentialen, die noch gestern nicht denkbar waren.

Worin liegt aktuell und in naher Zukunft der größte Nutzen für die Anwender?

Markus Herkersdorf: Lernen wird intelligenter! Entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von der agilen und automatisierten Erzeugung von Bildungsinhalten über die individualbedarfsgerechte Bereitstellung bis zur umfassenden Unterstützung, Betreuung und Begleitung der Lernenden. Am Beispiel Produktschulung verdeutlicht: Ein sprachdialogbefähigter KI-Agent klärt das Anliegen eines Nutzers in Bezug etwa auf eine Maschine: allgemeine Informationen oder Erstschulung oder Refresher-Training? Auf dieser Basis - und unter Berücksichtigung weiterer Faktoren wie etwa Sprache und Wissensniveau - wird automatisch ein entsprechendes Lernszenario in einer virtuellen oder augmentierten Umgebung generiert und der KI-Agent führt und begleitet den Lernenden interaktiv durch die Lernmaßnahme.
Dabei kann er Erklärungen liefern, Bedienschritte vormachen, deren selbstständige und korrekte Ausführung durch den Lernenden kontrollieren, auf beliebige Nachfragen oder Vertiefungswünsche eingehen und abschließend auch umfassendes Feedback geben. Durch diese Form des KI-begleiteten Lernens, lernt auch das KI-System selbst und ermöglich damit ein immer besseres Lernerlebnis. Grundsätzlich kann eine solche Lösung natürlich auch im Kontext Sales (virtuell-interaktiver Showroom) oder technischer Support eingesetzt werden. Auf der Ebene von Unternehmen wird hier der erweiterte Nutzen derartiger Systeme entlang der gesamten Wertschöpfungskette und über das Thema Lernen hinaus deutlich – als Plattform-Lösung für das organisationsweite Corporate Metaverse.

Wo sehen Sie Gefahren durch die schnelle internationale Entwicklung von KI?

Markus Herkersdorf: Die derzeitige Entwicklungsgeschwindigkeit bei Künstlicher Intelligenz verläuft exponentiell. Ihr Einsatz erfasst zunehmend mehr Bereiche unsere Lebens- und Arbeitswelt, immer öfter auch mit fundamentalen Auswirkungen. KI birgt riesige Chancen und enthält zugleich viele konkrete und abstrakte Risiken.
Für Deutschland besteht das größte Risiko allerdings darin, in eine weitreichende technologische Abhängigkeit von dominanten nordamerikanischen und asiatischen Anbietern zu geraten. Mit erheblichen Folgen für unsere Wettbewerbsfähigkeit und letztlich für unseren Wohlstand. Hier müssen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft dringend agiler, mutiger und kreativer werden. Nur wer auf Augenhöhe mitagiert, kann auch mitgestalten.

Haben Sie eine Vision davon, wie und wohin sich TriCAT in den nächsten fünf Jahren entwickeln soll?

Markus Herkersdorf: Bei TriCAT sind wir immer von einer starken Vision getragen. Wir glauben fest an eine Zukunft, in Virtualisierung und KI eine bedeutsame Rolle spielen werden. In der wir all die Möglichkeiten, die uns digitale Zwillinge, virtuelle Lern- und Arbeitswelten und eine massive Unterstützung durch KI bieten werden, auch nutzen werden. Als einzelner Mensch wie auch als Organisation. Diese virtuelle Transformation wollen wir als einer der führenden Innovatoren am Markt mit unseren intelligenten Corporate-Metaverse-Lösungen ermöglichen, begleiten und voranbringen.