Gravierende Veränderungen durch selbstfahrende Autos
Berlin, Dezember 2018 - Eine Mehrheit der Bundesbürger wünscht sich, dass Autos zumindest in bestimmten Situationen autonom fahren. Davon versprechen sie sich weniger Unfälle und mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, aber auch einen niedrigeren Verbrauch und eine geringere Umweltbelastung. Das sind Ergebnisse einer Studie von Bitkom Research im gemeinsamen Auftrag des Digitalverbands Bitkom und des TÜV-Verbands (VdTÜV). Gleichzeitig machen sich die Bürger Sorgen um technische Fehlfunktionen, Hacker-Angriffe auf die Fahrzeuge sowie den Datenschutz. Und so wünscht sich eine breite Mehrheit der Bevölkerung transparente Regeln für die in der vernetzten Mobilität anfallenden Daten und regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen der entsprechenden Systeme in den Fahrzeugen.
"Die Frage ist nicht, ob vernetzte und autonome Autos auf unseren Straßen fahren werden. Es geht ausschließlich um das Wann – und um die Frage, wer die Technologie dafür entwickelt, wer die Fahrzeuge herstellt und unter welchen Voraussetzungen sie auf die Straße dürfen", sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. "Der TÜV ist keine Spaßbremse, die den Bürgern die Mobilität erschweren will, sondern ein Innovationstreiber, indem er Vertrauen schafft. Vertrauen ist die Grundlage für die Akzeptanz neuer Technologien", sagte Dr. Joachim Bühler, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VdTÜV.
Drei Viertel der Befragten (74 Prozent) wünschen sich, dass das Auto zumindest in bestimmten Situationen selbstständig fährt. Vor allem beim Ein- und Ausparken (65 Prozent) und im Stau (54 Prozent) ist eine solche Funktion begehrt. Weniger häufig wird autonomes Fahren im fließenden Verkehr auf der Autobahn (28 Prozent) oder auf der Landstraße (18 Prozent) gewünscht, nur 17 Prozent hätten autonome Systeme gerne in kritischen Verkehrssituationen, um einen Unfall zu vermeiden, und nur 8 Prozent grundsätzlich während der gesamten Fahrt.
"Während es Einparkhilfen, Spurhalteassistenten und automatische Notbremssysteme bereits gibt und die Menschen sich eine solche Unterstützung vorstellen können, fehlt es offenbar noch an der Fantasie, dass das Auto grundsätzlich alleine fahren kann. Der Computer am Steuer wird aber nicht müde und lässt sich auch nicht ablenken – vieles spricht für das autonome Fahren", so Rohleder.
60 Prozent der Bundesbürger sagen, selbstfahrende Autos würden mehr Sicherheit für Fahrzeuginsassen oder andere Verkehrsteilnehmer bringen, 29 Prozent rechnen mit weniger Unfällen. Zugleich erwarten 43 Prozent einen geringeren Verbrauch und 27 Prozent geringere Umweltbelastungen. Auch mehr Zeit für den Fahrer und mehr Fahrkomfort gibt jeweils jeder Vierte (26 Prozent) als Plus an. Nur 27 Prozent sehen gar keine Vorteile.
Auf der anderen Seite haben 68 Prozent Angst vor technischen Problemen, 63 Prozent fürchten sich vor Hackern und 52 Prozent vor einer unberechtigten Nutzung der anfallenden Daten durch Dritte. "Daran sieht man deutlich: Sicherheit ist ein ganz zentrales Thema für die Akzeptanz von selbstfahrenden Autos", erläuterte Bühler. Als mutmaßliche Nachteile werden auch die erwarteten Kosten genannt: 42 Prozent rechnen mit hohen Kosten für die Infrastruktur, 35 Prozent sind autonome Autos selbst zu teuer. Und: 37 Prozent wollen sich den Spaß am Selberfahren nicht nehmen lassen.
Für die Automobilindustrie könnte das gravierende Veränderungen mit sich bringen. Denn jeder Dritte, der sich heute schon vorstellen kann, ein autonomes Auto zu kaufen, würde dazu am ehesten zu einem neuen Autohersteller wie Tesla (30 Prozent) oder einem Digitalunternehmen (3 Prozent) gehen. Damit sind die neuen Wettbewerber für Autokäufer ähnlich attraktiv wie die Autohersteller aus Deutschland (36 Prozent) und liegen deutlich vor den klassischen ausländischen Automobilherstellern (18 Prozent). Rohleder: "Das Rennen um die Weltmarktführerschaft bei selbstfahrenden Autos ist gestartet. Wer diese Technologie beherrscht, beherrscht den Mobilitätsmarkt der Zukunft."
Den Durchbruch für autonome Autos erwartet die Mehrheit der Bundesbürger in spätestens 20 Jahren. Dann werden nach der Ansicht von 58 Prozent der Befragten in Deutschland pro Jahr mehr selbstfahrende als herkömmliche Autos zugelassen werden. Jeder Zehnte (10 Prozent) sieht diesen Zeitpunkt bereits in zehn Jahren erreicht – und nur 15 Prozent gehen davon aus, dass auch in mehr als 25 Jahren noch überwiegend nicht autonome Autos zugelassen werden. "Damit Deutschland bei vernetzter Mobilität und beim autonomen Fahren eine Führungsrolle übernehmen kann, müssen wir massiv in eine digitale Infrastruktur investieren und dafür sorgen, dass bestehende und neue Gesetze die Mobilität der Zukunft nicht behindern, sondern fördern", so Rohleder.