Teil 3

Die Akademie als Geschäftsmodell - Produkte und Lernformen

Tobias HauserMünchen, Oktober 2025 - (von Tobias Hauser, Arrabiata Solutions GmbH) In diesem Teil der Reihe zur Akademie als Geschäftsmodell dreht sich alles um die angebotenen Produkte. Die Vielfalt der Lernformen ist hier sehr groß und reichen vom Präsenzevent bis hin zum reinen Selbstlerninhalt. Die Lernformen beleuchten allerdings nur die Art des Lernens, dazu gehört zum Produkt auch, welchen Kompetenzen die Lernenden damit erhält und wie er sie beweist.

Ein Bildungsprodukt kann unterschiedliche Längen haben vom einstündigen Webinar bis hin zur mehrjährigen Ausbildung. Und auch, was in dieser Zeit gelehrt wird, ist je nach Thema völlig unterschiedlich. Dementsprechend geben wir in diesem Artikel einen groben Rahmen, der in der Praxis mit einer unglaublichen Varianz an Angeboten ausgefüllt wird.

Lernformen

Eine Grundfrage bei jedem Bildungsprodukt ist die Lernform: Die Produktart lässt sich nach analog und digital unterteilen. Analog sind alle Lernevents, die in der realen Welt stattfinden. Das kann der 1. Hilfe-Kurs sein, bei dem digital wichtige Elemente fehlen würden, das kann aber auch ein klassisches Seminar sein, das auch digital abbildbar wäre. Die Übertragung auf die digitale Welt ist das Online-Event, z.B. im Format Webinar oder – oft etwas interaktiver – als Virtual Classroom.

Beiden Formen gemeinsam ist die synchrone Nutzungszeit, das heißt, der Lernende hat einen festen Zeitpunkt, an dem er lernen muss. Die asynchrone und ebenfalls digitale Nutzung markiert dann den Übergang zu den Selbstlerninhalten. Hier ist die Spanne an Möglichkeiten bzw. Lernformaten noch größer: In der einfachsten und didaktisch eher langweiligen Variante sind das Webinaraufzeichnungen oder einfache PDFs. In diese Kategorie fallen aber auch Web Based Trainings, Microlearnings und verschiedene andere Lernformate.
 

 

Präsenzseminare & -events

Online-Events

Selbstlerninhalte

Produktart

Analog

Digital

Digital

Nutzungszeitpunkt

Synchron

Synchron

Asynchron

Skalierbarkeit

Gering

Mittel

Hoch

Beispiele für Lernformate

Schulungen, Workshops, Vorlesungen etc. in verschiedenen Dauern

Webinare, Virtual Classrooms, Online-Schulungen/-Vorlesungen

Lernvideos, Web Based Trainings, Microlearnings, Podcast, Quizzes

Mögliche Lernformen

Die Praxis zeigt, dass für die meisten Themen nicht nur eine der Lernformen sinnvoll ist, sondern oft eine Kombination der verschiedenen Formen und dahinter steckenden Formate. Diese Methodik wird oft als Blended Learning oder auch hybrides Lernen bezeichnet. Im engeren Sinne versteht man darunter die Mischung von analog und digital bzw. auch von synchron und asynchron. Bei der Beurteilung von Produkten in Geschäftsmodellen hat sich für uns allerdings der Ansatz bewährt, weiter zu denken und vor allem die Akteure, vor allem die Lernenden und die Käufer in den Fokus zu nehmen. Ein Beispiel: In einem zeitlich sehr angespannten Umfeld mit schwer planbaren Lernzeiten z.B. in einem Krankenhaus, ist Selbstlernen zu flexiblen Zeiten sicherlich eine sinnvolle Lernform. Andererseits helfen feste Lernzeitpunkte des synchronen Lernens dabei, Verbindlichkeit zu schaffen und das Lernen in den Alltag zu integrieren.

Wofür das Ganze?

Ein zweiter, im Akademiemarketing und -verkauf, extrem wichtiger Bestandteil des Produkts ist, welchen Mehrwert das Bildungsprodukt für die Lernenden und Käufer liefert. Zu erst einmal ist das natürlich Wissen, das dann praktisch nutzbar wird. Neben dem praktischen Nutzen muss der Kompetenzerwerb allerdings oft auch am Arbeitsmarkt oder für Unternehmen gegenüber dem Staat (Pflichtschulungen) oder den eigenen Kunden nachgewiesen werden.

Hier wird es für Akademien spannend, denn sie können die Kompetenzen über eigene Zertifikate belegbar machen. In vielen Bereichen stecken hinter den Kompetenzen auch mehr oder weniger anerkannte Prüfungen, die wiederum einen Markt eröffnen wir Lernangebote zur Prüfungsvorbereitung. So hat der Gräfe &Unzer-Verlag mit seiner Lernplattform Jagdleben z.B. als erstes Produkt einen vollständig digital durchführbaren Lehrgang zur Vorbereitung auf die Theorieprüfung des Jagdscheins aufgelegt und stellt diesen über Jagdschulen bereit.

Vorbereitung auf die theoretische Jagdprüfung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ebenfalls anerkannt und über verschiedene Anbieter prüfbar sind Sprachniveaus mit den berühmten Abstufungen A1, A2, B1 usw. Aber auch im B2B-Bereich finden sich Weiterbildungssysteme. Im medizinischen Bereich sind Ärztinnen und Ärzte z.B. von den Kammern verpflichtet, sich kontinuierlich weiterzubilden. Hierzu können ihre Lehrgänge akkreditieren lassen und dann dafür CME-Punkte vergeben.

Fazit

Egal, welche Produkte und Lernformen eine Akademie bereits einsetzt, in der Prüfung und Erweiterung des eigenen Portfolios steckt eine Vielzahl an Chancen. Eine Strategie für einen klassischen Seminaranbieter könnte sein, das Portfolio um leichter skalierbares Selbstlernen zu erweitern. Eine andere Strategie wäre, die Produkte mit Mehrwert wie z.B. der Prüfungsvorbereitung oder gar mit einem eigenen Siegel und einer eigenen Prüfung zu entwickeln.