Microlearning - sinnvolle Methode oder unnützer Trend?
München, November 2020 - Microlearning hat sich im eLearning-Bereich als Trend etabliert und wird immer öfter angefragt. Aber wie sinnvoll sind die kurzen Lerneinheiten und wo sollten sie Anwendung finden? Eingangs sollte definiert werden, was unter Microlearning zu verstehen ist. Microlearning oder Learning Nuggets sind knappe Lerneinheiten mit einer Dauer zwischen drei bis sechs Minuten. Dabei kann das Lernmedium ganz unterschiedlich aussehen. Ob Video, Web Based Training, Podcast, Lernapp – es gibt viele Möglichkeiten Microlearning zu gestalten.
Auf den ersten Blick scheint Microlearning daher sehr attraktiv, da Lernen augenscheinlich "weniger Zeit kostet". Daher könnte man daraus schließen, dass man statt eines langen und aufwendigen Trainings einfach ein kurzes Lernmodul gestaltet und so Zeit und Kosten spart.
Allerdings ist es nicht das Ziel von Microlearning Zeit und Kosten zu sparen, sondern Lernmodule zu erstellen, die nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne benötigen, um so Lernen effektiver zu gestalten und besser in den Arbeitsalltag zu integrieren. Dabei empfiehlt es sich weniger ein einzelnes Nugget zu entwickeln, sondern eher eine Reihe von thematisch und didaktisch zusammenpassenden Nuggets, die wirkungsvoll eine Lernreihe bilden.
Natürlich stellt sich hier die Frage, warum sollten man dann überhaupt Microlearning einsetzen, da es via Scrom möglich ist, denn Lernfortschritt zu speichern und ein Training zu einer beliebigen Zeit zu stoppen und später am gleichen Punkt weiterzuführen. Die einzelnen Learning-Nuggets sind im Gegensatz zu einem längeren Web Based Training, welches als Scormpaket ausgeliefert wird, abgeschlossene Einheiten, so dass der Lernende nach Abschluss das Gefühl hat, etwas beendet und daher geleistet zu haben. Dies steigert die Lernmotivation.
Auch müssen die Lerning-Nuggets nicht immer gleich gestaltet und aufgebaut sein, sondern können auch immer eine gewisse Vielfalt aufweisen. Beispielsweise können unterschiedliche Lernbegleiter, Stile und grafische Gestaltungselemente zum Einsatz kommen, um die Trainings so auch abwechslungsreich zu gestalten.
Schwierig kann bei der Ausarbeitung von Learning-Nuggets die Navigation sein. Meistens lohnt es sich nicht für ein fünfminütiges Training eine eigene Navigationsseite innerhalb des Web Based Trainings zu integrieren, da diese viel Lernzeit im Verhältnis zur gesamten Lerndauer kostet. Auch ist es natürlich schade, die Trainings als einzelne Komponenten in ein Learning Management System zu integrieren, da so der Effekt einer abgeschlossenen und zusammenhängenden Lernreihe verloren gehen kann.
Einige moderne Learning Management Systeme (LMS) bieten die Möglichkeit Strukturen für Microlearning zu "bauen" und so eine sinnvolle Navigation innerhalb des LMS zur Verfügung zu stellen. Ist dies nicht möglich, kann man mit sogenannten Landing Pages arbeiten. Unter einer Landing Page versteht man eine Art Website, die sich über das LMS ansteuern lässt und als Scormpaket innerhalb des LMS liegt, sodass die Lernstände gespeichert und übermittelt werden können. Auf der Landing Page können die Lernenden dann wie auf einer Website navigieren und die einzelnen Lernelemente ansteuern. Dabei empfiehlt es sich Landing Pages zu bestimmten Thematiken zu bauen, um so eine klare Struktur zu schaffen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Microlearning wirklich eine gute Methode ist, um Lernen effizient und vielseitig zu gestalten.
Allerdings sollte hinter jedem Microlearning-Projekt ein abgeschlossenes und sinnvoll durchdachtes Konzept stehen, welches abgestimmt auf die Zielgruppe entwickelt werden sollte. Denn bei Microlearning geht es nicht darum, längeren Trainingscontent einfach zu kürzen und komprimieren, sondern in sinnvolle Einheiten zu untergliedern und dem Lernenden zu Verfügung zu stellen.