Geschäftsmodell-Entwicklung

Als Plattform für Personalentwicklung messbaren Mehrwert schaffen

Armin Hopp, Gründer und CMO speexxMünchen, Dezember 2024 - Speexx ist seit Jahrzehnten bekannt als Anbieter von Sprachtraining für Großunternehmen. Doch in den letzten Jahren hat sich das Unternehmen zu einer Plattform für Personalentwicklung weiterentwickelt. Business Coaching und Mentoring nehmen mittlerweile einen großen Stellenwert ein, so dass speexx nun auf "drei Säulen" fußt. Gründer und CMO Armin Hopp schildert die Entwicklung und beschreibt den Einfluss von KI an der Schnittstelle zwischen Menschen und Technologie.

Was ist die treibende Kraft für die jüngsten Entwicklungen von Speexx? 

Armin Hopp: Man kennt Speexx als führenden Anbieter von Sprachtraining für Großunternehmen – weltweit und grenzüberschreitend in fast allen Sprachen verfügbar. Für diesen Zweck haben wir von Anfang an eine technische Plattform gebaut, die letztlich unabhängig von Inhalt und Zweck funktioniert. Wir haben uns in den ersten Jahren schlicht auf einen Zielmarkt fokussiert, auf Sprachtraining für große Unternehmen. 

Bereits 2019/2020 hatten wir im Unternehmen Produktideen, Marktsegmente und Ideen zu unserem weiteren Wachstum und zu unserer Relevanz für unseren Kunden diskutiert. Dabei entstand neben vielen anderen Vorschlägen rund um unser Kerngeschäft auch der Gedanke der Ausweitung des Geschäftsbereichs auf professionelles Business Coaching und damit das Thema digitale Personalentwicklung. Coaching, Mentoring, interkulturelles Training, Führungskräftetraining – also alles, was zu unserer führenden Position im Markt für Online-Sprachtraining passt und mit kommunikationsbasierter Personalentwicklung zu tun hat. 

Dann kam Corona. Und gleich zu Beginn der Pandemie kamen einige Kunden auf uns zu, die bei Speexx bereits das Sprachtrainingsformat "Executive Workshop" nutzten. Das ist ein Konzept für Führungskräfte, die zu jedem Thema einen Trainer gestellt bekommen, der exakt das Sprachtraining liefern kann, das die Führungskraft zu diesem Zeitpunkt thematisch braucht. Das waren häufig CEOs unterschiedlichster Nationalitäten, die kurzfristig auf Englisch eine Aufgabe bewältigen mussten - präsentieren, Vorträge, öffentliche Auftritte, Videokonferenzen, Personalgespräche, usw. 

Hier hat sich der Fokus mit der Pandemie dann sehr schnell und drastisch verschoben auf Themenbereiche wie hybride Arbeitswelt, Resilienz, Führungskräftetraining, Diversität, Inklusion, weil sich Organisationen natürlich schnell umstrukturieren mussten. 

Und in diesem Zusammenhang kamen drei Kundenunternehmen auf uns zu und fragten, ob sie genau dieses Angebot nicht ohne den Fokus auf Sprachentraining haben könnten. Und damit waren wir beim Thema Business Coaching. Wir haben uns dann unter unseren damals weltweit rund 2.000 tätigen Trainerinnen und Trainern umgeschaut und festgestellt, dass darunter erstaunlich viele zertifizierte Business Coaches waren – die meisten davon über die International Coaching Federation (ICF). So kam es, dass wir mit diesen Bestandskunden sehr schnell die ersten Piloten zum Coaching umsetzen und unsere Plattform an die zusätzlichen Anforderungen anpassen konnten Das war gleich zu Beginn sehr erfolgreich, was wir neben der ausgereiften technischen Plattform vor allem auf unseren starken Fokus auf die Qualität unserer Coaches zurückführen. 

