Meetingkultur

Viel Reisestress für magere Resultate

Düsseldorf, August 2007 - Die Liste wurde lang, als der Collaborations-Spezialist WebEx für eine Studie Geschäftsreisende nach ihren schlimmsten Meeting-Erfahrungen befragte: Betrunkene Fußballmannschaften im Zugabteil gehörten noch zu den harmlosen Erlebnissen. Insgesamt wurden 250 Personen die beruflich viel reisen und in führenden Positionen tätig sind, befragt.




Die Teilnehmer der WebEx-Studie - allesamt reiseerfahrene Führungskräfte - sind in der Mehrzahl Geschäftsreisen gegenüber skeptisch eingestellt. So schätzen 54 Prozent der Befragten Geschäftsreisen als unproduktiv und anstrengend ein. Schon die Anreise zum Meeting läuft nicht immer glatt. Obligatorisch unpünktliche Züge, volle Autobahnen und überbuchte Flüge machen den Reisenden das Leben schwer. Insgesamt empfinden 58 Prozent der Befragten die Verspätungen als besonders nervig.

Aber auch die lieben Mitreisenden können anstrengend sein. Gestohlene Laptops oder anderweitig verloren gegangene Gepäckstücke sind keine Seltenheit und oftmals machen penetrante Zeitgenossen Geschäftsreisenden das Leben schwer. Wer über 400 Kilometer einen quasselnden Beifahrer im Auto erdulden muss, kommt nicht entspannt zum Ziel.


Naseweise Nachwuchsbanker mit dauerklingelnden Handys, die einen im ICE zwischen Köln und Frankfurt mit ihren glänzenden Karriereaussichten malträtieren, werden von den Befragten ebenfalls vereinzelt gerügt. Da zieht der Geschäftsreisende fast noch Fußballmannschaften vor, die nach ihrem Auswärtssieg nicht nur freudetrunken durchs Großraumabteil wanken.

Übernachtung im Hotel: Andere Länder, andere Sitten

Am Bestimmungsort selbst ist die Odyssee nicht immer beendet. Fehlerhaft oder gar nicht gebuchte Hotels sind eine echte Herausforderung. Ein Teilnehmer musste sich mitten in der Nacht in Stockholm eine Unterkunft suchen. Als er endlich eine gefunden hatte, stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass dieses Etablissement nur auf Stundenbasis abrechnete.


Auch nicht schön: Die Firma bucht das Hotel, bezahlt aber nicht im Voraus und sagt ihren Angestellten nicht Bescheid. Wer dann keine Kreditkarte griffbereit hat, bekommt gerade im Ausland ein Problem.


Mit der Reiseverpflegung sind viele Geschäftsleute ebenfalls unzufrieden. Über die schlechte Ernährung beklagen sich 41 Prozent, aus Zeitgründen könne man sich unterwegs nicht gesund ernähren.


War da noch was? Ach ja, das Meeting!

Das eigentliche Meeting gerät durch die ganze Aufregung manchmal in Vergessenheit. Ob es am langweiligen Vortrag oder an den vorangegangenen Reisestrapazen liegt: Schlafende Teilnehmer sind ein Dauerbrenner auf der Beschwerdeliste. Der Rest versucht sich mit Bullshit-Bingo die Zeit zu vertreiben, wenn der Sprecher nicht zum Punkt kommt.


Allerdings muss man hier firmenintern Vorsicht walten lassen, denn penetrant von Milestones, Synergieeffekten und Ähnlichem schwafelnde Abteilungsleiter haben für ihre Bingo-spielenden Untergebenen selten Verständnis.

Alles in allem sind die Fluchtmöglichkeiten bei Meetings vor Ort jedenfalls gering bis gar nicht gegeben. Das gilt zumindest dann, wenn man weiterhin seinen Job behalten möchte. Aber das ist ja nicht zwangsläufig der Fall: Ein Teilnehmer wusste von einem Seminar zu berichten, dass sein damaliger Kollege nach nur einem halben Tag verließ. Wie dieser den staunenden Anwesenden erklärte, habe er es wegen plötzlichen Reichtums nicht mehr nötig, weiter an der Schulung teilzunehmen.