Kein Muss mehr

Bestandskundenpflege alleine genügt nicht

Berlin, Februar 2008 - Digital spirit gehört zu jenen deutschen eLearning-Anbietern, die den Markt seit mehr als einem Jahrzehnt kennen und bedienen. Nachdem sich das Unternehmen einige Zeit in "LEARNTEC-Zurückhaltung" geübt hatte, sprach CHECK.point eLearning mit Geschäftsführer Andreas von Oertzen über seine diesjährigen Eindrücke.




Was hat die LEARNTEC dieses Jahr für digital spirit gebracht?


Andreas von Oertzen:
Die Meinungen über den Erfolg gehen auseinander. Vertrieblich betrachtet haben wir überwiegend Bestandskundenpflege betrieben. Die wenigen Gespräche mit "Laufkundschaft" konnten kaum darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Gesprächstermine im Vorfeld vereinbart worden sind. Der Erfolg wird sich also in den nächsten Monaten vor allem durch die Ergebnisse der selbst gemachten Termine mit den Kunden aus der Industrie einstellen.


Unter PR-Gesichtspunkten war es in diesem Jahr unser Ziel, nach einigen Jahren LEARNTEC-Abstinenz, das neue Content-Produktportfolio für Finance, Compliance und Healthcare sowie die erweiterten Rollout- und Implementierungslösungen im IT-Bereich unter dem neuen Firmenlogo zu präsentieren. Dieses Ziel haben wir aus unserer Sicht erreicht.

Erfüllt die LEARNTEC generell Ihre Erwartungen an eine Leitmesse im Bereich eLearning?


Andreas von Oertzen: Naja, wir werden im kommenden Jahr erneut über die Teilnahme diskutieren. Eine Selbstverständlichkeit ist es nicht. Das Besucheraufkommen lag erneut unterhalb unserer Erwartungen. Die Vermarktungsaktivitäten der LEARNTEC selbst scheinen zu leise zu sein. Es blieb uns nichts anderes übrig, als selbst Besucher auf die Messe zu holen. Dafür stimmt dann das "Give & Take-Verhältnis" am Ende aber nicht. Wir hatten deutlich weniger "Laufkundschaft" aus der Industrie am Stand als wir der Messe mit unseren eigenen Kunden gebracht haben. Wenn letztlich nur jede Firma ihre Bestandskunden am Stand pflegt, ist das nur bedingt attraktiv.

Auch die Mischung zwischen Kongress und Messe passt aus unserer Sicht nicht. In Gesprächen mit Kongressteilnehmern zeichnete sich eher ein kritisches Stimmungsbild ab. Kurz zusammengefasst: Zuviel Theorie, zuwenig Best Practice Referate vom Anwender aus der Industrie.

Die Ausstellerbeteiligung stimmt uns ebenfalls etwas nachdenklich: Wir treffen immer wieder auf Mitbewerber bei unseren Kunden, von denen auf der LEARNTEC jede Spur fehlt.

Was denken Sie perspektivisch über die Chancen der LEARNTEC?


Andreas von Oertzen: Wenn sich die Organisatoren nicht bald etwas einfallen lassen, ist sie aus unserer Sicht gefährdet; die sinkenden Besucher- und Ausstellerzahlen sind deutlich fühlbar. Die LEARNTEC ist unter Anwendern und Spezialisten kein Muss mehr. Ein weiteres Stichwort: CeBit. eLearning ist kein isoliertes Thema, sondern hält immer mehr Einzug unterschiedlichen fachlichen Bereichen.

Natürlich ist es auch wichtig und interessant, die Branche versammelt zu treffen. Für die Anbieter ist es ein nützliches jährliches Zusammentreffen, um sich untereinander auszutauschen und Kontakte zu pflegen. Wir sind gespannt auf die neuen Ideen von der LEARNTEC für 2009 und werden dann entscheiden, ob wir weiterhin teilnehmen werden.


Wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung von eLearning?


Andreas von Oertzen:
Kein Unternehmen ab einer gewissen Größe kommt mehr an eLearning vorbei. Kosten-, Zeit,- und Handlungsdruck, insbesondere bei gewissen Pflichttrainings, machen eLearning unverzichtbar. Viele Themen sind nur noch durch den Einsatz von eLearning effektiv schulbar. Wichtige Vorraussetzung ist zunehmend, dass der Berater oder Dienstleister die Prozesse kennt. So bringt die Durchführung eines internationalen Compliancetrainings in bereits heute ganz andere Anforderungen mit sich als die einer Edu-Marketing-Maßnahme. Der Markt wird weiter wachsen.