Online die weite Welt der Mathematik erobern
Saarbrücken/Lindlar, August 2009 - (von Prem Lata Gupta) Immer öfter sind Lernhilfen in bunte Spielewelten eingebettet. Doch es geht auch mit geringerem Aufwand. Die Initiatoren von www.mathefritz.de und www.mathepirat.de beschränken sich auf das Wesentliche. Ihnen kommt es darauf an, Wissen zu vermitteln und zum Üben anzuregen.
Neben mathefritz.de hat sich Jörg Christmann auch andere URLs schützen lassen. Eine heißt www.mathe-ist-cool.de. Sie verrät viel über die Motivation des Saarbrücker Gymnasiallehrers. Er will Freude an Mathematik vermitteln und findet, dass dieses Fach ein falsches Image hat: "Man kann Mathematik auch einfach erklären."
Mathefritz hat er 2006 gestartet, zunächst mit teilweise eigenen Unterrichtsmaterialien und Klassenarbeiten. Später kamen Lernspiele und Bastelvorlagen dazu, zum Beispiel für ein selbst entwickeltes Brüche-Mau-Mau. Seit Beginn steigen die Nutzerzahlen, anfangs waren es einige Hundert Besuchern pro Tag, inzwischen sind es auch schon mal 4.700.
Die Nutzer finden Mathefritz hauptsächlich durch Suchmaschinen oder durch Werbung in Google Adwords. Jörg Christmann ist stolz darauf, dass mathefritz auch schon von den USA angesteuert oder von Kindern der deutschen Schule in Abu Dhabi genutzt wurde. Er beobachtet die übermächtige Konkurrenz der Verlage und stellt nüchtern fest: "Ich mache alles allein. Die Aufgaben, Layout, Marketing, Kooperation mit Druckereien."
Bisher war die Gestaltung seiner Website eher schmucklos. Aber jetzt hat er einen Auftrag nach außen vergeben - sein Mathequiz soll erstmals in Flash-Optik programmiert werden. Ebenfalls ein neuer Service: Das Mau-Mau müssen sich die Kinder nicht mehr selbst basteln, wer mag, kann es für fünf Euro bestellen.
Neben 170 Aufgabenblättern, die sowohl Schüler als auch anderen Lehrer kostenlos herunterladen dürfen, gibt Christmann Tipps zur optimalen Vorbereitung auf Klassenarbeiten. Sie sind praxisorientiert, zielen auf das Machbare ab und stellen als Schritt-für-Schritt-Programm eine gute Strategie gegen Versagensängste dar.
Echte Hilfe für Schüler hatte auch Stephan Dreisbach im Sinn: Der Begründer von www.mathepirat.de ist Leiter einer Grundschule in Lindlar in Nordrhein-Westfalen. Der 53-Jährige weiß aus Erfahrung: "Sinnerfassendes Lesen ist problematisch für manche Kinder." Dies sei auch der Grund, warum es besonders Grundschülern bei Sachaufgaben oft schwer falle, aus einem Text die Aufgabenstellung herauszufiltern.
Dreisbach, der außerdem Berater für Neue Medien an Schulen ist, hat auf Mathepirat bisher 7.000 Sachaufgaben ins Netz gestellt. Das Angebot richtet sich an Kinder der 1. bis 7. Klasse. Zu den Inhalten gehören auch Kopfrechen-Aufgaben, Zahlenmauern, Statistik oder auch Sudoku.
250.000 Kinder haben sich seit Frühjahr 2007 auf Mathepirat angemeldet. Ein Abonnement kostet zwölf Euro. Für diese vergleichsweise geringe Summe dürfen fünf Kinder einen jeweils eigenen Account einrichten. Damit das Üben mit Mathefritz Spaß macht, können die jungen User Punkte sammeln und sich bei genügend hoher Anzahl auch Urkunden ausdrucken.
Wer ganz clever sein will und gar nichts zahlen möchte, muss sich jedes Mal als Gast einloggen und immer wieder seine Klassenstufe angeben. Allerdings hat er dann auch nur Zugang zu den Sachaufgaben.
Dreisbach arbeitet außerdem mit Schulen zusammen: Dies bedeutet zum einen, dass auch andere Lehrer Aufgaben beisteuern können. Zum anderen können Schulen, genauso wie private Nutzer, ebenfalls eine Lizenz erwerben. Ein echtes Sonderangebot: Sie schlägt für zwölf Monate mit nur 34 Euro zubuche.
Stephan Dreisbach versteht seinen großen Online-Fundus auch als Arbeitserleichterung, für andere Pädagogen und für sich selbst persönlich. "Aus dieser vorgegebenen Palette wähle ich zehn, zwölf Aufgaben als Hausaufgabe aus: Weil ich Zugang zu allen Accounts meiner Schüler habe, kann ich auf einen Blick feststellen, wer alle Lösungen gefunden hat und wer noch Unterstützung braucht."