Virtual Reality als Weiterbildungsinstrument
Saarbrücken, Mai 2017 - Bereits seit einigen Jahren scheuen große Industrieunternehmen keine Kosten und Mühen, wenn es darum geht, ihre Mitarbeiter in virtuellen Welten oder der "erweiterten Realität" für tatsächliche Herausforderungen im Arbeitsalltag fit zu machen. Fast immer stehen diese digitalen Pendants der Realität in nichts nach, was Authentizität und Problemorientierung angeht. Wurden VR-Anwendungen als vollständige Nachbildung der Wirklichkeit bis vor ein oder zwei Jahren noch fast ausschließlich von Großunternehmen genutzt, so entdecken derzeit auch der Mittelstand und teilweise sogar Einmannunternehmen die zahlreichen Potenziale, die in VR-Lösungen stecken.
Neben VR findet auch die sogenannte Augmented Reality zusehends Einsatz in vielfältigen Unternehmenskontexten. Der Unterschied zur Virtual Reality besteht hier lediglich darin, dass die Realität mit virtuellen Elementen angereichert, aber nicht komplett durch eine virtuelle Welt ersetzt wird. Wie Unternehmen ganz unterschiedlicher Größen und Branchen VR und AR nutzen, zeigt der folgende Überblick, angefangen mit den Schwergewichten der Industriebranche.
Die ganz Großen
Große Industrieunternehmen aus der Automobilbranche oder der Maschinenfertigung zählen zu den wenigen, die über das nötige Budget verfügen, um die hohen Aufwendungen für die Entwicklung von VR-Anwendungen zu finanzieren. Außerdem beschäftigen diese Unternehmen in der Regel eine so hohe Zahl an Mitarbeitern, dass sich auch die Produktion aufwändiger Formate mit komplex gestalteten Animationen lohnt. In solchen Großunternehmen sind modernste Virtual Reality-Formate inzwischen fest etabliert und kommen, beispielsweise bei Sicherheitsschulungen auch schon zum Einsatz, ehe der Techniker selbst an der Maschine aktiv wird. Risikosituationen können hier nachgestellt und durchgespielt werden, ohne dass sich der Mitarbeiter dafür in Gefahr bringen muss.
Über AR-Anwendungen werden erfahrenen Mitarbeitern direkt an der Produktionsstraße, über eine Datenbrille oder ein Head-Mounted Display anhand einzelner an der Maschine fixierter Klebepunkte Anweisungen zu den nächsten Arbeitsschritten, Warnungen zu möglichen Risiken oder ganz einfach nützliche Zusatztipps bereitgestellt, wobei der Mitarbeiter die Hände stets frei hat, um an der Maschine zu arbeiten. Über eine digitale Hand – beziehungsweise Werkzeugerkennung – ist die Maschine in der Lage, direkt an den Techniker zurückzumelden, dass er beispielsweise das Werkzeug zu schräg hält oder eine bestimmte Schraube nicht fest genug fixiert hat.
Das ermöglicht nicht nur ein schnelleres, sondern vor allem auch sichereres Arbeiten. Durch beides können innerhalb des Fertigungsprozesses wertvolle Minuten eingespart und Ausfallzeiten vermieden werden, die die Entwicklungskosten finanziell mehr als ausgleichen. Insbesondere zur Schulung von Mitarbeitern oder Auszubildenden mit wenig Praxiserfahrung sind VR beziehungsweise AR-gestützte Trainings inzwischen die beste Wahl, da viele Fertigungssysteme inzwischen als abgekapselte Blackboxes funktionieren, deren innere Prozesse dem Auge des Technikers verborgen bleiben. Mithilfe von VR und AR ist es möglich, diese Prozesse zu visualisieren und nachvollziehbar zu machen – wie ein Röntgenbild in der Medizin.
Die goldene Mitte und kleine Unternehmen
Betrachtet man den Mittelstand und kleine Unternehmen, so ergeben sich teilweise ganz andere Einsatzmöglichkeiten für VR und AR-Anwendungen. So wäre beispielsweise ohne Weiteres denkbar, dass eine Schreinerei eine App für sich entwickeln lässt, mit der sich verschiedene Varianten eines mit VR konzipierten Wunschmöbels dreidimensional über eine AR-App in den Räumlichkeiten des Kunden darstellen lassen. Der Kunde kann auf diese Weise ganz in Ruhe verschiedene Hölzer, Arrangements und Stile unter verschiedenen Lichtverhältnissen auf sich wirken lassen und seine Kaufentscheidung für die zumeist hochpreisigen Einzelstücke ganz bewusst treffen.
Zudem könnte die Schreinerei solche Simulationen zur Präsentation einer Produktlinie auf der eigenen Website nutzen und es dem Besucher gestatten, durch Klicks auf gezielt platzierte Punkte im Raum das Licht anzuschalten, Möbel im Raum umzustellen oder durch Ausklappen deren Funktion zu verändern. Zusätzlich ließe sich direkt in die App eine Chatfunktion integrieren, über die der Kunde dem Hersteller direkt seine Änderungswünsche und Ideen mitteilen könnte. Bei diesem Beispiel wird der Einsatz einer VR bzw. AR-Anwendung also gleichzeitig zum "verkaufsfördernden" Marketinginstrument und zum Kommunikationswerkzeug.
Durch die fortschreitende Entwicklung von Virtual- und Augmented-Reality Anwendungen und deren Anpassung auf den Privatkundenbereich ist es heute möglich, Augmented- und Virtual Reality-Anwendungen auch ohne hohe Investitionskosten in kleinen und mittelständischen Unternehmen einzusetzen. Als Full-Service Anbieter für digitale Weiterbildung setzt sich IMC im Rahmen des Projektes GLASSROOM dafür ein, die entsprechenden Technologien für eine moderne Gestaltung der beruflichen Bildung im Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus zugänglich zu machen und damit den Herausforderungen aus dem Bereich der technischen Kundendienstleistungen wirkungsvoll begegnen zu können. Hierzu zählen insbesondere komplexe Produkte, hohe Fehlerfolgekosten und kurze Innovationszyklen.