Lehrer gegen Technikfreaks: Die große OEB Roboter-Debatte
Berlin, November 2016 - Roboter könnten schon bald Lehrer ersetzen. Genau genommen, könnten sie sie nicht nur ersetzen, sondern sie sollten und werden es auch. Dies ist die Ansicht von zwei führenden Experten für Bildungstechnologien, die Ende des Monats an der OEB-Debatte in Berlin teilnehmen werden. Sie werden den Standpunkt vertreten, dass der Einsatz künstlicher Intelligenz als Ersatz für echte Lehrer die Qualität des Unterrichts steigern und zu besseren Ergebnissen führen wird.
Roboterlehrer "werden nie krank, vergessen so gut wie nichts von dem, was sie gelernt haben, sind rund um die Uhr einsatzbereit und können ihr Wissen überall dort vermitteln, wo es eine Internetverbindung gibt", meint Edtech-Unternehmer Donald Clarke. "Anders als unsere Gehirne schlafen sie nicht acht Stunden pro Tag und, ganz im Gegensatz zu uns, bekommen sie es auch nicht mit den menschlichen Schwächen zu tun: sie fühlen sich nicht ausgebrannt, gehen nicht in Rente und sterben auch nicht."
Gemeinsam mit seinem Mitstreiter Christoph Benzmüller von der Freien Universität Berlin wird Clarke die These "This House believes that artificial intelligence could, should and will replace teachers" zur Diskussion stellen, bei der argumentiert wird, dass künstliche Intelligenz Lehrer ersetzen könnte, sollte und wird.
"Die OEB-Debatte ist stets sehr lebhaft", so Harold Elletson, ehemaliger Abgeordneter im britischen Parlament, der die Moderation übernimmt, "doch in diesem Jahr wird es wohl eine besonders explosive Diskussion geben. Die Stimmung kocht hoch, wenn es um die Nutzung von künstlicher Intelligenz in der Bildung geht, und die Vorstellung, dass Roboter Lehrer schon bald komplett überflüssig machen könnten, ist Sprengstoff."
Gegen diese Auffassung argumentieren die futuristische Denkerin Nell Watson, Gründerin von "Poikos", sowie Andrew Keen, Autor von "The Internet is not the Answer" und Geschäftsführer des "FutureCast-Salons". Sie sind der Ansicht, dass Lehrer viele Rollen ausfüllen, die nicht durch künstliche Intelligenz ersetzt werden können.
"Ich kann mir vorstellen, dass Maschinen herausragende Coaches sein werden, vielleicht sogar besser als Menschen", meint Watson, "doch wenn es darum geht, die besten Fähigkeiten von Mentoren zu ersetzen, bezweifle ich, dass Maschinen in naher Zukunft realistischerweise die Rolle von Menschen in dieser Hinsicht übernehmen werden."
"Dies kann unter Umständen zu einer Debatte 'Lehrer gegen Technikfreaks' werden", meint Elletson, "doch es ist eine gute Gelegenheit, um sich über wichtige Ideen auszutauschen. Es wird unterhaltsam werden, es wird jede Menge Tumult geben und am Ende des Abends werden wir alle sehr viel mehr über das Potenzial von künstlicher Intelligenz in der Bildung und die Probleme in Verbindung mit deren Weiterentwicklung wissen."
Um die Rolle der digitalen Bildung und vor allem wie diese in der Schule umgesetzt werden soll und kann, geht es auch heute und morgen auf dem nationalen IT-Gipfel in Saarbrücken. Digitale Bildung ist ein Schwerpunktthema des Gipfels. "Digitale Bildung von der Schule bis hin zum lebenslangen Lernen in Deutschland kann zu einer Erfolgsgeschichte werden, wenn wir alle Kräfte und Ressourcen bündeln", sagt Bundesbildungsministerin Johanna Wanka zum Auftakt des Gipfels in Saarbrücken.
Die Bildungsministerin ist Schirmherrin der OEB, der jährlichen Konferenz für technologiegestütztes Lernen, die im Hotel InterContinental Berlin vom 30. November bis zum 2. Dezember veranstaltet wird. Die Debatte findet am Donnerstag, 1. Dezember, von 17.45 Uhr bis 19 Uhr statt.