In den Ferien wird digital gelernt
Hamburg, Juni 2017 – Bald liegt wieder unbeschwerte Sommerferienluft über Deutschland – Schulranzen in die Ecke, Sommer und Freizeit genießen. Möchte man meinen – dabei lernen 59 Prozent aller Schüler auch in den großen Ferien. Das ergab eine repräsentative forsa-Umfrage unter 1.002 Eltern schulpflichtiger Kinder in Deutschland im Auftrag von scoyo. Bereits zum sechsten Mal ermittelt der Online-Lernspezialist die Anzahl der "Ferienlerner", die gleichbleibend hoch ist. Die Intensität bei denjenigen, die auch in der freien Zeit pauken, steigt allerdings: Nahezu jedes vierte Kind in Deutschland (24%) lernt regelmäßig (+1% 2016, +4% 2015), darunter 38 Prozent mehr als zwei Stunden pro Woche (+4% im Vergleich zu 2016 und 2015). Beliebteste Hilfsmittel sind dabei digitale Medien, Übungshefte und die Eltern. Diese sind auch Hauptansprechpartner in Bezug auf den Umgang mit digitalen Technologien, wie eine parallel durchgeführte FACT-Umfrage unter Kindern ergab.
Kinder von Eltern mit Hauptschulabschluss und Einzelkinder tendenziell strebsamer
Auffallend ist, dass Kinder von Eltern mit geringerem Schulabschluss tendenziell häufiger in den Ferien lernen, als Kinder von Eltern mit Abitur oder Studium. Während sich 70 Prozent der Kinder von Eltern mit Hauptschulabschluss in den Ferien mindestens einmalig dem Lehrstoff widmen, sind es unter Kindern von Eltern mit Gymnasialabschluss oder höher "nur" 60 Prozent. Fast die Hälfte der Eltern mit einem bildungsferneren Hintergrund treibt dabei der Wunsch an, dass ihre Kinder "einen möglichst hohen Schulabschluss erreichen".
Ebenso geht aus den Ergebnissen hervor, dass Eltern mit mehreren schulpflichtigen Kindern scheinbar entspannter sind, als Eltern mit nur einem Kind: Während zwei Drittel aller Einzelkinder regelmäßig in den Ferien lernt (66%), fällt nur in jeder dritten Familie mit mindestens zwei schulpflichtigen Kindern wiederholt der Blick auf den Lehrstoff (34%).
Beliebteste Lernhilfen: Digitale Medien, Übungshefte und Elternhaus
Wie wird der Lehrstoff dabei bewältigt? Die forsa-Umfrage unter Eltern ergab: Mütter und Väter selbst (72%), Übungshefte (59%) und digitale Medien (39%) kommen am häufigsten zum Einsatz. Für eine positivere und motiviertere Stimmung in der "Generation Smartphone" könnte dabei der verstärkte Einsatz digitaler Medien sorgen, wie aus der FACT-Umfrage unter Kindern zwischen 8 und 14 Jahren hervorgeht: Mehr als zwei Drittel der befragten Kinder (67%) lernt am liebsten mit einer Lernsoftware oder Online-Programmen und Apps.
"Lernen mit PC, Tablet und Smartphone macht viele Schüler erst einmal neugierig und motiviert sie. Diesen Effekt können Eltern und Schüler gemeinsam nutzen, um eine möglichst sinnvolle Bildungserfahrung zu machen", erklärt Dr. Florian Sochatzy, elearning-Experte und Geschäfts-führer des Instituts für digitales Lernen. "Allerdings bietet der Markt eine große Spannbreite an Angeboten – von völlig nutzlosen werbefinanzierten Apps bis hin zu hochwertigen Anwendungen, mit denen das Entdecken und Üben durchdacht und spielerisch gelingen kann. Die zeitliche Belastung sollte allerdings nicht allzu hoch angesetzt werden, schließlich sind es ja immer noch die Ferien."
Gemeinsam mit den Eltern lernen steht bei Schülern ohnehin ebenfalls hoch im Kurs: Für nahezu die Hälfte der Kinder (45%) sind die Erziehungs-berechtigten einer der beliebtesten Lernbegleiter – nicht nur beim Schulstoff. Mütter und Väter sind auch Ansprechpartner Nummer Eins beim Erwerb digitaler Kompetenzen. 53 Prozent der Kinder gaben an, ihr Wissen über die digitale Welt von den Eltern zu erhalten. Die Schule ist dabei mit 27 Prozent in ihrer Relevanz weit abgeschlagen. Insgesamt ist aber fast jedes dritte Kind (eher) nicht der Meinung, genug über die digitale Welt zu lernen.
Hoher Leistungsdruck Grund für hohes Lernpensum in Ferien?
Generell ergab die FACT-Umfrage unter Schülern aber auch: über zwei Drittel lernt "gar nicht gerne" oder "weniger gerne" in den Ferien. Dabei empfindet es nahezu jedes dritte Kind (31%) als nicht notwendig, sich in der schulfreien Sommerzeit dem Lehrstoff zu widmen. Steckt also ein hoher Leistungsdruck aus dem Umfeld dahinter? Dass sich mehr als jeder fünfte Schüler im Sommer mit Matheformeln und Grammatik beschäftigt, um sich, nach eigener Aussage, "auf das neue Schuljahr vorzubereiten", deutet weiter darauf hin. Auch die in der forsa-Umfrage von den Eltern angegebenen Hintergründe zur Ferienpaukerei ihrer Kinder lassen Rückschlüsse auf einen allgemein gespürt hohen Leistungsdruck zu: 67 Prozent sind der Meinung, der Schulstoff müsse gefestigt werden, fast die Hälfte der Eltern nannte die Vorbereitung auf das nächste Schuljahr als Grund. Für lediglich ein Drittel ist ein konkreter Nachholbedarf Antrieb für das Lernen in den Ferien.
"Eltern verspüren leider einen anhaltend hohen Druck in Bezug auf die Ausbildung und Erziehung ihrer Kinder. Alle wollen nur das Beste, übersehen dabei aber leicht, dass es nicht immer das Gymnasium und Studium sein muss. Am Wichtigsten bleibt: Kinder sollen motiviert und mit Spaß lernen, ihre Stärken entdecken und ausbauen sowie ihre Persönlichkeit entwickeln. Sie müssen zu kompetenten Menschen werden. Dafür brauchen sie Zeit, auch und gerade jenseits der Schulbücher", kommentiert Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo, die Ergebnisse.