Einblicke in das chinesische Talent Management
Düsseldorf, September 2014 - An China führt kein Weg vorbei - seit Jahren zählt das Reich der Mitte zu den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands. Doch für viele Unternehmen war der Erfolg in China viel schwerer zu erreichen als ursprünglich angenommen. Denn Talent Acquisition und Talent Management sind in China sehr komplex und es kommt darauf an, chinesische Geschäftspraktiken in das eigene Geschäftsmodell zu integrieren anstatt lokale Unterschiede in ein globales Regelwerk zu zwängen. Vor diesem Hintergrund hat Lumesse, Europas größter Anbieter für Talent Management Software, basierend auf Best Practices und Fallstudien ein Insight Paper zum Thema China Recruiting verfasst.
Mangel an qualifizierten Fachkräften
Bis vor kurzem wuchs die chinesische Wirtschaft um durchschnittlich knapp 10 Prozent pro Jahr – und damit dreimal so stark wie der durchschnittliche Wert aller anderen Volkswirtschaften. Mittlerweile hat sich das Wachstum deutlich verlangsamt und die chinesische Wirtschaft unterliegt zahlreichen Risiken. Zu den wichtigsten, die das Wachstum drastisch verlangsamen könnten, zählt die Tatsache, dass das Land an der Schwelle eines bedeutenden demografischen Wandels steht.
Die Vereinten Nationen prognostizieren, dass die Erwerbsbevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren in weniger als zehn Jahren dramatisch schrumpfen wird. Darüber hinaus befindet sich China in einem tiefgreifenden Transformationsprozess von der verlängerten Werkbank der Welt zu einem qualitativen Wachstum durch mehr Dienstleistungen. Damit steigen auch die Anforderungen an das Know-how der Mitarbeiter durch technische Innovationen stetig an. Dies ist ein weiterer Grund, weshalb der Talentmangel aktuell ein ernstes Problem darstellt.
Für jedes Unternehmen, das in den chinesischen Markt eintritt, ist es daher ratsam, auf Führungstandems zu setzen und einer chinesischen Führungskraft einen erfahrenen leitenden Angestellten zur Seite zu stellen, der dabei hilft, das Geschäft aufzubauen. Dank der zunehmenden Verbreitung von Internet und Smartphones können Unternehmen Social Media zur Unterstützung ihrer Mitarbeiteranwerbung nutzen.
In China gibt es bereits spezielle Unternehmen, die überzeugende Branding-Angebote für Arbeitgeber entwickelt haben, die auf den chinesischen Markt zugeschnitten sind und dafür sorgen, dass Unternehmen die Vorteile von Social Media voll ausschöpfen können. Wichtig ist dabei, auf die lokal teilweise anderen Social Media-Kanäle zu setzen. Was im Westen "Whatsapp" ist in China "WeChatAPP", die derzeit von rund 200 Mio. Anwendern genutzt wird.
Lumesse hat erst vor Kurzem eine Integration zwischen WeChat und TalentLink für einen großen deutschen Pharmaspezialisten abgeschlossen. In der Folge kann der Konzern nun direkt auf WeChat offene Stellen posten, der Nutzer kann die Stellen an mögliche Interessenten weiterleiten und er kann zudem ein Foto seines Lebenslaufs hochladen. Für das Unternehmen war die Integration ein voller Erfolg, denn die Zahl der Bewerbungen hat sich drastisch erhöht und ist auch in qualitativer Hinsicht sehr zufriedenstellend.
Ein-Kind-Politik bedingt hohe Fluktuation
Eine weitere zentrale Herausforderung ist die für europäische Verhältnisse ungewöhnlich hohe Fluktuationsrate. Die Abwanderung von Arbeitskräften hat in China gravierende Ausmaße angenommen – dabei ist eine jährliche Fluktuation von mehr als 60 Prozent nicht ungewöhnlich. Aufgrund der strengen Ein-Kind-Politik in China lastet der Generationenvertrag auf nur wenigen Schultern. Mitarbeiter müssen nicht nur ihren eigenen Lebensunterhalt sichern, sondern meist auch ihre Eltern und Großeltern unterstützen. Das Ergebnis: Selbst das Angebot einer kleinen Gehaltserhöhung reicht aus, um Mitarbeiter in Schlüsselpositionen davon zu überzeugen, den Arbeitgeber zu wechseln.
Gefragt ist an dieser Stelle ein differenzierter Ansatz für Unternehmen in Sachen Mitarbeiterbindung. Dabei sind Unternehmen, die mehr als nur ein einfaches Gehaltspaket bieten, ganz automatisch in einer stärkeren Position. Formelle Empfehlungsprogramme, die wie bei der Recruiting-Lösung TalentLink von Lumesse integriert sind und Anreize in Form von Prämien bieten, können Unternehmen zusätzlich bei der Mitarbeitergewinnung unterstützen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass ein solches System absolut transparent ist und keinen Spielraum für Interpretationen bietet.
Die Herausforderung "frisierter" Lebensläufe
Viele Lebensläufe – insbesondere auf den großen Jobbörsen - sind in China fragwürdigen Inhalts, weil die Angaben der Bewerber häufig "frisiert" sind. Es ist daher entscheidend, die Bewerbung auf Herz und Nieren zu prüfen, um die Berufserfahrung und das angegebene Know-how jedes Bewerbers zu überprüfen. Zudem bieten eine Reihe halbstaatlicher Organisationen wie beispielsweise Fesco Shanghai oder China Start umfassende Dienstleistungen bei der Suche nach den richtigen Bewerbern. Weiterempfehlungen sind zunehmend ein akzeptiertes Verfahren für die Gewinnung hoch qualifizierter Fachkräfte.
Guanxi – von Geschäft und Gefälligkeiten
Neben diesen Umfeldfaktoren dürfen vor allem auch kulturelle Unterschiede in der Recruiting-Strategie nicht außer Acht gelassen werden. Guanxi, also der Austausch von Gefälligkeiten bei Geschäftstätigkeiten, hat in China eine lange Tradition. Diese Art des Beziehungsaufbaus kennt nahezu keine Grenzen, ist zugleich aber exklusiv. Guanxi spielt insbesondere bei der Gewinnung von hoch qualifizieren Nachwuchskräften eine wichtige Rolle. Um Führungskräfte der mittleren und höheren Ebene für ein Unternehmen zu gewinnen, ist es unerlässlich. Auf diese Weise kann man an passende Bewerber gelangen, die auf andere Weise nicht ansprechbar wären.