Teil 2

Die Akademie als Geschäftsmodell – Akteuere & Rollen

Tobias HauserMünchen, Oktober 2025 - (von Tobias Hauser, Arrabiata Solutions GmbH) Jedes Geschäftsmodell hat verschiedene Akteure. In der einfachsten Konstellation gibt es einen Verkäufer und einen Käufer oder übertragen auf den Bildungsmarkt einen Bildungsanbieter – die digitale Akademie – und den Lernenden, der sich den angebotenen Inhalt gekauft hat.

Die Analyse von Akteuren und Rollen eines Akademie-Geschäftsmodells mag auf den ersten Blick etwas trivial wirken. Ein genauer Blick lohnt erfahrungsgemäß dennoch, da das Geschäftsmodell und die Zielgruppen damit besser verständlich werden. Und oft liegt die Antwort für ausbleibenden Erfolg bei Akademien genau darin, in einer genauen Analyse derjenigen, die den Lerninhalt kaufen und/oder durchführen müssen.

Welche Akteure gibt es?

Grundsätzlich hat jede Akademie Lernende, die das Wissen erfassen sollen. In vielen Akademie-Geschäftsmodellen sind das auch die Käufer des Lerninhalts. Im B2B-Bereich ist es aber auch häufig der Fall, dass die Käufer z.B. in der Personalentwicklung sitzen und den Lerninhalt für das gesamte Unternehmen einkaufen. Auch die Konstellation, dass eine vorgesetzte Rolle für die eigenen Mitarbeitenden Lerninhalte einkauft, ist häufig anzutreffen. Die dritte wichtige Rolle ist der Wissensträger oder Lehrende. Er kann direkt in der Akademie angestellt sein oder auch als freiberufliche Lehrperson für die Akademie arbeiten. Bei eLearning-Inhalten tritt die Lehrperson oft auch in den Hintergrund, denn der Inhalt wird einmal erstellt oder auch extern eingekauft.

Die Akteure und Rollen einer Akademie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die anderen drei Akteure sind etwas schwieriger zu verstehen: Werbetreibende können Sponsoren oder Inserenten im Rahmen einer Lernplattform sein. Ein Beispiel wären Pharma-Unternehmen, die Bildungsangebote von medizinischen Fachverlagen sponsern. Datenverwertende nutzen die Daten aus der Akademie in anderen Geschäftsmodellen, so könnte LinkedIn z.B. aus der eigenen LinkedIn Learning-Akademie ableiten, welche Kompetenzen aktuell auf dem Arbeitsmarkt besonders gefragt sind.

Vernetze Organisationen sind zu guter Letzt ein Sammelbecken an Akteuren, die indirekt am Geschäftsmodell beteiligt sind. Das kann z.B. die Arbeitsagentur sein, die mit ihrer Förderung für viele Bildungsanbieter die Grundlage des Geschäftsmodells darstellt.

Eine Beispielanalyse

Ein weiteres Beispiel für eine vernetzte Organisation könnte auch ein Verband sein, der eine eigene Akademie betreibt, um seinen Zweck zu erfüllen und seinen Mitgliedern einen Mehrwert zu bieten. Schauen wir uns dieses Geschäftsmodell beispielhaft an, denn hier kommen die Wissensträger und die Lernenden aus der gleichen Zielgruppe.

 

Das Geschäftsmodell einer Akademie eines Verbandes mit den Akteuren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Verband selbst gründet eine Akademie. Man könnte nun einwerfen, dass solche Akademien oft nicht als direktes Ziel haben, Gewinn zu erwirtschaften. Aber selbst, wenn sie "Non Profit"-Organisationen sind, entsteht in der Akademie ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb und es entstehen Wertschöpfungsziele. Der größte Fehler wäre hier, sich nicht um den Erfolg des eigenen Akademie-Geschäftsmodells zu kümmern.

Die Akademie wiederum beauftragt Wissensträger aus dem eigenen Verband mit der fachlichen Erstellung von Lerninhalten. Bei der Produktion können natürlich noch noch interne oder externe eLearning-Spezialisten zum Einsatz kommen. Für die Mitglieder des Verbandes ist die Bereitstellung der Wissensinhalte meist ein Reputationsgewinn. Daneben ist ein monetäres Honorar oft von geringerer Bedeutung.

Die Lerninhalte selbst werden von allen Mitgliedern des Verbandes genutzt und sind oft pauschal über die Mitgliedschaft bezahlt. Manche Bildungsprodukte wie Präsenzveranstaltungen können allerdings auch mit zusätzlichen Kosten verbunden sein. Oft gibt es hier im B2B-Bereich hinter den einzelnen Lernenden noch eine Organisation, die der eigentliche "Käufer" des Akademieangebots ist.

Fazit

Wir haben es in der Beratung vieler Akademien erlebt, wenn man sich die Zeit nimmt, die eigenen Akteure und Rollen zu durchleuchten, ergeben sich neue Erkenntnisse und Möglichkeiten, das eigene Geschäftsmodell zu erweitern und zu optimieren.