Simulation

Mit virtuellen Patienten Therapiefehler vermeiden

Reutlingen, Juni 2009 - Falsche Diagnosen gefährden den Patienten in höherem Maß als Behandlungsfehler, so das Ergebnis verschiedener Untersuchungen. Um eine systematische Herangehensweise bei der Diagnostizierung auszubilden, simuliert die webbasierte eLearning-Plattform "INMEDEA Simulator" der Reutlinger INMEDEA GmbH klinische Abläufe und Situationen. In einem interaktiven, grafisch gestalteten Klinikum behandelt der Benutzer virtuelle Patienten. Dabei erwirbt er spielerisch die Fähigkeit, klinische Entscheidungen zu treffen.




Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in der amerikanischen Fachzeitschrift "Journal of the American Medical Association" (JAMA), bestätigt klar den Nachholbedarf in Bezug auf eindeutigere Diagnostizierung. Der Studie zufolge sterben allein in den USA jährlich 40.000 bis 80.000 Menschen infolge fehlerhafter Diagnosen im Krankenhaus. Rund 14 Prozent aller Nebenwirkungen werden durch Diagnosefehler verursacht. Auf Rechnung von Behandlungsfehlern hingegen gehen höchstens neun Prozent.

"Eine Verbesserung dieser Situation wird vor allem durch ein systematisches, prozessorientiertes Vorgehen erreicht", urteilt Dr. Franz Gerstheimer, Geschäftsführer der INMEDEA GmbH. Mit dem "INMEDEA Simulator" will das Reutlinger Unternehmen daher den angehenden Medizinern spielerisch den systematischen Ablauf zur korrekten Diagnose vermitteln.

In den verschiedenen Fachabteilungen eines virtuellen Krankenhauses können Ärzte, Pflegepersonal und angehende Mediziner ihr Wissen vertiefen und neue Kompetenzen erwerben. In der virtuellen Klinik, die wie ein Computerspiel gestaltet ist, stehen den Lernenden inzwischen mehr als 150 virtuelle Patienten aus 23 unterschiedlichen Fachgebieten zur Verfügung.

Das Lernkonzept sieht vor, dass die Benutzer bereits erlerntes Faktenwissen in möglichst authentischen Fällen anwenden können. Durch die interaktive Arzt-Patienten-Simulation erwerben Ärzte, Pflegekräfte und Studierende wichtiges Handlungswissen und die Fähigkeit, klinische Entscheidungen zu treffen.

Die Krankheitsfälle basieren teils auf realen, teils auf fiktiven Fällen aus dem Lehrbuch. Alle Diagnose- und Behandlungsschritte werden in einer Krankenakte protokolliert und können jederzeit überprüft und kontrolliert werden. Integrierte Zeit- und Kostenerfassungen vermitteln zusätzliche Realitätsnähe.

Durch die realistisch visualisierten Fallgeschichten werden medizinische Leitlinien als optimale Prozesskette abgebildet und eingeübt. Alle Untersuchungen, die der Arzt vorgenommen hat, alle Maßnahmen, die er eingeleitet hat, werden dokumentiert und im Anschluss mit einem vorinstallierten, optimalen Weg verglichen.

Anerkanntes Weiterbildungs-Tool


Der INMEDEA-Simulator ist ein ideales Werkzeug für die Aus- und Weiterbildung. Die Simulation kann in Vorlesungen und Seminare eingebunden werden, eignet sich aber genau so gut für das eigenständige Lernen. Zur Zielgruppe gehören daher medizinische Hochschulen, Universitäten, öffentliche Institutionen oder pharmazeutische Unternehmen, die die Simulation als Weiterbildung zum Erwerb von CME-Punkten anbieten.

Da im Hintergrund eine genaue Dokumentation jeder Entscheidung des Lernenden läuft, können die Landesärztekammern sehr transparent nachvollziehen, dass eine Weiterbildungsmaßnahme tatsächlich stattgefunden hat. An den Universitäten von Tübingen, Münster, Essen, Graz sowie an der Berliner Charité wird das virtuelle Krankenhaus in der Lehre eingesetzt.

Große, virtuelle Welt


Seit Dezember 2008 gehört das ehemalige Start-up-Unternehmen INMEDEA zur CompuGroup Holding AG, eines der führenden eHealth-Unternehmen in Europa. Seither wird das virtuelle Krankenhaus kontinuierlich weiter ausgebaut.

Das Institut für Rechtsmedizin an der Universität Münster entwickelte in Kooperation mit INMEDEA das neue Modul "Virtuelle Leichenschau". Die wenigsten Ärzte oder Studenten können unnatürliche Todesursachen, beispielsweise einen Giftmord, mit 100-prozentiger Sicherheit diagnostizieren - in der virtuellen Leichenschau können sie es üben.

Gemeinsam mit den Landesärztekammern Baden-Württemberg arbeitet INMEDEA zudem an einem weiteren Modul zu seltenen Erkrankungen. Gerade weil die Häufigkeit dieser Krankheiten manchmal nur 1:100.000 beträgt, werden sie von Ärzten oft nicht erkannt. Aufgrund falscher Diagnosen, steht den Patienten dann oft ein leidvoller Ärztemarathon bevor. Viele Krankheiten wären heilbar, wenn sie frühzeitig erkannt würden.

Dr. Franz Gerstheimer, der das Unternehmen INMEDEA aus eigenen Mitteln aufgebaut hat, ist überzeugt: "Viele andere Angebote dieser Art sind trotz öffentlicher Förderung aus der Pilotphase gar nicht herausgekommen Unsere Plattform hingegen ist voll funktionsfähig und weist bereits jetzt eine großer Detailtiefe auf." Weitere Module hat der engagierte Geschäftsführer bereits in Planung.