mmb Learning Delphi 2024/2025: Lernen wird intelligenter
Essen, April 2025 - Lern-Expert:innen erwarten eine starke Zunahme des Stellenwerts von Large Language Models (LLMs) sowie text- und bildgenerierenden KI-Tools für Bildungs- bzw. Lernzwecke. Für Lernende zum Beispiel bei der Erstellung von Präsentationen und Vorträgen sowie beim KI-basierten Programmieren. Für Lehrende bei der Erstellung von Aufgaben und Formulierung von Lerninhalten, aber auch für verschiedene Verwaltungsaufgaben. Für Bildungsanbieter in erster Linie zur Vergabe von Metadaten für Lerninhalte.
In diesem mmb-Trendmonitor präsentiert das mmb Institut die Ergebnisse der Trendstudie mmb Learning Delphi aus dem Winter 2024/2025. Die jährliche Befragung von eLearning-Expertinnen und -Experten zum digitalen Lernen fand mittlerweile zum 19. Mal statt.
Die Ergebnisse in der Zusammenfassung:
Die Expertinnen und Experten erwarten eine tendenziell starke Zunahme des Stellenwerts von Large Language Models (LLMs) in der Bildung. Doch fast ebenso hoch ist der prognostizierte Stellenwert für bildgenerierende KI-Tools.
Folgende Einsatzzwecke für KI in der beruflichen Bildung werden als besonders sinnvoll angesehen: Für Lernende die Erstellung von Präsentationen und Vorträgen sowie KI-basiertes Programmieren, für Lehrende die Erstellung von Aufgaben und Formulierung von Lerninhalten, aber auch für verschiedene Verwaltungsaufgaben. Bei den Bildungsanbietern erhält die "Vergabe von Metadaten zur Beschreibung von Lerninhalten" den höchsten Wert aller genannten Zwecke.
Noch etwas größer als im Vorjahr ist der Anteil der Befragten, die mit Blick auf die kommenden drei Jahre bei Bildungsproduzenten und Lehrenden einen Einsatz von LLMs für selbstverständlich halten (93%, Vorjahr 90%). Vier von fünf Befragten prognostizieren eine Arbeitserleichterung für Lehrende durch KI-Assistenz. In dieser gewonnenen Zeit können sie sich stärker im die inhaltliche und motivationale Betreuung einzelner Lernenden kümmern – meinen rund drei Viertel aller Befragten. Dennoch wird wiederum mehr Zeit benötigt, um die Qualität von KI-Ergebnissen zu prüfen, schätzen 71 Prozent der Expertinnen und Experten. Weiterhin rechnen zwei Drittel von ihnen damit, dass durch die Nutzung von Generativer KI auch Kompetenzen verloren gehen (Stichwort "Deskilling").
Wie wirkt sich die EU-KI-Verordnung auf das Bildungssystem aus? Eine Kennzeichnung von KI-Ergebnissen wird von einer großen Mehrheit befürwortet. Zwei Drittel der Expertinnen und Experten befürworten die Vorteile für Lernende, die sicher und unbedenklich KI-Tools zum Lernen nutzen können. Doch noch mehr (81%) sehen die hohen bürokratischen Aufwände für Produzenten und Betreiber der KI-Anwendungen.
Bei den Lerntechnologien und -konzepten, die in den kommenden drei Jahren eine zentrale Rolle spielen werden, dominieren in diesem Jahr erstmals "Chatbots/Lernassistenten", denen 94 Prozent der Befragten eine künftig zentrale Rolle attestieren. Der Klassiker des digitalen Lernens, "Blended Learning", rangiert in diesem Jahr nur noch auf dem vierten Platz (83%, im Vorjahr noch 89%).
Im Langfristtrend der Lernformen haben Konzepte wie Webinare und Blended Learning nach Einschätzung der Befragten an Relevanz verloren. Nach wie vor einen sehr zentralen Stellenwert haben hingegen Video-Tutorials und Learning Nuggets. Hinzu kommen mit Chatbots/Lernassistenten und Adaptive-Learning zwei KI-gestützte Lernformen, die in den letzten Jahren immer mehr Zuspruch erhalten. Es zeichnet sich ein klarer Trend hin zum individuellen Lernen ab. Doch auch das kollaborative Lernen wird durch Team-Kommunikationstools wie "Teams" oder "Google Workspace" wichtiger.
Auch bei den Lernanwendungen, denen die Expertinnen und Experten in naher Zukunft großen kommerziellen Erfolg attestieren, liegen KI-basierte Technologien erstmals vorne. Spitzenreiter ist danach "Adaptive Learning" mit 71 Prozent (Vorjahr 56%). Auch "Chatbots/Lernassistenten" (66%) werden als künftig wirtschaftlich sehr erfolgreich eingeschätzt.
Bei der Bewertung der Umsetzung von "Mein Bildungsraum" (gestartet als "Nationale Bildungsplattform") ist die Skepsis geblieben. Immerhin 39 Prozent der Befragten sehen in den geplanten Funktionalitäten "Registrierung via Single-Sign-on", "Ablage für Bildungszertifikate" und "Infrastruktur zur Verifizierung digitaler Nachweise" eine wertvolle Unterstützung. Etwa ein Sechstel (16%) rechnet mit einem nennenswerten "Impact" auf das Bildungssystem in Deutschland.
In der Hierarchie der wichtigsten Lerninhalte für das digitale berufliche Lernen hat es das Thema "Künstliche Intelligenz" erstmals auf Rang eins geschafft, gefolgt von dem weiterhin als besonders wichtig erachteten Thema "Future Skills".
Bei den wichtigen Zielgruppen für die digitale Bildungswirtschaft stehen die großen Unternehmen weiterhin ganz oben. Deutlich besser als im Vorjahr werden die überwiegend öffentlich finanzierten Kundengruppen bewertet, vor allem die Öffentliche Verwaltung, aber auch Hochschulen und Schulen.
Bei der Einschätzung des Branchenklimas der eLearning-Industrie gehen die befragten Expertinnen und Experten davon aus, dass den deutschen EdTech-Startups die Zukunft gehört. Ebenfalls als erfolgreich gelten weiterhin die internationalen Bildungsplattformen.
Die Vertreter von eLearning-Unternehmen im Expertenpanel bewerten die eigene wirtschaftliche Entwicklung sehr positiv. Im Vergleich zum letzten Wirtschaftsjahr sind die Umsätze überwiegend gestiegen (58% der Befragten). Auch beim Personal verzeichnen die meisten Unternehmen Zuwächse.