Die digitale Schule von morgen
Berlin, Dezember 2017 - Was wäre, wenn? Schüler Max, 9 Jahre, sitzt nachmittags am iPad und lernt mit einer Mathematik-App eifrig Bruchrechnung. Bei Fragen klickt er auf die kleine Maus Franky, die ihm spielerisch hilft. Am nächsten Morgen trifft sich Max mit seiner Klasse 3b und Lehrerin Frau Schmidt im Klassenraum, wo er mit seinen Mitschülern Bruchrechnung übt und anwendet. Das Ganze natürlich von Frau Schmidt am digitalen Whiteboard durch Unterstützung der App und Maus Franky angeleitet.
Die Digitalisierung verändert aktuell unser Lernverhalten und das unserer Kinder. Dass sich diese Entwicklung auch auf unsere Bildungseinrichtungen auswirkt, versteht sich beinahe von selbst. Lernen wird digital, unterhaltsam und freier als je zuvor sein, so die Hoffnung.
Beim #excitingEDU Lehrerkongress geht es genau um diese Form der Bildung – digital und zukunftsweisend. Der von der Klett MINT GmbH bereits zum dritten Mal initiierte Kongress, der sich gezielt an Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen richtet, verbindet in Sachen "Digitale Bildung". Mittlerweile ist der jährlich stattfindende Kongress zur führenden deutschsprachigen Tagung für jeden geworden, der Digitalisierung an Schulen in den kommenden Jahren maßgeblich mitgestalten will. Der gemeinsam mit der Full Moon Kids – Spezialagentur für Bildung sowie Kinder-, Jugend- und Familienmarketing – veranstaltete Lehrerkongress brachte Ende November 350 Lehrkräfte aller Fächer mit Vertretern von Bildungsbehörden, Schulträgern, Technologieanbietern und der Bildungsforschung zusammen. Dieses Jahr drehte sich alles erneut um das Thema "Guter Unterricht mit digitalen Werkzeugen".
Wie bereits im Jahr zuvor stellte der Kooperationspartner Stiftung Planetarien Berlin das Zeiss-Großplanetarium am Prenzlauer Berg zur Verfügung und projizierte hier einen spektakulären Twitter-Himmel mit unzähligen Tweets an die Sternenkuppel. Über Stunden hinweg rangierte der Hashtag #excitingEDU auf Platz zwei der Twitter-Charts. Das zeigt, wie brennend das Thema für die deutsche Bildungslandschaft aktuell ist.
Chancen und Hürden für Bildung 4.0
Alles begann auf dem Lehrerkongress mit einer Podiumsdiskussion und der einen Frage: Digital Divide oder digitale Dividende – Wie muss Schule auf die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung reagieren? Dr. David Klett (Geschäftsführer Klett Lernen und Information und Klett MINT), Thomas Jarzombek (MdB CDU, Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Digitale Agenda), Anke Domscheit-Berg (parteilose MdB über die Liste Die Linke), Thomas Zapf (Lehrer) und Steffen Ganders (Director Corporate Affairs Samsung) waren sich auf dem Podium einig, dass Digitalisierung noch zu langsam voranschreite. Laut Zapf wäre eine Möglichkeit für Schulen, Drittmittel für spezielle Technologien wie 3D-Drucker einzuholen. Solche Geräte seien, laut ihm, kein Muss, aber eine gute Ergänzung. Klett bestätigte die Notwendigkeit digitaler Medien und Endgeräte für eine zeitgemäße Bildung. Hierbei sprach er den Endgeräteherstellern eine entscheidende Rolle zu.
Beim Thema "Kooperationsverbot" sind sich die Beteiligten allerdings noch uneinig: Während sich Domscheit-Berg für die Abschaffung des Kooperationsverbotes aussprach, um Investitionsstau im Bildungsbereich abzubauen, bestätigte Jarzombek das Verbot, da es dafür sorge, dass Mittel dort eingesetzt würden, wo sie gerade wirklich benötigt werden. Er untermauerte, dies sei ein Problem auf Länderebene, da hier aktuell noch einheitliche IT-Standards fehlen würden. Klett selbst warnte allerdings vor zu vielen inhaltlichen Vorgaben. Mit welchen digitalen Medien und Inhalten gearbeitet werden soll, müsse von denen entschieden werden, die es betrifft und am besten wissen: Den Lehrenden.
Neuartige Methoden für den digitalen Unterricht
Neben der Podiumsdiskussion tauschten sich die Teilnehmer in 35 thematischen Talks und sechs praktischen Workshops über alltagstaugliche Lösungen aus.
Das Szenario der Schule von morgen, in dem Max digital und dadurch selbstbestimmter Wissen erfährt und dieses gemeinsam mit Lehrerin und Mitschülern festigt, nimmt mehr und mehr Gestalt an. Die Schlagwörter sind digitale Whiteboards, Flipped Classrooms, wo die Hoheit über Informationen nicht mehr alleine bei der Schule liegt und der kollegiale Austausch ins Zentrum des Klassenraumes rückt, oder auch Gamification, wobei Spielmechaniken in einen "spielfremden" Kontext eingebaut werden. Plötzlich werden Maßeinheiten im Mathematikunterricht nicht mehr "nur" auswendig gelernt, sondern spielerisch angewendet. So wird das Schulgebäude von den Schülern eigenhändig ausgemessen und maßstabsgetreu nachgebaut, wodurch das Thema "Maßeinheiten" aktiv umgesetzt und verinnerlicht wird.
Obendrein testeten die Kongressbesucher zwischen den Vorträgen und Diskussionsrunden selbst programmierbare Roboter, WLAN-Hotspots und VR-Brillen, informierten sich über digitale Initiativen wie die HABA Digitalwerkstatt oder Mathehappen e.K. oder lernten neuartige Lern-Apps wie den Unterrichtsplaner Trello oder den digitalen Vokabeltrainer von PONS kennen.
Digitales Lernen: Von der Vision zur Realisation
Dass Lernen heute schon digital möglich ist und Kindern sowie Schülern und Studenten eine Menge Freude bereiten kann, ließ sich an kaum einem Ort besser veranschaulichen als im Zeiss-Großplanetarium. Planetariums-Chef Tim Florian Horn zeigte beim "Wissenschaftstheater", wie modern und atemberaubend sich naturwissenschaftliche Kenntnisse durch digitale Technik vermitteln lassen. Dank einer Fulldome-Projektion projizierten mehrere Videoprojektoren zusammengeschaltet ein hochauflösendes Bild an die Kuppel des Planetariums. Die Zuschauer erlebten das Gefühl, wirklich in die Galaxie zu fliegen, den Sternen sowie noch unbekannten Orten plötzlich ganz nah zu sein und Astronomie live zu erleben.
Digitale Bildung steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Der #excitingEDU Lehrerkongress, der alle Beteiligten verbindet und zusammenbringt, sorgt dafür, dass diese Schuhe wachsen können. Aus Vision wird nach und nach Realität und aus der digitalen Freizeit langsam digitaler Alltag auf allen gesellschaftlichen Ebenen. So lernt Max heute noch mit Stift und Papier. Doch es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er das Heft im Rucksack lässt, sein iPad stattdessen herausholt und mit App & Co. die Bruchrechnung gemeinsam mit Maus Franky lernt.