Wer nicht kollaboriert, der kollabiert
München/Graz, Juli 2007 - Die Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg mit Internet-Werkzeugen wird immer bedeutsamer. Unternehmen, die sich dem heute verschließen, werden dem hohen Innovationsdruck von morgen nicht standhalten können. Dies ist eine der Thesen von Klaus Tochtermann, Professor für Wissensmanagement von der TU Graz und Geschäftsführer des Know-Center Graz.
Die Jugend von heute, also die Arbeitnehmer von morgen, wird mit Werkzeugen wie Wiki und Blog groß. Es ist ein Teil ihres gängigen Instrumentariums, sie leben in diesen sozialen Räumen. Finden sich diese Instrumente in einem Unternehmen nicht wieder, wird es auf dem Arbeitsmarkt als altmodisch und unattraktiv gelten. "Unternehmen, die nicht kollaborieren, werden kollabieren", warnt daher Tochtermann.
Kunden als Co-Entwickler oder -Designer eines Unternehmens bestimmen dessen Innovationsgrad von morgen. Der orts- und zeitunabhängige Zugriff auf eMail, Kalender, Aufgaben, Kontakte oder Office-Anwendungen gehört mittlerweile zum Alltag jedes Web-Arbeiters. Mit diesen Instrumenten zur Collaboration kann man schnell mit anderen in Kontakt treten, beispielsweise um unkompliziert einen Termin zu vereinbaren.
Advanced Collaboration ist jedoch weit mehr als nur die Bereitstellung von Werkzeugen. "Advanced Collaboration heißt für ein Unternehmen, sich mit Externen über deren Wissen und Erfahrungen auszutauschen, was die eigene Innovationskraft steigert. Der Ort an dem das Wissen verfügbar ist, zum Beispiel beim Kunden, ist also ein anderer als der, an dem die Innovation entsteht, beispielsweise beim Hersteller." So erklärt es Tochtermann.
"Beispielsweise hat Lego gemeinsam mit seinen Kunden als Co-Designer den Bausatz Imperial Star Destroyer aus Starwars auf den Markt gebracht. Ein Community-Produkt, das Lego aus eigenem Antrieb so nie entwickelt hätte."
Das Bewusstsein für die Bedeutung der Ressource Wissen hat dank der Verbreitung von Wissensmanagement in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dadurch ist Advanced Collaboration erst möglich geworden.
Große Unternehmen und Konzerne agieren hier heute ganz selbstverständlich. Für den Mittelstand ist es nicht zuletzt deswegen besonders interessant, weil die erforderlichen Werkzeuge im Internet meist kostengünstig, wenn nicht gar völlig kostenfrei sind.
Die Unternehmen profitieren zudem davon, dass sich mit dem Web 2.0 ein Phänomen in Bewegung gesetzt hat, das die Offenheit für den Wissensaustausch enorm steigert. Während derzeit das Web 2.0 primär durch eine Bottom-up-Bewegung im Internet geprägt ist, wird es zukünftig als Corporate Web 2.0 in Unternehmen Einzug erhalten.
Unter Corporate Web 2.0 versteht Tochtermann dabei die Überführung von Phänomenen und Anwendungen des Web 2.0 auf den Unternehmenskontext. Mitarbeiter, Kunden und Partner leisten so einen Wertbeitrag, erhalten einen Nutzen und es entsteht ein unmittelbarer bzw. mittelbarer Return on Investment für das Unternehmen.
Unternehmen wissen aber noch nicht, wo und wie genau sie Web 2.0 Software zur Kollaboration einsetzen sollen. Sie wissen auch, dass die Gefahr besteht, sich lächerlich zu machen, wenn versucht wird, ein Jugendphänomen auf den Unternehmenskontext zu übertragen. Dennoch dürfen sie vor dem Experiment nicht zurückscheuen. Und da haben Unternehmen ja Möglichkeiten.
Für Europäische Presseagenturen ist Asien eine beliebte Spielwiese und wieder andere Unternehmen experimentieren unter einer "Second Level Brand", also einer Unternehmensmarke, die am Markt nicht direkt mit dem Unternehmen in Verbindung gebracht wird.