Warum eTrainer?
Gremmelin, April 2005 - eTutoren und eTrainer haben für das medienvermittelte Training einen elementaren Stellenwert. Dabei müssen sie vielfältigen Rollen und Anforderungen gerecht werden. Beate Haussmann, Geschäftsführerin der ed-lab GmbH, beschreibt die steigenden Ansprüche.
Alle bisherigen Erfahrungen im Bereich des eLearning zeigen, dass die persönliche Betreuung der Lernenden von entscheidender Bedeutung für ein medienvermitteltes Training ist. Erfahrungen mit eLearning Konzepten, die auf das Idealbild vom selbstbestimmten Lerner setzten, haben gezeigt, dass viele TeilnehmerInnen solcher Trainingsangebote damit überfordert waren. Heute können TeilnehmerInnen ihre Neigungen und Eignung zum eLearning im Vorfeld einer Maßnahme testen, etwa beim ed-lab Lerntyptest.
Dennoch bedarf es für einen Online-Lernerfolg eines optimalen Mix aus Flexibilität, Selbstbestimmung, aber auch Struktur, Anleitung und Unterstützung in der neuen Lernumgebung. Hier kommt den Tutoren die entscheidende Funktion bei der Umsetzung didaktischer Konzepte zu.
Keineswegs werden Trainer durch eLearning - wie anfangs vermutet - überflüssig. Ganz im Gegenteil: ihre Rolle gewinnt an Bedeutung bei der Betreuung und Begleitung von Online-Lernenden.
Die Rollen des eTrainers
Bewährte, traditionelle Präsenzschulungen lassen sich jedoch nicht einfach 1:1 in eine Online-Lernumgebung übertragen. Trainer müssen nicht nur bestens im Umgang mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien vertraut sein, sondern sie müssen auch über die vielfältigen didaktischen Besonderheiten und Möglichkeiten des virtuellen Lernens Bescheid wissen.
Die Aufgaben und Rollen von Online-Tutoren lassen sich in vier Kategorien der Tutorenarbeit unterteilen. Sie hat eine didaktische und soziale, aber auch eine organisatorische und technische Dimension.
Trainer müssen also über spezielle Kompetenzen verfügen, um Lernende in einer internet-gestützten Schulung zum Lernerfolg zu führen. Daraus lassen sich die Anforderungen für Qualifikationsmaßnahmen für Online-Tutoren oder eTrainer ableiten.
So hat beispielsweise Christina Rautenstrauch in ihrem Buch "Tele-Tutoren: Qualifizierungsmerkmale einer neu entstehenden Profession" aus fünf Kompetenzbereichen, zahlreiche von ihr so genannte "Basisqualifikationen" abgeleitet:
1. Selbstgesteuertes Lernen (z. B. Kenntnisse über Lernmotivation und ihre Förderung, Lernstrategien, Lernberatung, Zeitmanagement),
2. Kommunikation (z. B. gute sprachliche Ausdrucksfähigkeit, Gesprächsführungs-kompetenz, Regeln der Netz-Kommunikation, Möglichkeiten und Grenzen der computervermittelten Kommunikation),
3. Gestaltung der Lern- und Lehrsituation (z. B. Kenntnisse über Lerntheorien und didaktische Modelle, Regeln zum Medieneinsatz, Lern- und Lehrstrategien),
4. Moderation (z. B. Kenntnisse über Gruppenbildungsprozesse und Methoden der Gruppenarbeit, Feedback, spezifische Moderationstechniken, z. B. im Chat),
5. Medienkompetenz (z. B. sichere Handhabung von Hard- und Software, Recherche und Aufbereitung von Informationen und Lerninhalten, Einfluss von medial vermittelten Lerninhalten kritisch einschätzen können).
Diese Qualifikationen sind in ihrer Gesamtheit in der Praxis sicherlich selten gegeben und stellen eher das Idealbild eines Online-Tutors dar, an dem sich Tutorenschulungen orientieren können. Oft haben die Trainer selbst noch keinen Online-Kurs absolviert. Daher ist es wichtig, dass sie in einer Tutorenschulung selbst die Situation aus Sicht der Teilnehmer erfahren, um die Tücken der computer-vermittelten Kommunikation und der Orientierung im Netz kennen zu lernen.
Trainings mit einer Online-Komponente werden immer mehr zum Standard, wie auch die Ausbildung zum eTrainer von ed-lab. Dabei geht es nicht darum, den traditionellen Trainer durch ein neues Berufsbild zu ersetzen, sondern vor dem Hintergrund sich stetig verändernder beruflicher Rahmenbedingungen um eine Weiterentwicklung des Trainerberufs.