Im großen Markt für digitale Personalentwicklung haben den fast unschlagbaren Vorteil einer ausgereiften, etablierten und funktionierenden Plattform, erprobt mit mehr als acht Millionen Nutzern. Das System verfügt über alle wichtigen Sicherheitszertifizierungen, ist mit dem Ursprung und allen Servern in Deutschland DSGVO-erprobt und bei mehr als 1800 Unternehmen weltweit im Einsatz. Unsere Kunden haben dazu den Vorteil, für verschiedene Anforderungen in der Personalentwicklung nur eine Plattform einkaufen und in ihre IT-Umgebung integrieren zu müssen Und dann wir haben die Qualität unserer Coaches. Das ist tatsächlich das Wichtigste. Seit gut drei Jahren führen wir jetzt professionelles Business Coaching auf unserer Plattform für Personalentwicklung durch, und die Ergebnisse sind wirklich sehr gut. 

Ich habe den Begriff schon erwähnt: Speexx ist zu einer Plattform für Personalentwicklung geworden, organisch gewachsen von einem Produkt zu einem umfassenden Angebot für digitale Personalentwicklung. Sowohl beim beruflichen Sprachtraining als auch im Business Coaching geht es immer um konkrete Kommunikationsanlässe – und Kommunikation zwischen einzelnen Personen oder Gruppen ist der Kern unserer Plattform und Expertise.  

Der erste Schritt dahin war professionelles Business-Coaching, der nächste Schritt wird digitales Mentoring sein, dazu zahlreiche Trainingsangebote zu konkreten Skills. Also insgesamt kommunikationsbasierte Personalentwicklung. Kein Compliance-Training oder ähnliches, sondern Angebote, die im Unternehmen messbaren Mehrwert schaffen. 

Wie unterscheidet ihr bei Speexx zwischen Coaching und Mentoring? 

Armin Hopp: Unsere Coaches helfen ihren Coachees dabei, die eigenen – beruflichen und persönlichen - Defizite und vor allem Ziele zu erkennen, zu benennen und an ihnen zu arbeiten. Ein Coach ist kein Trainer. Sondern sie oder er hat Erfahrung damit, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen und Selbsterkenntnis in Verbesserung umzusetzen. Wie gesagt, hier achten wir sehr auf die Qualität der Coaches und arbeiten als Maßstab mit den Kriterien der ICF. 

Mentoring mit Speexx hat ein anderes Ziel. Meist ist der Anlass in einem Unternehmen sehr handfest. Es gibt Mitarbeitende, die etwas wissen und andere, mit denen dieses Wissen geteilt werden soll. Diese Personen effizient zusammen zu bringen und das Wissen festzuhalten, hat einen erheblichen Wert für Unternehmen. So entsteht Wissenstransfer. Und gerade jetzt, da die Babyboomer die Arbeitswelt hinter sich lassen, ist das wichtiger denn je. Und weil das sehr überraschend zu kommen scheint, stehen viele Unternehmen und Personalabteilungen unter großem Druck.  

Dabei geht es weniger um Verhaltensweisen, beispielsweise Führungsqualitäten oder Tipps zum nächsten Personalgespräch, sondern oft um konkrete Themen rund um Arbeitsprozesse in Produktion und Verwaltung. Also, bei den Anforderungen an eine Mentoring-Plattform steht der Transfer von Fachwissen Vordergrund. Und das dann nicht wie bisher auf Papier und mit Excel sondern im großen Maßstab über Abteilungen Standorte und Kontinente hinweg. Damit stellen sich Fragen nach sinnvollen Skills-Taxonomien, dem sinnvollen Einsatz von KI zur Beschreibung von Fähigkeiten, der Erfassung und Speicherung dieses Wissens. 

Diese Herausforderung liegt meiner Ansicht nach komplett bei der Personalentwicklung. Eigentlich ist das Ganze ja eine einfache Rechnung: In den nächsten Jahren verlässt eine geburtenstarke Generation den Arbeitsmarkt. Weniger Mitarbeitende müssen in Zukunft mehr wissen. Eine sinnvolle Antwort auf diese Herausforderung ist der Einsatz einer technischen Plattform für den Wissenstransfer. Aktuell testen wir das Produkt mit einigen Kunden und vor allem mit unserer eigenen Belegschaft, mit vielversprechenden Ergebnissen.  

