Digital Workplace

Nicht Wissen vermitteln, sondern Kompetenzen

Timo MornhinwegStuttgart, April 2018 – Neue Arbeit erfordert neues Lernen, das erscheint sofort logisch. Schwieriger wird es bei der Umsetzung. Frontalunterricht und Digital Workplace passen nicht zusammen und auch bei den Inhalten müssen Unternehmen umdenken. Timo Mornhinweg, Digital Workplace Expert bei der Know How! AG, gibt einen Überblick.

Ausgangslage

"Lernen ist eine vielschichtige Angelegenheit. Das 70:20:10-Modell verdeutlicht das sehr gut: 10 % des Wissens eignet man sich formell an, 20 % lernt man von anderen Personen und 70 % in der täglichen Arbeit. Ich glaube, dass sich diese Gewichtung mit der Digitalisierung verändert. Formelles Lernen wird weniger bedeutend, Informationen aus dem eigenen Netzwerk und Hilfe bei der täglichen Arbeit werden dagegen immer wichtiger."

Herausforderungen

"Lernanbieter müssen umdenken. Das gilt sowohl für uns als Berater, als auch für die verantwortlichen Stellen im Unternehmen. Nach dem Motto 'Der Weg ist das Ziel' geht es nicht mehr nur um die Vermittlung von Wissen, sondern von Kompetenzen.

Bei den Inhalten muss unterschieden werden: Wissen, das für die tägliche Arbeit von Bedeutung ist, muss natürlich vorhanden sein. Nicht kritische Informationen dagegen können bei Bedarf gesucht werden. Hier kommen die Kompetenzen ins Spiel. Die Mitarbeiter müssen fähig sein, schnell eine Lösung zu finden. Anlaufstellen können Tools wie ein Enterprise Social Network (ESN), ein Social Intranet oder ein Performance Support System sein oder auch Experten im Unternehmen."

Netzwerke

"Kontakte sind wichtig für die Karriere – das weiß jeder. Was vielen dabei gar nicht bewusst ist: Auch für die persönliche Weiterentwicklung zählt das Netzwerk, in dem ich mich bewege. Vor allem in sozialen Medien wird jeden Tag Wissen verbreitet. Wenn meine Kontakte gut gepflegt sind, ich ihnen vertraue und sie mit meinem Arbeitsfeld zu tun haben, erhalte ich von ihnen perfekt kuratiertes Wissen. Links zu Artikeln, Podcasts und Videos wurden auf ihre Relevanz und Qualität geprüft, bevor sie mich erreichen.

Ich kann mich also bilden – und das Wissen wiederum sammeln und meinem Team zur Verfügung stellen. Unternehmen, die den digitalen Wandel vollziehen, sollten diese Form sozialen Lernens auf dem Schirm haben und ihren Mitarbeitern durch passende Tools erleichtern. Im besten Fall lassen sich die unternehmenseigenen Lernressourcen kommentieren und erweitern. Hier vertraut man übrigens auf die Kompetenz der Mitarbeiter: Dass sie Informationen nicht nur konsumieren, sondern auch zur Verfügung stellen können."

Erfolgskontrolle

"Wenn sich Lernen nicht mehr auf Wissen konzentriert, sondern auf Kompetenzen, hat das Auswirkungen auf die Evaluation. Unternehmen können zwar viele Aktionen des Lerners verfolgen, aber daraus selten einen ROI ableiten. Ich glaube daher, dass der Lernerfolg in Zukunft noch anders festgestellt werden sollte – z. B. mit Interviews. Dass Frau Müller die Ressourcen zum Thema Mitarbeitergespräch durchgearbeitet hat, weiß das LMS. Dass sie dadurch in der Vorbereitung jeweils 30 Minuten schneller ist, weiß sie aber nur selbst."