Corona-Pandemie hat die Digitalisierung der Weiterbildung beschleunigt
Bonn, Juli 2022 - Dieser Tage ist der nationale Bildungsbericht "Bildung in Deutschland 2022" erschienen, der die zentralen Leistungen und Herausforderungen des gesamten deutschen Bildungssystems darstellt. Schwerpunktthema 2022 ist das Bildungspersonal und dessen Struktur, Entwicklung, Qualität und Professionalisierung. Der Bericht beleuchtet die Entwicklung des Bildungssystems unter den Bedingungen der Corona-Pandemie.
Kein anderer Faktor hat sich in den letzten Jahrzehnten so stark auf die Weiterbildung ausgewirkt wie die Corona-Pandemie. Im ersten Halbjahr 2020 ist etwa das betriebliche Weiterbildungs-Engagement um 21 Prozentpunkte gesunken; Angebote wurden häufig auf digitale Formate umgestellt. Das pädagogische Personal erlitt durch diese besonderen Beschäftigungsbedingungen zeitweise starke Einkommensverluste. Die Weiterbildungsbeteiligung blieb trotz der (lockdownbedingten) Einschränkungen im Jahr 2020 hoch: Unter den 18- bis 69-Jährigen bildeten sich 57 Prozent non-formal und sogar 69 Prozent informell weiter.
Der hohe Bedarf an Weiterbildung erklärt sich u. a. durch den Struktur- und Klimawandel sowie die fortschreitende technologische Entwicklung. Er beschert dem Bildungsbereich auch höhere bildungspolitische Aufmerksamkeit: die Bildungspolitik reagierte u. a. mit der Nationalen Weiterbildungsstrategie auf drängende Herausforderungen wie der Qualifizierung von Fachkräften oder der Fort- und Weiterbildung des Bildungspersonals.
Der Trend geht deutlich zu kürzeren und digitalen Veranstaltungen, die sich auf die verschiedenen Anbietertypen jedoch sehr unterschiedlich verteilen. Offen bleibt, wie die Anbieterlandschaft der Weiterbildung in den nächsten Jahren aufgestellt sein muss, um annähernd gleiche Beteiligungschancen für alle Erwachsenen in Deutschland zu ermöglichen. Nicht zuletzt, weil sowohl das Lernen Erwachsener mit digitalen Medien als auch der regionale Zugang zu Weiterbildung in Deutschland ungleich verteilt sind.