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz? 

Armin Hopp: Den Begriff Künstliche Intelligenz gibt es ja schon seit 60 Jahren. Und KI wird in vielen Bereichen in HR und PE schon lange eingesetzt, beispielsweise bei Predictive Analytics, in jedem ATS, jedem CRM-System. Mit KI wird in den letzten zwei Jahren etwas verkürzt generative KI bezeichnet. Also eine Technologie, die Daten nicht nur "intelligent" verarbeiten, sondern auch neue Daten, Videos, Avatare, Agenten und vieles mehr, generieren kann. Und die Entwicklung verläuft atemberaubend schnell.

Möglich ist hier sehr viel: In unserem Fall beispielsweise die Ton- oder Videoaufnahme einer Konversation, die Transkription, die Verstofflichung und dann die Katalogisierung von Wissen. Das gibt es ja auch schon, beispielsweise in Microsoft Teams. Auf der anderen Seite stehen erhebliche ethische und datenschutzrechtliche Bedenken. Tatsächlich führen aber viele Unternehmen Lösungen wir Microsoft CoPilot ein und bauen eigene Agents und Sprachmodelle auf Basis der Angebote von OpenAI, Anthropic, Meta und anderen – aber in einer geschützten und sicheren Umgebung.  

Ich vergleiche die Situation heute gerne mit der Diskussion um mobiles Lernen von vor etwa zehn Jahren. Während vor den Werkstoren schon das ganze Leben mit einem iPhone organisiert wurde, durfte es im Unternehmen zum Lernen nicht verwendet werden. Ähnlich ist es heute. Die private Nutzung von KI, auch am Arbeitsplatz, ist viel weiter fortgeschritten als die "offizielle" Nutzung durch die Unternehmen. Und das nach meiner Beobachtung besonders im deutschsprachigen Raum. Da tut sich eine Lücke auf, die von HR und Personalentwicklung geschlossen werden muss. Einmal natürlich im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Aber auch weil sich die Belegschaft sonst den traditionellen Wegen der Informationsbeschaffung – also Lernen – im Unternehmen entziehen wird. Einfach, weil es schneller und oft auch besser geht. 

Eigentlich ist die aktuelle Situation ja ein "Elfmeter" für HR und PE.  

Wir können mit den neuen Möglichkeiten das ganze Paradigma von Learning & Development "Wir machen Kurse und ihr nutzt sie" umdrehen und das, was an Wissen bei den Mitarbeitenden vorhanden ist, strukturiert erfassen und verfügbar machen. Momentan ist es aber eher andersherum. Die Global L&D Sentiment Survey 2024 von Donald Taylor zeigt, dass KI vor allem zum Erstellen von noch mehr Content eingesetzt wird. Da frage ich mich schon, warum? Zum einen wird da repliziert, was es schon gibt – das liegt in der Natur eines großen Sprachmodells. Und warum und wobei sollten noch mehr Kurse helfen? Ganz zu schweigen von der Qualität, die in diesem exponentiell steigenden Ausmaß kaum noch gesichert werden kann. 

Bei Speexx nutzen wir KI genau an der Schnittstelle zwischen Menschen und Technologie. Ich verwende da gerne den Begriff Co-Intelligence von Ethan Mollick. Wir setzen Technologie genau da ein, wo sie unsere Trainer, Autoren, Mitarbeitenden, Administration, Kunden und Nutzer von aufwendigen wiederkehrenden Aufgaben befreit. Letztendlich sparen wir mit dem Einsatz von KI Zeit durch Automatisierung. Und diese Zeit nutzen wir als Kommunikationsplattform für bessere, tiefere und menschliche Interaktion zwischen unseren Trainern, Coaches, Mentoren und Nutzern.