ELearning: Studierende sehen Nachholbedarf bei Dozierenden
London, Oktober 2021 - Durch die Corona-Pandemie waren die Lehrenden an Deutschlands Unis und Hochschulen zur Digitalisierung ihrer Vorlesungen und Prüfungen gezwungen – mehr oder minder im Hauruck-Verfahren. Das hatte Folgen: Während sich Dozierende vor allem mit rechtlichen Fragen im Stich gelassen sahen, hätte rund ein Drittel der Studierenden sich von ihren Lehrenden mehr Bereitschaft gewünscht, überhaupt mit digitalen Angeboten zu arbeiten. Ein weiteres Viertel sieht in mangelnder Kenntnis der Dozierenden im eLearning den Grund für verstolperte Digitalangebote.
Mit diesem Vorwurf können sich jedoch die wenigsten Lehrenden tatsächlich identifizieren. Das Hochschuldidaktik-Team von Pearson Studium kann nach der Auswertung seiner Meinungsstichprobe zudem (immerhin) verkünden: "Es soll digital weitergehen! Darin sind sich Dozierende und Studierende einig.
151 Studierende und 535 Hochschul-Lehrende hatten an der Online-Umfrage im Sommer 2021 teilgenommen. Nur sieben Prozent der Dozierenden und nur sechs Prozent der Studierenden gaben an, dass das eLearning an deutschen Hochschulen in Zukunft "weniger genutzt" werden solle. Und auch bei einem weiteren Punkt herrscht zunächst Einigkeit: Es gibt reichlich Luft nach oben. Das eLearning "sollte sinnvoll(er) genutzt" werden, für diese Aussage stimmte jeweils die Mehrheit der Befragten. Knapp ein Drittel sowohl der Lehrenden als auch der Studierenden gibt sogar an, dass das eLearning "noch weiter ausgebaut und genutzt werden solle". Doch wie könnte das konkret aussehen?
Die einen nutzen eher Videokurse, die anderen häufiger eBooks
Schon was die Nutzung der verschiedenen eLearning-Medien und -Methoden angeht, wird es spannend. Natürlich: "Klassische" Online-Vorlesungen haben 2021 nun fast alle Studierenden und Dozierenden genutzt. Auch Online-Tests sind den meisten mittlerweile vertraut.
Doch auf Platz zwei der Medien, die fürs eLearning genutzt wurden, landet bei den Dozierende dann schon das eBook (60 Prozent). Wohingegen die Studierenden sich für die Wissensaneignung offensichtlich eher für voraufgezeichnete Videokurse entschieden (87 Prozent haben diese nach eigener Aussage genutzt).
Auch Podcasts sind eher bei den Lernenden denn bei den Lehrenden beliebt: Nur halb so viele Dozierende wie Studierende (14 bzw. 27 Prozent) haben diese Form des eLearnings schon genutzt.
Neumodische Medien – bei Dozierenden nicht angekommen? Von wegen: Denn überraschenderweise geben mehr als doppelt so viele Lehrende wie Studierende an, dass sie Möglichkeiten wie CBT (Computer Based Trainings) oder WBT (Web Based Trainings) nicht nur kennen (81 Prozent), sondern auch schon genutzt haben (42 Prozent). Auch Serious Games/Simulationen, die Lerninhalte vermitteln, sind laut Studie bisher eher Dozierenden als Studierenden vertraut.
eLearning im Alltag: Generationenunterschied deutlich erkennbar
Schon von Kindesbeinen an mit eLearning Angeboten vertraut zu sein – das können 85 Prozent der Dozierenden nicht von sich behaupten. Und auch 36 Prozent der Studierenden geben bedenklicherweise an, dass sie zu Schulzeiten "selten" mit eLearning-Angeboten zu tun hatten.
Dozierende scheinen demnach aber auch heute und im Privaten "neue" Techniken des Lernens und Lehrens nicht zu favorisieren: Die meisten gaben an, eLearning Angebote selten (1 bis 2 Mal pro Halbjahr, 39 Prozent) bzw. nie zu nutzen (31 Prozent).
Bei den Studierenden sieht die Welt dagegen ganz anders aus: 31 Prozent gaben an, für ihre private Weiterbildung regelmäßig (1 bis 2 Mal pro Monat) oder gar häufig (1 bis 2 Mal pro Woche) auf eLearning-Angebote zurückzugreifen.
Online-Vorlesungen – das klappt schon ganz gut
"Wie gut ist das eLearning-Angebot an deiner/Ihrer Hochschule für die einzelnen Zwecke?" war eine weitere Frage, zu der wohl Studierende als auch Lehrende Ihre Meinung abgeben durften. Beide bewerteten dabei die Vorlesungsdurchführung und -Begleitung überwiegend positiv. Die Mehrheit der Dozierenden und rund ein Drittel der Studierenden bewertet auch die Durchführung von Prüfungen zumindest als mittelmäßig oder gut. Sieben Prozent der Dozierenden und acht Prozent der Studierenden allerdings gaben der Prüfungsdurchführung über eLearning-Möglichkeiten das Prädikat "völlig ungeeignet".
So viele Negativ-Punkte gab es für keinen anderen Bereich!
eLearning an der Uni: Hier sehen Studierende und Dozierende Nachholbedarf
38 Prozent der Dozierenden und 16 Prozent der Studierenden geben "sonstige Gründe" an, um eine mittelmäßige oder schlechte Umsetzung des eLearnings an ihrer Hochschule zu erklären.
Die Lehrenden nennen in ihren individuellen Antworten vor allem rechtliche Hürden, wie zum Beispiel die Erfüllung des Datenschutzes, fehlende Unterstützung bei der technischen Umsetzung und einen hohen zeitlichen Aufwand, vor allem in der Vorbereitung der Angebote. Auf Platz zwei benennen 21 Prozent der Dozierenden "schwerfällige Verwaltungsprozesse" als Digitalisierungs-Bremsen. 15 Prozent machen Nachbesserungsbedarf bei der technischen Ausstattung der Hochschule aus.
32 Prozent der Studierenden sehen die Sache allerdings etwas anders. Sie führen "fehlende Bereitschaft der Dozierenden, mit digitalen Angeboten zu arbeiten" als Grund für unbefriedigende eLearning-Angebote an und widersprechen damit den Dozierenden, von denen sich nur sechs Prozent mit dieser Aussage identifizieren können.
Auf Platz zwei der Stolpersteine in Sachen eLearning an den Unis und Hochschulen landen aus Sicht der Studierenden übrigens auch noch "mangelnde Kenntnis der Dozierenden im eLearning Umfeld" (25 Prozent) und ebenfalls die "technische Ausstattung der Hochschule" (19 Prozent).
Und auch die Studierenden nutzten das offene Antwort-Feld der Pearson-Studie, um ihrem Unmut Luft zu machen: Mangelnde und fehlende Inhalte seien es, die das eLearning noch nicht zu dem mache, was es sein könne, so die überwiegende Meinung.