Französisch lernen per Videokonferenz
Bonn, März 2007 - Zum eTwinning Projekt des Monats wurde die Schulpartnerschaft der dritten und vierten Klassen der Keilberthschule in München und der französische Ecole Primaire de Saint Maximin gewählt. Seit über einem Jahr praktizieren die Partnerschulen das authentische Fremdsprachenlernen über das Internet.
Wir wollten unseren Sprachunterricht attraktiver gestalten und vor allem die an der Schule vorhandenen technischen Möglichkeiten nutzen. Die neue Idee war Medien und Fremdsprachen zu verbinden", sagt Nicole Imbert-Buckenmaier, Französischlehrerin an der Keilberthschule. So kam es, dass sie sich gemeinsam mit ihrer französischen Partnerschule bei eTwinning, einem Projekt von Schulen ans Netz e.V., angemeldet hat. Seitdem treffen sich die Partnerklassen regelmäßig jeden zweiten Dienstag online.
Ein modernes Konzept für den Fremdsprachenunterricht
Was in Fachkreisen "intercultural communicative approach" heißt und das authentische Fremdsprachenlernen in realen Lebenswelten beschreibt, haben Nicole Imbert-Buckenmaier und ihr französischer Kollege Régis Bracq längst in ihren Sprachunterricht integriert. Denn ihr Fremdsprachenkonzept baut auf ihrer Partnerschaft auf. In der Praxis sieht das so aus, dass die Schulen gleichzeitig dieselben Themen behandeln.
Diese haben sie vorher zusammen vorbereitet und im Unterricht parallel eingeübt. Themen sind z. B. meine Schule, meine Stadt, meine Lieblingsmusik oder meine Freunde und meine Familie. Dazu werden Sätze und Fragen in der jeweiligen Fremdsprache eingeübt. So gibt es immer im Wechsel jeden Dienstag eine Vorbereitungsstunde und ein virtuelles Treffen mit der Partnerschule. Die virtuelle Stunde läuft abwechselnd in Französisch und in Deutsch, damit die Kinder das Erlernte praktizieren.
Lehrer sind die Moderatoren
"Hallo, ich heiße Théo." Der französische Junge kommt an die Webcam. Und dann tauschen sich die Kinder aus, die sich anfangs als Brieffreunde kennengelernt haben. "Wir haben ihnen beigebracht, immer zurückzufragen damit ein Dialog entsteht. Außerdem sollen die Schüler immer in ganzen Sätzen antworten, um den Brieffreunden ein Sprachmuster in der Fremdsprache vorzugeben", erklärt die Französischlehrerin der Keilberthschule.
"Es gibt Rituale und Regeln bei der Begrüßung und der Verabschiedung. Wir, mein Kollege Régis Bracq und ich, sind abwechselnd die Moderatoren, je nachdem in welcher Sprache die Stunde abläuft." Die Unterrichtsvorbereitung und den Austausch von Unterrichtsmaterialien erledigen beide Kollegen in der gemeinsamen Arbeitsumgebung des TwinSpace auf www.etwinning.net.
Die Kinder wollen mit ihren Freunden reden
Mit diesem Konzept des Fremdsprachenlernens fällt die künstliche Situation des Fremdsprachenunterrichts weg. "Die Kinder müssen nicht wegen mir Französisch sprechen, weil ich sie dazu auffordere, sondern weil sie mit ihren Freunden reden wollen", erzählt Nicole Imbert-Buckenmaier. "Das ist für sie ganz wichtig. Und sie merken, dass es egal ist, wenn sie mal ein Wort anders aussprechen. Hauptsache sie werden verstanden, das ist Kommunikation. Da sagt niemand "der spricht das aber falsch aus." So lernen sie auch Toleranz. Außerdem merken sie, dass zur Sprache auch Mimik gehört. Diese Art zu lernen ist lebendiger und absolut motivierend."
Die Videokonferenz per Skype hilft dabei, "die anderen" in ihrer ganzen Persönlichkeit aber auch in ihrer Umgebung wahrzunehmen und die Beobachtungsgabe zu schulen. Denn die Webcam fängt die ganze Atmosphäre ein. "Wenn zum Beispiel in München Schnee liegt oder die Sonne in Frankreich scheint, dann sehen das die Kinder", freut sich Nicole Imbert-Buckenmaier. Daraus entstehen oftmals ganz spontane und situative Fragen. Und falls nicht alle beantwortet werden können, dann geschieht dies hinterher per E-Mail.