Plädoyer für eine systematische Führungsqualifikation
St. Gallen, Januar 2008 - Die Entwicklung von Forschungseinrichtungen und Hochschulen zu Unternehmen eines eigenen Typs erfordert ein neues Verständnis von Management - eLearning und eManagement können dies wirksam fördern. Diese These vertritt Prof. Michael Nagy vom Malik Management Zentrum St. Gallen. Im Rahmen des Themenforums Hochschule der LEARNTEC kommen am 29. Januar 2008 neben diesem grundlegenden Problem konkrete Praxisbeispiele zur Sprache. Das Themenforum findet in der Fachmesse der LEARNTEC statt.
Die EU will bis 2010 europaweit drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes in die Forschung investieren, dies sind allein für Deutschland 69 Milliarden Euro. Bereits heute werden für die Forschung in Deutschland über 55 Milliarden € aufgewandt. Als Grund wird angeführt, dass die Forschung an öffentlichen Einrichtungen, die Forschung und Entwicklung der Privatunternehmen und die Bildung - vor allem die Hochschulförderungen, als wichtigste Innovationsvoraussetzungen eingestuft werden.
Nur durch rechtzeitige Innovationen kann die Deutsche Wirtschaft international konkurrenzfähig bleiben. Viele internationale Studien haben den Zusammenhang zwischen ausreichender Forschung und Hochschulbildung einerseits und Wirtschaftswachstum andererseits belegt. Dabei stehen die Forschungsorganisationen unter einem extremen Erfolgdruck. Sie sollen schnell Innovationen produzieren oder das Wissen als Basis für Innovationen zur Verfügung stellen.
Für die Hochschulausbildung werden heute über zwölf Milliarden Euro aufgewandt - nicht genügend im internationalen Vergleich, aber dennoch ein hoher Aufwand, der sinnvoll zur Zukunftssicherung für den Einzelnen und für die Volkswirtschaft eingesetzt werden muss.
Auch auf die Hochschulen kommen enorme Herausforderungen zu:
- steigende Studierendenzahlen durch Verkürzung der Gymnasialen Ausbildung und Erhöhung der Studierendenquoten;
- erfolgreiche Steuerung der neuen offenen Credit Point Systeme mit nationalen und internationalen Anerkennungsregelungen;
- sinnvolle Balance zwischen den beiden Hauptaufgaben - Lehre und Forschung;
- Gewinnen und Halten von Nachwuchsspitzenkräften - Beendigung des "Brain Drains", in dem z. B. jeder 7. neu Promovierte ins Ausland abwandert.
Ein Schlüssel zum Erfolg in Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist die Qualität des Managements: Das Führungspersonal hat es oft mit hochqualifizierten, kulturell verschiedenen und unterschiedlich qualifizierten Personen in den Teams zu tun. Diese Teams müssen ergebnisorientiert gesteuert werden, aber trotzdem alle inhaltlichen Freiräume behalten.
Doch gerade bei diesen auch für die Volkswirtschaft wichtigen Herausforderungen zeigen sich grosse Führungsprobleme: Es findet häufig keine systematische Führungsqualifizierung statt. Bei hochkarätigen Experten nimmt man an, dass sie "Management als Nebenbei-Disziplin" sowieso beherrschen, - ein fataler Irrtum.
"Fachliche Führungskräfte" und Verwaltungskräfte stehen häufig vor dem Problem keine gemeinsame Führungslinie entwickeln zu können. So wird aus der - jeweils - eigenen Expertensicht geführt. Endlose "Fachdiskussionen" und Sitzungsrituale sind die Folge.
Oft findet Führung nicht wirklich statt, sondern diffundiert zu "Gremienarbeit" ohne durchgängige Zielorientierung und mit hoher Ressourcenverschwendung (Zeit, Geld).
Derart schlecht ausgebildete Führungskräfte scheitern dann bei Systemaufgaben, etwa der durchgängiger Zielvereinbarungen und Ergebniserreichungen, sinnvollen Leistungsprämiensystemen (TVÖD) und Budgeteinhaltungen.
Vor allem aber resultiert eine hohe Mitarbeiterfrustration, wenn sie Führung nicht als klare durchgängige "Dienstleistung des Management" erleben können.
Drei wesentliche und miteinander verbundene Aktivitäten können diese Probleme weitgehend beseitigen:
- Aufbau eines gemeinsamen Führungsverständnisses und Führungshandeln durch gemeinsame Führungsqualifizierungen;
- Integrierte durchgängige Führungsprozesse aufbauen und für Mitarbeiter transparent machen;
- Durchgängiges eManagement, das für die Führungsprozesse wie auch für das Management von Kunden (z. B. Studenten), die Ressourcensteuerung (Personaleinsatzplanung, Einkauf) und auch für die finanziellen Steuerungen (z. B. von Forschungsbudgets) und die Kommunikation verbindlich und flächendeckend eingesetzt wird.
Der einleitende Vortrag von Prof. Dr. Nagy behandelt diese grundsätzliche Problematik des Führens in Wissensorganisationen. Danach werden zwei Best Practice Beispiele zur Lösung dieser Probleme vorgestellt:
Ruedy Baarfuss, Geschäftsführer M.o.M. Malik on Management EML eManagement berichtet über das Blended Learning Qualifizierungskonzept für Führungskräfte und Nachwuchsführungskräfte der Helmholtz Gemeinschaft.
Die Gesellschaft ist mit über 2,3 Milliarden Forschungsmitteln pro Jahr eine der größten in Europa. In kleinen Gruppen lernen die Wissenschaftler und administrativen Mitarbeiter Führungsgrundsätze, -aufgaben, und -werkzeuge kennen. Wissensbasis ist das Managementwissen des Malik Management Zentrum St. Gallen, das seit Jahrzehnten pro Jahr mehr als 10.000 Führungskräfte berät und qualifiziert.
Der Clou: nur wenige Präsenztage finden statt. Ansonsten können z. B. die Spitzenwissenschaftler lernen, wann und wo sie auf der Welt gerade Zeit dazu haben. Hier nutzen sie die Lernplattform und den ManagementPraxisOnline®-Kurs, die ihnen Selbstlernen, Online-Arbeitsgruppen und teletutoriell begleitete Lernsequenzen über das Internet ermöglichen.
Professor Dr. Ragnar Olaffson , Universität Dalarna, berichtet über das Beispiel skandinavischer Hochschulen. Diese verfügen bereits über gut ausgestaltete Prozesslandschaften der Führung und des Kundenmanagement, die mit integrierten IT-Anwendungen unterlegt sind. Er stellt entsprechende Campus-Lösungen und ihre Wirksamkeit in der Praxis vor.
Nach den Vorträgen können die Besucher mit den Referenten diskutieren und Fragen stellen.