Trendstudie

Weiterbildung muss geändert werden

Erfurt, Juli 2020 - "Der Umbruch am Arbeitsmarkt ist da", sagt Prof. Dr. rer. pol. Kurt Jeschke, Professor und Prorektor Corporate an der IUBH Internationalen Hochschule. Die aktuelle IUBH Trendstudie mit dem Titel "Upskilling – Digitalisierung und neues Lernen", bei der im Frühjahr 2020 über 1.200 Führungskräfte und Mitarbeitende zu den Veränderungen in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung befragt wurden, zeigt bei Unternehmen einen massiven Bedarf an digitalen Bildungsformen sowie zukunftsorientierten – und damit der digitalen Transformation entsprechenden – Bildungsinhalten. 

Grundlage der Studie ist die Frage, ob und in welchem Umfang sich bis in das Jahr 2030 bestehende Berufsfelder neuerfinden oder aber komplett entfallen, während sich der Fachkräftemangel und fehlende Qualifikationen bestehender Mitarbeitender zu einem zunehmenden Geschäftsrisiko entwickeln. "Für bestehende Mitarbeitende gibt es also im Unternehmen in vielen Fällen bald keinen Job mehr, während für neue Aufgaben qualifiziertes Personal fehlt oder die fachlichen Kompetenzen nicht ausreichen, um Aufgaben oder Berufsprofile zukunftsfähig zu machen", fasst Jeschke die Lage zusammen. "Mit unserer Studie fragen wir deshalb nach dem veränderten Kompetenzbedarf in Unternehmen, den erforderlichen Skills und den Anforderungen an die berufliche Aus- und Weiterbildung für Fach- und Führungskräfte."

Der Fokus der Studie liegt dabei konkret auf folgenden Fragen:

  • Wie genau müssen zeitgemäße und effiziente Weiterbildungskonzepte aussehen?
  • Was sind die größten Herausforderungen für Unternehmen, HR, Mitarbeiter und Führungskräfte in unterschiedlichen Branchen?
  • Welche Hard und Soft Skills brauchen MitarbeiterInnen und Führungskräfte heute, um auch in Zukunft ihre Aufgaben erfolgreich zu erfüllen?

Die Ergebnisse der Studie in der Übersicht:

  1. Mitarbeiter wie Führungskräfte sind sich der Entwicklung am Arbeitsmarkt durchaus bewusst. Vor allem Geschäftsführer geben an zu wissen, welche Kompetenzen in den nächsten drei bis fünf Jahren für sie relevant werden. Insgesamt geben 60 Prozent der Teilnehmer an, dass sie sich der benötigten Skills der Zukunft bewusst oder total bewusst sind.
  2. Das Thema Digitalisierung wird als ein wesentlicher Treiber für die Veränderung der Arbeitswelt wahrgenommen. Entsprechend sehen 42,6 Prozent der Befragten im Bereich IT & Technik den größten Bedarf an Weiterbildung. Weitere Bereiche, in denen ein hoher Bedarf am Ausbau fachlicher Qualifikationen besteht, sind Marketing & Kommunikation (29,7 %) sowie Management & Wirtschaft (29,6 %). Kompetenzen sind vor allem in den Bereichen Online & Social Media Marketing (26,8 %), Digitale Businessmodelle (22,0 %) und Data Analytics & Big Data (21,5 %) gefragt.
  3. Ein erstaunliches Ergebnis ist dabei der hohe Anteil von 17,4 Prozent der Befragten, die keinen Handlungsbedarf im Hinblick auf weitere Qualifikationen für die Zukunft sehen. Fast ein Viertel (22,9 %) der kleineren Unternehmen vertritt die Ansicht, dass es keinen besonderen Bedarf am Erwerb der angegebenen fachlichen oder überfachlichen Qualifikationen gebe. Bei Unternehmen ab einer Größe von 500 Mitarbeitern besteht diesbezüglich ein differenzierteres Meinungsbild. Hier äußern sich nur 13,9 Prozent bzw. 18,5 Prozent der Befragten negativ oder neutral gegenüber dem Handlungsbedarf zu zukunftsgerichteten Qualifikationen.
  4. Bei den in Zukunft gefragten Skills gehen besonders große und mittelständische Unternehmen davon aus, dass "weiche" Kompetenzen an Bedeutung gewinnen. Dazu zählen insbesondere Fähigkeiten wie Konfliktfähigkeit und -management (43,6 %), Problemlösungskompetenz (42,3 %) und Teamwork (39,2 %).  Betrachtet man nur das Segment teilnehmender Führungskräfte, sehen diese einen anderen Schwerpunkt. Sie wollen ihre Fähigkeiten vor allem in den Bereichen Mitarbeiterentwicklung (53,8 %), Stressprävention (33,6 %) und dem Bereich "Delegieren & Loslassen" (32,6 %) weiter ausbauen.
  5. Größte Hindernisse bei der Aus- und Weiterbildung sind für die Befragten die fehlende Zeit für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen (40,2 %), daneben Kosten (26,5 %) und keine Zeit, sich mit den Angeboten auseinanderzusetzen (26,5 %).
  6. Mit Blick auf das optimale Lernformat für den Kompetenzerwerb sind sich alle Teilnehmer über die verschiedenen Hierarchieebenen einig: 72,2 Prozent sind der Meinung, dass eine Kombination verschiedener Lernformate den größten Erfolg als Lernform verspricht. Dazu gehören Online-Trainings, vertiefende Präsenzveranstaltungen und die persönliche Begleitung durch einen Coach. Reine Langzeit-Präsenzveranstaltungen (18,7 %) und reines Online-Training (9,1 %) finden bei den Befragten dagegen deutlich weniger Zuspruch, auch weil das Lernen im sogenannten Blended Learning-Format großteils selbstgesteuert erfolgen kann.

Prof. Kurt Jeschke: "Die Studie  stellt überzeugend dar, dass sich am Arbeitsmarkt – je nach Branche und/oder Berufsbild -  immer stärker digitalisierungsgetriebene Kompetenzlücken auftun, die nicht nur für Mitarbeitende sondern die Unternehmen als Ganzes erfolgskritisch sind."